Todeszeit
weiteren, deren Namen ich nie gehört habe, irgendein krummes Ding gedreht.«
»Was war das für eine Sache?«
»Keine Ahnung. Ich hatte nichts damit zu tun. Wusste nicht einmal, das Anson so einen Scheiß macht. Und selbst wenn ich wüsste, worum es sich gehandelt hat, wäre das eines der Details, die Sie momentan nicht erfahren müssen. «
»In Ordnung.«
»Wichtig ist nur Folgendes: Bei der Aufteilung der Beute hat Anson die anderen beschissen. Erst viel später haben
sie herausbekommen, wie hoch die Summe in Wirklichkeit war.«
»Wieso hat man dann Ihre Frau entführt?«, fragte Taggart. »Man hätte doch direkt Druck auf ihn ausüben können.«
»An ihn kommt man nicht ran. Er ist zu wertvoll für einige sehr wichtige und harte Burschen. Deshalb hat man sich auf dem Umweg über seinen kleinen Bruder an ihn herangemacht. Über mich. Man meinte, er würde nicht wollen, dass ich meine Frau verliere.«
Mitch dachte, er hätte sich zu verschlüsselt ausgedrückt, doch Taggart erkannte die verborgene Bedeutung hinter seinen Worten. »Aber der wollte Ihnen das Geld nicht geben.«
»Schlimmer. Er hat mich gewissen Leuten ausgeliefert.«
»Gewissen Leuten?«
»Die mich umbringen sollten.«
»Das hat Ihr Bruder getan?«
»Mein Bruder.«
»Und weshalb hat man Sie doch nicht umgebracht?«
Mitch blickte dem Lieutenant unverwandt ins Gesicht. Nun stand alles auf dem Spiel, und er konnte keine Hilfe erwarten, wenn er zu viel zurückhielt. »Die Killer haben Pech gehabt.«
»Du lieber Himmel, Mitch.«
»Also bin ich zurückgekommen, um mir meinen Bruder vorzuknöpfen.«
»Das war bestimmt ein äußerst interessantes Wiedersehen. «
»Champagner gab es keinen, aber er hat sich eines Besseren besonnen.«
»Das heißt, er hat Ihnen das Geld gegeben?«
»Hat er.«
»Wo ist Ihr Bruder jetzt?«
»Am Leben, aber gefesselt. Die Lösegeldübergabe ist um drei, und es sieht ganz so aus, als ob einer der Entführer die anderen umgelegt hat. Jimmy Nall. Jetzt ist er der Einzige, mit dem wir es zu tun haben.«
»Wie viel von der Geschichte haben Sie ausgelassen?«
»Das meiste«, erwiderte Mitch wahrheitsgemäß.
Der Lieutenant starrte durch die Windschutzscheibe auf den Fahrweg.
Aus der Jackentasche zog er eine Rolle Karamelldrops. Er schälte ein Ende des Papiers ab und nahm ein Bonbon heraus. Dann hielt er das runde Ding zwischen den Zähnen, während er die Rolle verschloss. Erst als er diese wieder in die Tasche gesteckt hatte, beförderte er den Drops mit der Zunge in den Mund. Die ganze Prozedur erinnerte an ein Ritual.
»Na?«, sagte Mitch. »Glauben Sie mir?«
»Mein virtueller Lügendetektor ist größer als meine Prostata«, sagte Taggart. »Und der gibt keinen Ton von sich.«
Mitch wusste nicht recht, ob er erleichtert sein sollte oder nicht.
Wenn er alleine versuchte, Holly gegen das Lösegeld freizubekommen, und wenn sie dabei beide ums Leben kamen, dann musste er wenigstens nicht mit dem Wissen weiterleben, dass er seine Frau im Stich gelassen hatte.
Nahm jedoch die Polizei die Sache in die Hand, und Holly wurde getötet, während er weiterlebte, dann würde er seine Verantwortung als unerträgliche Bürde empfinden.
Angesichts dessen musste er sich eingestehen, dass er die Situation in keinem Fall unter Kontrolle hatte. Unweigerlich hatte das Schicksal seine Hand im Spiel. Er musste tun, was ihm richtig erschien, und hoffen, dass es auch tatsächlich das Richtige war.
»Was nun?«, fragte er.
»Mitch, Entführungen fallen in die Zuständigkeit des FBI. Das müssen wir informieren.«
»Ich fürchte mich vor den Komplikationen.«
»Die Leute sind gut. Mit dieser Art Verbrechen hat niemand mehr Erfahrung als die. Aber davon einmal abgesehen, bleiben uns nur zwei Stunden, weshalb sie sowieso nicht in der Lage sein werden, eine Spezialeinheit zu schicken. Wahrscheinlich wollen sie, dass wir die Sache selbst durchziehen.«
»Und was soll ich davon halten?«
»Wir sind auch gut. Unser Einsatzkommando ist absolute Spitze. Für Geiselnahmen haben wir einen äußerst erfahrenen Unterhändler.«
»So viele Leute«, sagte Mitch sorgenvoll.
»Ich werde die Leitung übernehmen. Halten Sie mich für schießwütig?«
»Nein.«
»Oder für einen Prinzipienreiter, der sich zu sehr um die Details kümmert?«
»Ich glaube, Sie sind der Beste von der ganzen Truppe.«
Der Lieutenant grinste. »Okay. Dann werden wir Ihre Frau schon da raushauen.«
Dann streckte er den linken Arm aus und zog den
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