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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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beweisen, dass er die Leistungen auch erbrachte, die er abrechnete, indem er ihr den Zeitungsausschnitt zukommen ließ. Oder er war der Auffassung, dass sie es irgendwann bereuen würde, ebenso wie er ihr auch nahegelegt hatte, sich eine anonyme Bestattung gut zu überlegen.
    Er war ein konservativer, überkorrekter Mensch, der nicht verstehen konnte oder wollte, dass sie auch keine andere Bestattungsform gewählt hätte, wenn sie es sich hätte leisten können. Die Todesanzeige schien für ihn eine Art heiliges Erinnerungsstück zu sein, das man in irgendeiner Schublade aufbewahrte oder vielleicht sogar in ein Album klebte.
    Und obwohl sie erst überhaupt keine Signatur in der Anzeige hatte haben wollen und sich dann widerstrebend mit ihrem abgekürzten Namen einverstanden erklärt hatte, hatte er einfach »liebende Tochter« hinzugefügt. Verdammter Idiot!
    Noch dazu ein Idiot, der in gewisser Weise recht hatte.
    Ein anderer Schuldiger auf ihrer Liste war der Mörder. Dieser dreckige Bastard, der ihre Mutter brutal aus dem Leben getilgt hatte zu seiner eigenen perversen Freude. Der Mensch, der ihr ihre Mutter so endgültig weggenommen hatte.
    Charlotte war erst fähig, das Bett zu verlassen, als es draußen bereits dunkel geworden war.
    Im Zelt zwischen den Wohnwagen lief der Fernseher.
    Sie überlegte, zu den anderen beiden nach draußen zu gehen und sich mit ihnen gemeinsam vom Fernsehprogramm berieseln zu lassen. Es war jedoch Mittwochabend, die Zeit der Krimiserien und von Comedy Central . So gerne sie Law & Order und die McFarlane-Zeichentrickserien auch sah, heute Abend war ihr definitiv weder nach Mord und Totschlag noch nach überdrehten Amerikanern und sprechenden Fischen zumute.
    Aus dem Bauch heraus entschied sie, sich an den einzigen Platz zurückzuziehen, an dem sie sich annähernd geborgen und sicher fühlte: die Bibliothek der Praetorius-Universität.
    Nach der Begegnung mit dem Typen, dessen Namen sie noch nicht mal kannte, hatte sie kurzzeitig überlegt, ihre Zugangskarte nicht mehr zu nutzen und der Privatuni fortan fernzubleiben. Doch allein der Gedanke an den Fundus der Bibliothek hatte sie gleich wieder davon Abstand nehmen lassen.
    Dieser Abend war eine gute Gelegenheit, zwei Bücher zurückzugeben und ihre Verzugsgebühren zu begleichen. Der Stand ihres Bibliothekskontos hätte die Universität gemäß den allgemeinen Bedingungen längst zu einer Sperrung ihrer Ausleihkarte berechtigt. Es war wirklich Zeit, sich darum zu kümmern.
    Charlotte zog sich an und gab Dennis und Gisèle beim Hinausgehen nicht einmal ansatzweise die Möglichkeit, sie zu fragen, was los war oder wohin sie wollte.
    Der letzte reguläre Bus fuhr gerade noch, bevor der Fahrplan auf Nachtbetrieb umgestellt wurde. Eine halbe Stunde später betrat Charlotte die Bibliothek.
    Auch hier herrschte bereits Nachtbetrieb, was bedeutete, dass nur ein einziger Bibliothekar anwesend war, der die ganze Nacht über hinter dem Tresen der Büchereiverwaltung saß und – allerdings mit Kopfhörern – fernsah. Für die Überwachung war er nicht zuständig. Das übernahm der campuseigene Wachdienst mithilfe unzähliger Kameras.
    Der junge Mann verdrehte die Augen, als er Charlotte auf den Tresen zukommen sah. Missmutig nahm er die Kopfhörer ab, schenkte ihr aber trotzdem allenfalls die Hälfte seiner Aufmerksamkeit. Er schien von der Sendung gefesselt zu sein, die über den kleinen Flachbildschirm flackerte.
    Charlotte öffnete ihren Rucksack und packte die schweren Bücher auf den Tresen. »Diese beiden möchte ich gerne zurückgeben«, sagte sie höflich.
    Der Mann grummelte irgendetwas, nahm die Wälzer und legte sie nicht gerade sanft auf einen Wagen voller Bücher, die darauf warteten, in die Regale zurückgeräumt zu werden. Dass er sie nicht einfach achtlos hinwarf, war vermutlich nur ihrem Gewicht zu verdanken.
    Als der Bibliothekar sich wieder umdrehte, sah er Charlotte verblüfft an. Er hatte offenbar nicht damit gerechnet, dass sie noch immer dort stand. »Ist noch was?« Sein Tonfall hätte nicht deutlicher machen können, dass er ihre Anwesenheit als böswillige Störung seiner Nachtruhe ansah.
    »Für die beiden Bücher sind Überziehungsgebühren fällig.«
    Eigentlich hätte er die Rückgabe sofort ins System eintragen und die Gebühren einfordern müssen, die im Falle einer Ausleihdauer von über vierzehn Tagen fällig wurden. Beides schien er jedoch nicht vorzuhaben. »Und wenn schon. Morgen ist auch noch ein

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