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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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entgegen.
    Er jedoch schien ehrlich begeistert zu sein. »Ein geiles Fleckchen Erde.«
    »Ist nicht dein Ernst.« Mehr brachte sie nicht heraus.
    »Doch. Ein Kumpel von mir hat dort gewohnt, bevor er nach Hamburg gezogen ist.« Er konzentrierte sich auf die Straße, warf ihr zwischendurch aber immer wieder kurze Blicke zu, in denen sie keinerlei Lüge oder gar Hinterlist entdecken konnte. »Die Zeit, die ich bei ihm in seinem ausgebauten Gartenhäuschen verbracht habe, schmeckte immer irgendwie nach Freiheit und Unabhängigkeit … «
    »Und Widerstand gegen Autoritäten und staatliche Gewalt«, fügte Charlotte hinzu.
    »Ja, das stimmt.« Er nickte. »Kein Jahr vergeht, in dem die Stadtverwaltung nicht mit der Dampfwalze droht, oder? Die kapieren einfach nicht, dass es hundertmal besser ist, in der Siedlung zu wohnen, als sich in irgendeinen städtisch subventionierten, zwanzigstöckigen Sozialbau pferchen zu lassen.«
    Charlotte schenkte ihm einen skeptischen Blick. »Versuchst du gerade, dich bei mir einzuschleimen?«
    »Nein, wieso sollte ich?« Ihr Argwohn schien ihn zu amüsieren. Offenbar hatte er genau diese Reaktion von ihr erwartet. »Bei dir würde das doch überhaupt keinen Sinn machen. Ich würde auf meiner eigenen Schleimspur ausrutschen und voll auf der Fresse landen.«
    Charlotte hüllte sich in Schweigen. Es war besser, ihm nicht zu bestätigen, dass er sie vollkommen richtig einschätzte. Sie mochte es nicht, so schnell durchschaut zu werden.
    Sie hatten »Garten Eden« fast erreicht, als Charlotte, einer plötzlichen Eingebung folgend, in die entstandene Stille hinein sagte: »Danke, dass du meine Schulden in der Bibliothek beglichen hast.«
    Er wirkte eine Sekunde lang verwirrt und schien zu zögern, bevor er antwortete: »Keine Ursache.«
    Er war also tatsächlich derjenige, der ihre Überziehungsgebühren bezahlt hatte. Irgendwie wollte das nicht so recht in das Bild passen, das sie sich bisher von ihm gemacht hatte. Er glaubte wohl kaum, dass er sie dadurch würde beeindrucken können. Oder vielleicht doch?
    Abhaken , dachte sie. Es war nicht so wichtig. Der Betrag fiel selbst in ihrer finanziellen Lage noch unter die Kategorie › Gefallen‹.
    Im Licht der Scheinwerfer tauchte die Einfahrt der Siedlung mit dem verblassten Schriftzug darüber auf.
    »Du kannst mich am Tor absetzen.«
    »Sicher?«
    Charlotte nickte. »Zu Fuß ist man in der Siedlung wesentlich schneller als mit dem Auto.«
    Er widersprach nicht, sondern fuhr rechts ran und machte den Motor aus.
    Ihre Blicke trafen sich im dämmrigen bläulichen Licht des Radiodisplays.
    Dann hielt er ihr plötzlich die Hand hin. Sie ergriff sie nur zögerlich, überrascht über die Geste.
    »Joshua«, stellte er sich vor. »Meine Freunde nennen mich Josh.«
    Charlotte schenkte ihm nur ein Lächeln.
    »Sagst du mir auch deinen Namen?«, fragte er sanft.
    »Den kennst du doch längst.«
    Er nickte. »Ja, schon. Aber ich fände es trotzdem schöner, wenn du ihn mir sagen würdest.«
    »Charlotte. Meine Freunde nennen mich Charlie.«
    »Darf ich dich morgen Abend zum Essen einladen, Charlie?« Er hielt noch immer ihre Hand. Jetzt strich sein Daumen zärtlich über ihre Fingerknöchel.
    Sie ließ einige Sekunden verstreichen, obwohl sie längst wusste, was sie antworten würde. »Okay. Morgen Abend.« Sie entzog ihm ihre Hand, und schon stand sie draußen und warf die Autotür hinter sich zu. Das Fenster war noch immer heruntergelassen. »Ich esse gerne Italienisch. Nichts Extravagantes, Jeans und T-Shirt erlaubt.«
    Er grinste beinahe wie ein Schuljunge. »Ich hole dich um halb acht hier ab.«
    Ohne jede Bestätigung verschwand sie durch das Tor und wurde von der Dunkelheit verschluckt.

11
    Jennifer öffnete die Tür zu Peter Möhrings Vorzimmer und wartete nicht einmal, bis seine Sekretärin den Kopf gehoben hatte. »Wo zum Teufel steckt er?«
    Heidrun Ketzer legte ihren Kugelschreiber beiseite und bedachte den Eindringling mit dem für sie typischen, desinteressierten Blick. »Guten Morgen, Kommissarin Leitner«, sagte sie betont langsam. »Ich nehme an, dass Sie auf der Suche nach unserem Chef sind?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt!« Jennifers Geduld war bereits stark strapaziert, und die Arroganz der Sekretärin trug nicht gerade zu ihrer Beruhigung bei. »Er hat jetzt einen Termin.«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    Jennifer beschlich eine unangenehme Vorahnung. »Wir haben da unten einen Vertreter des Stadtmagistrats sitzen, der angeblich

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