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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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einen derartigen Schrecken ein, dass er am liebsten wieder die Augen geschlossen hätte. Er war jedoch von der irrwitzigen Vorstellung ergriffen, wenn er vor dieser grausigen Realität zweimal die Augen schloss, dann würde er für immer blind werden.
    Das Telefon läutete.

7
    Mitch musste nicht in Blut treten, um das Telefon zu erreichen.
    Beim dritten Läuten nahm er den Hörer ab und hörte seine gehetzte Stimme sagen: »Ja?«
    »Ich bin es, Mitch. Die Kerle hören zu.«
    »Holly! Was haben sie dir angetan?«
    »Mir geht es gut«, sagte sie und hörte sich dabei stark an, aber nicht so, als ginge es ihr wirklich gut.
    »Ich bin in der Küche«, sagte er.
    »Ich weiß.«
    »Das Blut …«
    »Ich weiß. Denk jetzt nicht weiter darüber nach. Mitch, sie sagen, wir haben eine Minute, um miteinander zu sprechen, bloß eine Minute.«
    Er begriff, was sie andeuten wollte: Eine Minute und dann vielleicht nie wieder.
    Die Knie wurden ihm schwach. Er zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und ließ sich darauffallen. »Es tut mir so unendlich leid«, sagte er.
    »Du trägst ja keine Schuld daran. Mach dir keine Vorwürfe. «
    »Wer sind diese Typen? Sind die nicht ganz bei Trost, oder was?«
    »Es sind üble Burschen, aber verrückt sind sie nicht. Sie kommen mir wie Profis vor. Weiß auch nicht recht. Aber ich will, dass du mir etwas versprichst …«
    »Ich hab unheimlich Angst um dich.«

    »Hör zu, Mitch. Du musst mir was versprechen. Wenn mir etwas zustoßen sollte …«
    »Dir wird nichts zustoßen!«
    »Wenn mir etwas zustößt«, fuhr Holly unbeirrt fort, »dann musst du durchhalten. Versprich mir das.«
    »Da will ich gar nicht erst dran denken.«
    »Du hältst durch, verdammt noch mal. Du hältst durch und lebst dein Leben.«
    »Du bist mein Leben.«
    »Du hältst durch, du Blumenzüchter, sonst kannst du mich gleich vergessen.«
    »Ich tue, was die Typen wollen. Ich hole dich da raus!«
    »Wenn du nicht durchhältst, mach ich dich fertig, Rafferty. Dann steig ich aus dem Grab und werde zum Poltergeist. Du weißt doch noch, wie das in diesem Film gelaufen ist, oder?«
    »Ach, Mensch, ich hab dich lieb«, sagte er.
    »Ich weiß. Ich dich auch. Ich würde dich gern in die Arme nehmen.«
    »Ich hab dich ganz arg lieb.«
    Sie antwortete nicht.
    »Holly?«
    Die Stille ließ ihn zusammenzucken. Er sprang von seinem Stuhl auf.
    »Holly? Hörst du mich?«
    »Ich höre dich, du Blumenzüchter«, sagte die Stimme des Kidnappers, der schon beim ersten Anruf mit ihm gesprochen hatte.
    »Du Bastard!«
    »Ich verstehe deine Wut …«
    »Du verdammtes Arschloch!«
    »… aber ich hab keinerlei Interesse dran.«
    »Wenn du ihr wehtust …«

    »Ich hab ihr schon wehgetan. Und wenn du nicht sofort die Schnauze hältst, schlitze ich das dumme Luder auf wie einen Mehlsack.«
    Plötzlich wurde Mitch bewusst, dass er momentan völlig hilflos war. Seine Wut verwandelte sich in Unterwürfigkeit.
    »Bitte. Tu ihr nicht noch einmal weh. Tu’s nicht.«
    »Nur mit der Ruhe, Rafferty. Reg dich einfach ab, während ich dir ein paar Dinge erkläre.«
    »Okay. In Ordnung. Ich brauche eine Erklärung. Hab keine Ahnung, was hier läuft.«
    Wieder wurden Mitch die Beine weich. Statt sich erneut auf den Stuhl zu setzen, schob er mit dem Fuß einen zerbrochenen Teller beiseite und kniete sich auf den Boden. Aus irgendeinem Grund fühlte er sich auf den Knien wohler als auf dem Stuhl.
    »Erst mal zu dem Blut«, sagte der Kidnapper. »Ich hab sie zwar niedergeschlagen, als sie versucht hat, sich zu wehren, aber aufgeschlitzt hab ich sie nicht.«
    »Das ganze Blut …«
    »Jetzt hör doch erst mal zu! Wir haben ihr den Arm abgebunden, bis die Venen angeschwollen sind, haben eine Nadel hineingesteckt und vier Röhrchen Blut abgezapft wie der Onkel Doktor bei der Vorsorgeuntersuchung.«
    Mitch lehnte die Stirn an die Tür des Backofens. Er schloss die Augen und versuchte, sich zu konzentrieren.
    »Dann haben wir deiner Süßen Blut auf die Hände geschmiert, um diese Abdrücke zu machen. Haben was auf die Arbeitsflächen und Schränke gespritzt und auf den Boden tropfen lassen. Wie im Theater, Rafferty. Damit es aussieht, als wäre sie dort in der Küche ermordet worden.«
    Mitch fühlte sich wie die Schildkröte in der alten Fabel, die gerade die Startlinie verlässt, und der Kerl am Telefon war der Hase, der schon die halbe Strecke hinter sich hat.
Irgendwie war es unmöglich, mitzuhalten. »Wie im Theater? Wieso?«
    »Wenn du die Nerven verlierst

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