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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Kissen standen neben kleinen Korbtischen mit Glasplatte.
    Am Sonntagnachmittag saßen er und Holly oft hier, um sich zu unterhalten, die Zeitung zu lesen und zuzuschauen, wie Kolibris an den Trompetenwinden, die sich um die Verandapfosten rankten, von einer purpurroten Blüte zur anderen flitzten.
    Manchmal klappten sie zwischen den Korbsesseln einen Kartentisch auf. Beim Scrabble war Holly unschlagbar, während Mitch bei den Quizspielen dominierte.
    Für sogenannte Freizeitaktivitäten gaben sie nicht viel aus. Kein Skiurlaub, kein Wochenende am Strand von Baja California. Selbst ins Kino gingen sie nur selten. Zusammen auf der Veranda zu sitzen, machte ihnen so viel Vergnügen, wie zusammen in Paris zu sein.
    Sie sparten Geld für Dinge, die ihnen wichtig waren. Damit Holly es riskieren konnte, sich von der Sekretärin
zur Immobilienmaklerin zu entwickeln. Damit er ein wenig Werbung machen, einen zweiten Pritschenwagen kaufen und sein Geschäft ausbauen konnte.
    Auch für Kinder. Sie wollten Kinder haben. Zwei oder drei. An bestimmten Feiertagen, wenn sie besonders sentimental wurden, kamen ihnen selbst vier nicht übertrieben vor.
    Sie wollten nicht die Welt für sich allein, und sie wollten sie auch nicht verändern. Was sie wollten, waren ihr kleiner Winkel der Welt und die Chance, diesen mit Kinderlachen zu füllen.
    Vorsichtig drehte Mitch am Knauf der Haustür. Nicht abgeschlossen. Er drückte die Tür auf und zögerte auf der Schwelle.
    Als er einen raschen Blick zurück zur Straße warf, hätte es ihn nicht gewundert, den schwarzen Cadillac zu sehen. Der war jedoch nicht da.
    Nachdem er ins Haus getreten war, blieb er stehen, damit seine Augen sich aufs Dunkel einstellen konnten. Das Wohnzimmer wurde nur vom Sonnenlicht erhellt, das zwischen den Ästen der Bäume hindurch in die Fenster fiel.
    Alles sah aus, als wäre es völlig in Ordnung. Er konnte keinerlei Anzeichen eines Kampfs erkennen.
    Mitch schloss die Tür hinter sich. Einen Augenblick lang musste er sich daranlehnen.
    Wäre Holly zu Hause gewesen, dann hätte er Musik gehört. Sie mochte Bigbandjazz. Miller, Goodman, Ellington, Shaw. Die Musik der Vierziger, meinte sie, würde zum Haus passen. Zu ihr passte sie auch. Klassisch.
    Ein Bogen verband das Wohnzimmer mit dem kleinen Esszimmer. Auch hier war nichts anders als sonst.
    Auf dem Tisch lag ein großer toter Nachtfalter. Er war grau und hatte ein schwarzes Muster auf den geschwungenen Flügeln.

    Der Falter musste am vorigen Abend hereingekommen sein. Sie hatten eine Weile auf der Veranda gesessen und dabei die Tür offen gelassen.
    Ob das Tier wohl noch lebte und nur schlief? Wenn er es behutsam in die hohlen Hände nahm und ins Freie brachte, flog es vielleicht unter eine Ecke des Verandadachs, um dort auf den Mondaufgang zu warten.
    Er zögerte. Es widerstrebte ihm, den Falter anzufassen, weil er Angst hatte, dass die Flügel nicht mehr flattern würden. Womöglich löste das Ding sich bei der Berührung in eine Art fettigen Staub auf, wie es Nachtfalter manchmal taten.
    Am Ende ließ er das Insekt einfach liegen, weil er glauben wollte, dass es noch am Leben war.
    Die Tür zwischen Esszimmer und Küche stand einen Spaltbreit offen. Dahinter brannte Licht.
    Der Geruch von verbranntem Toast hing in der Luft. Er wurde stärker, als Mitch sich durch die Tür in die Küche schob.
    Hier fand er Anzeichen eines Kampfs. Einer der Stühle in der Essecke war umgestürzt, der Boden mit den Scherben zerbrochener Teller übersät.
    Zwei Scheiben geschwärztes Brot lugten aus dem Toaster. Jemand hatte den Stecker gezogen. Die Butter war auf der Küchentheke stehen geblieben und weich geworden, als es wärmer wurde.
    Offenbar waren die Eindringlinge durch die Haustür gekommen und hatten Holly überrascht, als sie sich gerade Toast machte.
    Die Schränke waren glänzend weiß lackiert. Auf einer Tür und zwei Schubladenfronten sah Mitch Blutspritzer.
    Einen Moment schloss er die Augen. Im Geiste sah er den Falter flattern und vom Tisch wegfliegen. Auch in seiner
Brust flatterte etwas, und er wollte glauben, dass es Hoffnung war.
    Auf dem weißen Kühlschrank schrie der blutige Abdruck einer Frauenhand so laut um Hilfe wie eine grelle Stimme. An zwei Hängeschränken fanden sich weitere Handabdrücke, ein ganzer und ein halber, der verschmiert war.
    Auch die Terrakottafliesen auf dem Boden waren mit Blut bespritzt. Es schien eine Menge Blut zu sein. Mitch kam es wie ein Ozean vor.
    Der Anblick jagte ihm

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