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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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krümmte der rechte Zeigefinger sich um den
Schutzbügel, weil Mitch Angst hatte, infolge eines nervösen Zuckens abzudrücken, bevor er es wirklich wollte.
    Auch die Zähne pressten sich zusammen. Als er sich ein-und ausatmen hörte, öffnete er den Mund, um leiser zu atmen.
    Obwohl sein Herz jagte, war die Zeit kein rasch dahinströmender Fluss mehr. Sie wurde zu einer schlammigen Masse, die zäh dahinkroch.
    Der Instinkt hatte Mitch in den vergangenen Stunden gute Dienste erwiesen. Womöglich hatte jedoch auch der Killer einen sechsten Sinn, der ihm nun sagte, dass er nicht allein war.
    Die Sekunden schleppten sich weiter vorwärts. Eine Minute verging, dann eine zweite – und dann gab das dritte unterdrückte Husten Mitch die Gelegenheit, sich von der linken auf die rechte Seite zu drehen. Am Ende lag er wieder reglos da, nur dass sein Rücken nun dem hinteren Ende des Kofferraums zugewandt war.
    Drückte die Stille des Killers etwa erhöhte Wachsamkeit oder gar Argwohn aus? Mitch wusste es nicht. Auf jeden Fall nahmen seine fünf Sinne die Welt nun durch den Zerrspiegel extremer Unsicherheit wahr.
    Welcher Schusswinkel? Welche Richtung?
    Denk nach!
    Aufrecht saß der Mann da vorne bestimmt nicht da. Wahrscheinlich war er in sich zusammengesunken, um den Schutz, den ihm der dunkle Rücksitz bot, ganz auszunützen.
    Normalerweise hätte er wohl eine Ecke vorgezogen, um sich noch besser zu verbergen. Da der halb offene Kofferraumdeckel jedoch den Blick von hinten her verwehrte, konnte er problemlos in der Mitte sitzen, um besser beide Vordertüren zu überwachen.

    Ohne die Kette zwischen den Handschellen erschlaffen zu lassen, legte Mitch leise die Pistole weg. Bei dem Experiment, das er vorhatte, durfte die Waffe auf keinen Fall an etwas Hartes stoßen.
    Blindlings streckte er beide Hände nach vorne, bis er die Wand des Kofferraums berührte. Sie fühlte sich unter seinen Fingerspitzen zwar fest an, war jedoch mit Stoff bezogen.
    Natürlich musste man bei der Restaurierung des Wagens nicht hundertprozentig originalgetreu vorgegangen sein. Vielleicht hatte Campbell ein paar exklusivere Details bestellt, zum Beispiel einen Stoffbezug des Kofferraums.
    Wie zwei synchronisierte Spinnen krochen Mitchs Hände von links nach rechts über die Oberfläche. Erst drückte er sanft dagegen, dann ein wenig stärker.
    Unter den forschenden Fingerspitzen wich das Material leicht aus. So verhielt sich eventuell eine dünne, mit Stoff bezogene Faserplatte. Nach Metall fühlte sich das Ding jedenfalls nicht an.
    Auf den Druck hin gab die Platte keinen Ton von sich, aber als Mitch die Hände wegnahm, bewegte sie sich mit einem leise knarrenden Geräusch in ihre ursprüngliche Position zurück.
    Der Rücksitz ächzte kurz, dann war es wieder still. Wahrscheinlich hatte der Killer sich nur bequemer hingesetzt. Oder er hatte sich umgedreht, um besser lauschen zu können.
    Mitch tastete am Boden nach der Pistole, und als er sie gefunden hatte, ließ er die Hände darauf ruhen.
    So, wie er mit angezogenen Knien auf der Seite lag und keinen Platz hatte, um seine Arme auszustrecken, war er nicht gerade in einer guten Schussposition. Doch wenn er versucht hätte, sich weiter nach hinten zu schieben, bevor er
abdrückte, hätte er sich verraten. Dann wäre es vorbei gewesen, denn ein so erfahrener Killer wie der Typ da vorne brauchte wahrscheinlich nur eine oder zwei Sekunden, um sich vom Rücksitz auf den Boden zu rollen.
    Mitch überdachte sein Vorhaben noch einmal in allen Einzelheiten, um sich zu vergewissern, dass er nichts übersehen hatte. Die kleinste Fehleinschätzung konnte seinen Tod bedeuten.
    Er hob die Pistole. Er hatte vor, links anzufangen, um die Waffe erst nach rechts zu bewegen und dann wieder nach links. Dabei wollte er jeweils fünfmal abdrücken.
    Als er tatsächlich den Finger um den Abzug krümmte, geschah nichts. Nur ein leises, metallisches Klicken war zu hören.
    Sein Herz hämmerte wie wild, und er musste durch dessen Dröhnen hindurch hören. Dennoch war er ziemlich sicher, dass der Killer sich nicht wieder bewegt hatte. Das leise Geräusch der widerspenstigen Pistole war also ungehört geblieben.
    Als Mitch die Waffe vorher untersucht hatte, war ihm kein Sicherungshebel ins Auge gefallen.
    Vorsichtig nahm er den Finger vom Abzug, zögerte – und drückte erneut ab.
    Klick.
    Bevor ihn Panik ergreifen konnte, kam ihm ein glücklicher Zufall zu Hilfe. Etwas Weiches flatterte an seine Wange und von dort aus in

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