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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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Kofferraums. Zwischen Mitch und seinem Gegner war nur ein minimaler Abstand.
    Die beiden waren sich fast so nahe wie vorher, als sie von Julian Campbells Bibliothek zum Autopavillon gegangen waren.
    Im Kofferraum liegend, fiel Mitch dieser gemeinsame Gang nun wieder in allen Einzelheiten ein.
    Der Killer machte ein leises Geräusch, bei dem es sich entweder um ein unterdrücktes Husten oder um ein Stöhnen handelte, das von der Sitzpolsterung gedämpft wurde.

    Vielleicht war er doch verwundet. Falls ja, dann war sein Zustand wohl nicht schlimm genug, um ihn zur Flucht zu zwingen, aber doch so qualvoll, dass er es sich nicht leisten konnte, gründlich die Umgebung abzusuchen.
    Das hieß, er hatte sich in den Wagen zurückgezogen, weil er hoffte, sein Opfer werde vor Verzweiflung ebenfalls hierher zurückkehren, dabei zwar das Gelände ringsum im Blick behalten, aber nicht ahnen, dass auf dem dunklen Rücksitz der Tod wartete.
    Wieder dachte Mitch in seinem provisorischen Lernzimmer über den Gang von der Bibliothek zum Pavillon nach. Er dachte an den Mond, der wie ein Seerosenblatt im Teich gelegen hatte, an den Druck der Pistolenmündung in seiner Seite, an den Gesang der Kröten, an die silbrig schimmernden Blätter der Sträucher, an den Druck der Pistole in der Seite …
    In einem derart alten Auto gab es zwischen Fahrgastzelle und Kofferraum sicher keine Trennwand aus Blech, um den Innenraum bei Auffahrunfällen oder einem Brand zu schützen. Die Rückwand der hinteren Sitzbank bestand wohl lediglich aus einer Holzfaserplatte, wenn sie nicht nur mit Stoff bespannt war.
    Dazu kam natürlich noch die Polsterung, die ganz schön dick sein konnte. Ein Geschoss würde also auf einen gewissen Widerstand treffen.
    Kugelsicher war die Barriere hingegen nicht. Niemand, der mit nicht mehr als einem Sofapolster gepanzert war, würde eine Salve aus zehn Hochgeschwindigkeitsgeschossen überstehen.
    Momentan lag Mitch halb aufgerichtet auf der linken Seite, weil er durch den Spalt zwischen Kante und Kofferraumdeckel in die Nacht gespäht hatte.
    Um die Pistole auf die gegenüberliegende Wand des
Kofferraums zu richten, musste er sich auf die rechte Seite drehen.
    Mitch wog etwa siebenundsiebzig Kilogramm. Man musste kein Physikdiplom besitzen, um ausrechnen zu können, dass sich der Wagen bei der Verlagerung eines derartigen Gewichts bewegen würde.
    Rasch umdrehen, das Feuer eröffnen … und dann womöglich feststellen, dass es doch eine anständige Trennwand zwischen Kofferraum und Fahrgastzelle gab. Wenn dort tatsächlich eine Blechplatte eingezogen war, konnte Mitch leicht von einem Querschläger erwischt werden. Vielleicht schaffte er es außerdem nicht einmal, sein Ziel zu treffen.
    Anschließend wäre er dann verwundet und ohne Munition gewesen, und der Killer hätte gewusst, wo er sich versteckte.
    Eine Schweißperle rann an Mitchs Nasenflügel entlang bis zum Mundwinkel.
    An der Temperatur lag das nicht, denn die Nacht war zwar mild, aber bei Weitem nicht warm genug, um jemanden zum Schwitzen zu bringen.
    Der Drang, endlich zu handeln, zog Mitchs Nerven straff wie Bogensehnen.

33
    Während Mitch unentschlossen dalag, hörte er in der Erinnerung Hollys Schrei und das scharfe Klatschen der Hand, von der sie geschlagen wurde.
    Ein reales Geräusch lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf die Gegenwart. Es stammte aus dem Innenraum des Wagens und klang, als ob sein Gegner einen Hustenanfall unterdrückte.
    Dieser Anfall wurde so geschickt gedämpft, dass man ihn außerhalb des Wagens bestimmt nicht hörte. Wie vorher dauerte er nur wenige Sekunden.
    Vielleicht hustete der Killer, weil er verwundet war. Es konnte aber auch gut sein, dass er einfach eine Allergie gegen die in der Wüste herumfliegenden Pollen hatte.
    Wenn er das nächste Mal hustete, wollte Mitch die Gelegenheit nutzen, um sich in die richtige Position zu bringen.
    Die öde Landschaft jenseits des halb offenen Kofferraumdeckels schien rhythmisch dunkler und heller zu werden. In Wirklichkeit lag das an Mitchs Blick, der sich mit jeder Kontraktion des Herzmuskels schärfte, um anschließend wieder nachzulassen.
    Dass es zudem so aussah, als würde es schneien, hatte hingegen eine äußere Ursache. Das Mondlicht glänzte auf den phosphoreszierenden Flügeln schwärmender Nachtfalter, die wie Schneeflocken über die Straße wirbelten.
    Mitchs gefesselte Hände umklammerten die Pistole so fest, dass die Knöchel zu schmerzen begannen. Statt am Abzug zu liegen,

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