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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Beziehung Revue passieren lässt, wirst du sehen, dass ich ehrlich gewesen bin und mein Wort gehalten habe.«

    Mitch wollte den Mann am anderen Ende der Leitung umbringen. Noch nie hatte er bisher den Drang verspürt, einem anderen Menschen ernsthaft Gewalt anzutun, aber diesen Kerl wollte er vernichten .
    Er umklammerte das Telefon so fest, dass ihm die Hand wehtat. Trotzdem war er nicht in der Lage, den Griff zu lockern.
    »Ich habe eine Menge Erfahrung darin, mithilfe von Stellvertretern zu arbeiten, Mitch. Du bist für mich ein Instrument, ein wertvolles Werkzeug, eine empfindliche Maschine.«
    »Eine Maschine.«
    »Jetzt pass mal einen Augenblick gut auf, okay? Es hat keinen Sinn, eine wertvolle, empfindliche Maschine schlecht zu behandeln. Ich kaufe mir doch keinen Ferrari und lasse dann nie einen Ölwechsel machen.«
    »Na, immerhin bin ich ein Ferrari.«
    »Während ich dich an der Leine führe, Mitch, werde ich dich nicht zwingen, deine Grenzen zu überschreiten. Schließlich erwarte ich von einem Ferrari zwar eine exzellente Leistung, aber ich erwarte nicht, dass man damit durch die Wand fahren kann.«
    »Ich fühle mich so, als wäre ich schon durch die Wand gefahren. «
    »Du bist härter, als du denkst. Aber damit ich die beste Leistung aus dir herausholen kann, sollst du wissen, dass wir Holly mit Respekt behandeln werden. Wenn du alles tust, was wir wollen, dann kommt sie lebendig zu dir zurück … und unberührt.«
    Holly war nicht schwach. Von körperlicher Misshandlung würde sie sich nicht so leicht mürbe machen lassen. Eine Vergewaltigung war jedoch mehr als eine Verletzung des Körpers. Sie verwüstete den Verstand, das Herz, den Geist.

    Womöglich hatte der Kidnapper das Thema tatsächlich mit der Absicht angesprochen, Mitch einen Teil seiner Ängste zu nehmen. Als Warnung hatte der Bastard es aber auch gemeint.
    »Ich glaube, du hast meine Frage immer noch nicht beantwortet«, sagte Mitch. »Wieso sollte ich dir glauben?«
    »Weil dir nichts anderes übrig bleibt.«
    Das war eine unausweichliche Wahrheit.
    »Du musst es einfach glauben, Mitch. Sonst ist deine Frau schon jetzt so gut wie tot.«
    Der Kidnapper legte auf.
    Eine Weile war das Gefühl der Machtlosigkeit so stark, dass Mitch auf den Knien liegen blieb.
    Irgendwann erklang die Tonbandstimme einer Frau im herablassenden Tonfall einer Kindergärtnerin, die mit Kindern nicht besonders gut zurechtkommt. Sie forderte ihn auf, den Hörer aufzulegen. Stattdessen legte er das Ding auf den Boden, woraufhin ein kontinuierliches Piepen ihn drängte, der Aufforderung endlich nachzukommen.
    Wieder lehnte er die Stirn an die Backofentür und schloss die Augen.
    In seinem Kopf herrschte ein einziger Tumult. Bilder von Holly quälten ihn, ein Strudel aus bruchstückhaften, herumwirbelnden Erinnerungen, die schön waren und ihn doch quälten, weil sie vielleicht alles waren, was er von nun an von ihr haben würde. Furcht und Wut. Bedauern und Kummer. Er hatte noch nie einen Verlust erlebt. Sein Leben hatte ihn darauf nicht vorbereitet.
    Er versuchte angestrengt, einen klaren Kopf zu bekommen, weil er spürte, dass er etwas für Holly tun konnte, gleich jetzt, wenn es ihm nur gelang, seine Furcht zu besänftigen, sich zu beruhigen und nachzudenken . Eigentlich musste er gar nicht auf irgendwelche Anordnungen der
Entführer warten; er konnte schon jetzt etwas Wichtiges für Holly tun. Er konnte handeln. Er konnte etwas für sie tun.
    Die demütig auf den harten Terrakottafliesen liegenden Knie begannen zu schmerzen. Dieses körperliche Unwohlsein brachte Mitch allmählich zur Vernunft. Die Gedanken durchfuhren ihn nicht mehr wie umherfliegende Trümmer, sondern sanken herab wie Blätter auf einen ruhig dahinströmenden Fluss.
    Ja, er konnte etwas Bedeutsames für Holly tun, und das, was er tun konnte, befand sich direkt unter der Oberfläche; es schwebte gleich hinter seinen fragenden Gedanken. Der Boden war so hart, dass er das Gefühl hatte, auf zerbrochenem Glas zu knien. Er konnte etwas für Holly tun, doch die Lösung entglitt ihm immer wieder. Da war doch etwas! Er versuchte, die Schmerzen zu ignorieren, stand dann aber doch auf. Die an der Grenze schwebende Einsicht zog sich zurück. Mitch legte den Telefonhörer auf. Er würde auf den nächsten Anruf warten müssen. Noch nie im Leben hatte er sich derart nutzlos gefühlt.

8
    Obwohl sie noch mehrere Stunden entfernt war, zog die nahende Nacht jeden Schatten nach Osten, weg von der in die

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