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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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verhüllte der Himmel sich jedoch gleich wieder, und der Meteor verglühte zu Dunst.
    Mitch nahm die Sternschnuppe als Aufforderung, sich seiner schaurigen Aufgabe zuzuwenden. Zuerst kniete er sich neben den hinter dem Wagen liegenden Toten, um dessen Taschen zu durchsuchen. Rasch fand er die beiden Dinge, die er haben wollte: den Schlüssel für die Handschellen und den für den Chrysler.
    Nachdem er sich von den Fesseln befreit hatte, warf er sie in den offenen Kofferraum. Dann rieb er sich erst einmal die schmerzenden Handgelenke.
    Die Leiche des ersten Killers zerrte er an den Südrand der
Straße und weiter zwischen das schützende Gesträuch, wo er sie liegen ließ.
    Den zweiten Toten vom Rücksitz wegzukriegen war nicht ganz einfach, aber schon zwei Minuten später lagen die beiden Killer nebeneinander da und konnten die Sterne bewundern.
    Zurück beim Wagen, fand Mitch auf dem Vordersitz eine Taschenlampe. Das hatte er schon erwartet, weil ohne Zweifel geplant gewesen war, ihn in der Nähe zu verscharren, und man dabei Licht gebraucht hätte.
    Die schwache Innenbeleuchtung reichte nicht aus, um den Rücksitz richtig inspizieren zu können. Er richtete die Taschenlampe darauf.
    Weil der Killer nicht sofort gestorben war, hatte er Zeit gehabt zu bluten, und das hatte er ausgiebig getan.
    Mitch zählte acht Löcher in der Rückenlehne. Also waren acht Kugeln durchgekommen. Die anderen beiden waren entweder abgelenkt oder vom Innenleben der Lehne gestoppt worden.
    In der Lehne der Vordersitze befanden sich fünf Löcher, aber nur eines der Geschosse hatte sich ganz hindurchgebohrt. Eine Delle an der Tür des Handschuhfachs verwies auf das Ende der Flugbahn.
    Die betreffende Kugel entdeckte Mitch auf dem Boden vor dem Beifahrersitz. Er schleuderte sie in die Nacht.
    Sobald er aus der Wildnis auf eine gepflasterte Straße kam, musste er sich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, auch wenn er es noch so eilig hatte. Wenn ihn die Polizei anhielt und dabei das Blut und die Schusslöcher auf dem Rücksitz zu Gesicht bekam, konnte er sich darauf gefasst machen, die nächsten Jahrzehnte auf Kosten des Staates Kalifornien zu logieren.
    Eine Schaufel hatten die beiden Killer nicht mitgebracht.
    Angesichts ihrer Professionalität hätten sie seine Leiche wohl kaum einfach irgendwo liegen lassen, wo irgendwelche Wanderer oder Motocrossfreaks darüberstolpern konnten. Offenbar waren sie mit der Umgegend vertraut und kannten einen Ort, der als natürliches Grab dienen konnte, auf das man kaum zufällig stoßen würde.
    Mitten in der Nacht mit der Taschenlampe eine Grabstätte zu suchen, war nicht gerade nach Mitchs Geschmack. Die Aussicht auf die Knochensammlung, die er dort womöglich vorfand, erst recht nicht.
    Er ging zu den beiden Leichen zurück und nahm ihnen die Brieftaschen ab, um die Identifikation zu erschweren. Allmählich war er nicht mehr so zimperlich, was den Umgang mit ihnen anging, eine Haltung, die er beunruhigend fand.
    Nachdem er die Toten weiter von der Straße weggezerrt hatte, deponierte er sie in einem dichten, hüfthohen Gestrüpp. Durch die kleinen, ledrigen Blätter der Sträucher waren sie dort so gut geschützt, dass man sie kaum mehr durch Zufall entdecken konnte.
    Obwohl die wüstenhafte Umgebung lebensfeindlich aussah, lebten hier unzählige Tierarten, zu denen allerhand Aasfresser gehörten. Es dauerte bestimmt nicht lange, bis die ersten von dem doppelten Festmahl im Gestrüpp angelockt wurden.
    Manche waren Käfer wie jener, der von den Killern verschont worden war, als sie Mitch zum Pavillon geführt hatten.
    Am Morgen würde dann auch die Hitze mit ihrem Werk beginnen und den Verwesungsprozess erheblich beschleunigen.
    Wenn die beiden je gefunden wurden, dann kam man vielleicht nie auf ihre Namen. Dass der eine von ihnen
schreckliche Aknenarben hatte und der andere ein glattes Gesicht, würde kein schlüssiger Hinweis und deshalb ohne Bedeutung sein.
    Als man ihn im Pavillon gezwungen hatte, in den Kofferraum des Chryslers zu steigen, hatte er gesagt: Ich wünschte, wir müssten das nicht tun.
    Tja, hatte der mit der glatten Haut erwidert, so ist es eben.
    Eine neue Sternschnuppe zog Mitchs Blick auf den tiefen, klaren Himmel. Nach einer raschen, hellen Narbe heilte die dunkle Fläche wieder.
    Er ging zum Wagen zurück und klappte den Kofferraum zu.
    Nachdem er gerade zwei erfahrene Killer überwältigt hatte, hätte er sich eigentlich bestätigt, stolz und grimmig fühlen müssen.

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