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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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Kerl dreist oder unerschrocken genug, sich während ihrer Wartezeit noch einmal zu zeigen, falls er zu dieser Kategorie gehörte.
    Charlotte sah immer wieder von ihrem Buch auf und ließ den Blick unauffällig schweifen. Sie wusste nicht, wann ihr das Taxi, das in einer Parkbucht mindestens fünfzig Meter entfernt stand, zum ersten Mal aufgefallen war. Beachtung schenkte sie dem Fahrzeug jedoch erst, als sie bemerkte, dass es nicht leer war.
    Jemand saß auf dem Fahrersitz und rauchte. Sie sah das regelmäßige Aufglimmen einer Zigarette hinter der Frontscheibe, konnte jedoch weder Gesichtszüge noch sonst irgendwelche Merkmale erkennen. Es gab hier keinen Taxistand. Vermutlich wartete der Fahrer auf jemanden, der ihn hierher bestellt hatte. Möglicherweise war er nicht einmal im Dienst. Das Schild auf dem Dach war nicht beleuchtet.
    Vielleicht nur eine weitere verlorene Seele auf der Suche nach Antworten. So wie sie.
    Zehn Minuten verstrichen, in denen sie versuchte, sich auf die Geschichte in ihrem Buch zu konzentrieren, doch ihr Blick wanderte unwillkürlich immer wieder zu dem Taxi zurück. Wenn der Fahrer auf jemanden wartete, kam derjenige jedenfalls nicht.
    Im Geiste kalkulierte sie den Preis für eine Taxifahrt in die Siedlung. Der Gedanke war verlockend, doch sie entschied sich trotzdem dagegen. Die Kosten für die Fahrt hatten den Gegenwert einer halben Woche Verpflegung. Definitiv zu viel, nur um eine knappe Stunde früher zu Hause zu sein.
    Ihr Interesse war dem Fahrer offenbar nicht verborgen geblieben. Denn wenige Minuten später leuchtete das Taxischild plötzlich auf. Vom leisen Surren des Motors begleitet, lenkte er den Wagen auf die Straße und rollte gemächlich auf die Bushaltestelle zu.
    Charlotte bereitete sich innerlich darauf vor, ihn abzuwimmeln. Bevor es jedoch dazu kam, dass er ihr eine Fahrt anbieten, Charlotte ablehnen und er ihr irgendeinen Fluch entgegenschleudern konnte, weil sie ihm angeblich falsche Signale gesendet hatte, wurde sie von einem unerwarteten Samariter gerettet.
    Ein alter, getunter VW Polo kam mit etwas zu hoher Geschwindigkeit aus der anderen Richtung. Durch das geöffnete Fenster auf der Fahrerseite erhaschte Charlotte einen Blick auf den Studenten, den sie vor zwei Tagen in der Bibliothek kennengelernt hatte.
    Sie sah den Ausdruck des Wiedererkennens in seinem Gesicht, dann legte er eine quietschende Vollbremsung hin. Das Taxi schien jetzt zu beschleunigen, doch der junge Kerl schnitt das andere Fahrzeug mit einem widerrechtlichen U-Turn und fuhr direkt vor ihm in die Haltebucht, die eigentlich nur für Busse gedacht war.
    Während er das Fenster auf der Beifahrerseite hinunterließ und die Musik leiser drehte, kroch der andere Wagen an ihm vorbei. Fast rechnete Charlotte damit, dass der Taxifahrer irgendwie noch seinen Unmut loswerden würde, dann beschleunigte er aber und verschwand.
    Der junge Mann hinter dem Steuer grinste sie an. »Hey, brauchst du eine Mitfahrgelegenheit?«
    Sein plötzliches Auftauchen ließ ein Gefühl in ihrer Magengegend entstehen, das Charlotte gerne unterdrückt hätte. Ebenso wie das Lächeln, das sie ihm unwillkürlich schenkte.
    »Ich warte auf den Bus.« Selbst ihre Stimme klang nicht so abweisend wie beabsichtigt. Verdammt, Charlie, mit dieser Art von Typ bist du doch längst durch , sagte ihr Verstand. Dieser hier ist aber anders , widersprach sofort ihr Bauchgefühl. Shit .
    Er warf einen theatralischen Blick auf das Armaturenbrett. »Wenn sie die Fahrpläne nicht geändert haben, musst du noch gut eine Stunde hier warten. Ich kann dich auch fahren.«
    Sie zögerte. »Das ist nett, aber ich wohne gut zwanzig Minuten von hier und … «
    »Ich fahre gerne durch die Gegend«, erklärte er. »Und ich beiße dich bestimmt nicht.«
    »Bereits im Kindergarten habe ich gelernt, nicht zu Fremden ins Auto zu steigen.«
    »Gerade das würde ich ja gerne ändern. Das mit dem Fremden, meine ich.«
    Sich zu zieren war ausgereizt. Und sie wollte ihn näher kennenlernen, allen schlechten Erfahrungen zum Trotz. Also gab sie dem einladenden Blick seiner grünen Augen und den zurückhaltenden, wenn auch spürbaren Schmetterlingen in ihrem Bauch nach und stieg ein.
    Er fuhr los, bevor er fragte: »Wohin darf die Reise denn gehen?«
    »Garten Eden.« Charlotte beobachtete seine Reaktion aus den Augenwinkeln. Sie fiel anders aus, als sie erwartet hatte, denn für gewöhnlich schlug ihr in solchen Momenten Verwunderung oder unverhohlene Ablehnung

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