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Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition)

Titel: Todeszeichen: Ein Fall für Leitner und Grohmann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saskia Berwein
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sie um und rannte los.
    Jennifer taumelte und versuchte vergeblich, ihr Gleichgewicht zu halten. Dann krachte sie bereits in die Regale. Glas ging zu Bruch, Parfümfläschchen fielen zu Boden, und sie spürte, wie sich Feuchtigkeit auf ihrem Rücken ausbreitete.
    Sie schaffte es irgendwie, den Sturz abzufangen und nicht zu Boden zu gehen.
    Die Angestellte stand auf der anderen Seite des Verkaufsraums und starrte die Polizistin mit offenem Mund an. Ihr Arm hob sich und deutete mit einer beinahe anklagenden Geste auf die zerbrochenen Parfümflaschen und das heruntergerissene Regal.
    Jennifer ignorierte sie und wirbelte zur Tür herum, durch die Reisig in diesem Moment flüchtete. Sie wollte ihm gerade hinterherrennen, als Grohmann wie aus dem Nichts auftauchte und dem Flüchtenden ein Bein stellte. Reisig flog der Länge nach auf die polierten Marmorfliesen der Einkaufsmeile.
    Jennifer hörte das Krachen, als sein Kiefer auf dem Fußboden aufschlug.
    Dann war sie bereits über ihm und jagte ihm ihr Knie in den Rücken, sodass er schmerzerfüllt aufschrie. Blut tropfte aus seinem Mund und aus einer Platzwunde am Kinn auf den Boden, wo bereits zwei seiner Zähne lagen. Er heulte wie ein Kleinkind, als sie ihm die Arme nach hinten riss und Handschellen anlegte.
    Jennifer betrat den Verhörraum und warf das Handtuch, mit dem sie sich soeben das Genick abgetrocknet hatte, auf den schmucklosen Holztisch. Es roch genauso erbärmlich nach einer Mischung aus unterschiedlichen Parfüms wie sie selbst. Der Gestank klebte an ihrem T-Shirt und in ihren Haaren, und sie fürchtete, dass sie ihn nie wieder loswerden würde.
    Gereizt ließ sie sich auf den Stuhl gegenüber von Gerhard Reisig fallen und unterdrückte einen Schmerzenslaut, als ihr Rücken sie qualvoll daran erinnerte, dass er mit kleinen, brennenden Schnitten überzogen war. Jennifer hatte es abgelehnt, ins Krankenhaus zu fahren, um sich zu vergewissern, dass nirgendwo ein Glassplitter feststeckte.
    Grohmann setzte sich neben sie, den Blick die ganze Zeit auf das schmerzverzerrte, jedoch vollkommen verschlossene Gesicht Gerhard Reisigs geheftet.
    Bisher hatte der Kerl nicht nach einem Anwalt verlangt.
    Das konnte gut für sie sein.
    Er hatte aber auch nichts gesagt. Die Aufklärung über seine Rechte hatte er stoisch über sich ergehen lassen. Keine Frage war über seine Lippen gekommen. Auf das Angebot von Kaffee, Wasser oder Zigaretten hatte er nicht reagiert.
    Das konnte schlecht für sie sein.
    Wenn er dicht machte, hatten sie bereits verloren. Denn abgesehen von seinem Fluchtversuch hatten sie nichts gegen ihn in der Hand.
    Jennifer schlug den Aktendeckel auf, in den sie einige Ausdrucke und Fotos gelegt hatte. Sie blätterte in den bedruckten Seiten, ohne wirklich Notiz von dem zu nehmen, was dort stand, und beobachtete ihr Gegenüber unauffällig.
    Reisig scharrte nervös mit den Füßen.
    Sehr gut.
    Sie schlug den Aktendeckel zu, warf ihm einen abschätzenden Blick über den Tisch hinweg zu und spielte währenddessen mit ihrem Kugelschreiber. Entspannt lehnte sie sich zurück, wurde von ihrem Rücken jedoch erneut daran erinnert, dass das keine gute Idee war.
    »Haben Sie uns irgendetwas zu sagen, Herr Reisig?«, fragte sie schließlich kühl.
    Keine Reaktion.
    »Es wäre besser für Sie, wenn Sie mit uns kooperieren, das sollten Sie eigentlich wissen.«
    Wieder scharrte er mit den Füßen. Offenbar war er sich dieser Reaktion seines Körpers nicht bewusst, obwohl das Geräusch schon fast unnatürlich laut in dem kleinen Raum widerhallte.
    Jennifer stieß einen Seufzer aus und schickte sich an, aufzustehen. »Na gut, dann werden wir Sie eben dem Haftrichter vorführen.«
    Das Wort »Haft« schien ihn dann doch davon zu überzeugen, dass es besser war, sie nicht den Raum verlassen zu lassen. »Haftrichter?«, fragte er. Er versuchte, seine Stimme tonlos klingen zu lassen, seine Überraschung war ihm jedoch deutlich anzuhören.
    Sie setzte sich wieder. »Was dachten Sie denn?«, grummelte sie betont genervt.
    »Ich … wieso?«
    »Was, wieso?«
    »Wieso wollen Sie mich vor den Haftrichter zerren?« Die Aussicht schien ihn zu beeindrucken.
    »Sagen Sie es mir.«
    Er zuckte die Schultern und hob die Hände zu einer fragenden Geste, soweit die Handschellen ihm dies erlaubten. »Ich habe keine Ahnung, warum Sie mich verhaftet haben.«
    »Ach, nein?« Jennifer warf ihm einen finsteren Blick zu und begann dann an den Fingern abzuzählen: »Tätlicher Angriff auf einen

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