Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
Vom Netzwerk:
Schritt auf den Küchentisch zu getan hatte, sagte Anson: »Es sind achthunderttausend in bar.«
    »Keine Million vierhunderttausend?«
    »Der ganze Inhalt, das Bargeld und die Schuldverschreibungen, ergibt zusammen eins Komma vier Millionen. Ich bin durcheinandergekommen.«
    »Aha. Du bist durcheinandergekommen. Okay, ich brauche weitere sechshunderttausend.«
    »Das ist alles, was da ist. Mehr habe ich nicht.«
    »Vorher hast du behauptet, du hättest nicht mal das.«
    »Ich lüge nicht immer«, sagte Anson.
    »Piraten vergraben auch nicht alles, was sie haben, an einem einzigen Ort.«
    »Hörst du jetzt mal mit dieser Piratenscheiße auf?«
    »Wieso? Weil du sonst das Gefühl hast, du bist nie erwachsen geworden?«
    Die Uhr war auf fünf vor zwölf vorgerückt.
    Mitch hatte eine Eingebung. »Vielleicht soll ja ich mit der Piratenscheiße aufhören, weil mir sonst die Jacht einfällt. Du hast dir, wie du sagst, ein neues Segelboot gekauft. Wie viel hast du an Bord gebunkert?«
    »Nichts. Auf dem Boot habe ich überhaupt nichts. Es war noch keine Zeit, einen Tresor einbauen zu lassen.«
    »Wenn sie Holly umbringen, schaue ich hier deine Papiere durch«, sagte Mitch. »Ich suche den Namen des Bootes und den Hafen, in dem es liegt. Dann nehme ich mir eine Axt und einen Akkuschrauber und fahre hin.«
    »Tu, was du tun musst.«
    »Ich zerlege die Kajüte vom Bug bis zum Heck, und wenn ich Geld finde und weiß, dass du mich angelogen hast, dann
komme ich wieder hierher und klebe dir den Mund zu, damit du mich nicht mehr anlügen kannst.«
    »Ich sage dir die Wahrheit.«
    »Ich schließe dich hier im Dunkeln ein, ohne Wasser und ohne etwas zu essen. Dann kannst du in deinem eigenen Dreck am Durst krepieren. Inzwischen sitze ich da drüben in der Küche an deinem Tisch, bediene mich von deinen Vorräten und höre zu, wie du im Dunkeln verreckst.«
    Mitch glaubte nicht, dass er in der Lage war, jemanden auf eine derart grausame Art und Weise zu töten, aber er hatte dennoch den Eindruck, dass er hart, kalt und überzeugend klang.
    Wenn er Holly verlor, war vielleicht alles möglich. Durch sie war er wirklich lebendig geworden. Ohne sie würde ein Teil von ihm sterben, und er würde weniger menschlich sein.
    Offenbar hatte Anson dieselben Überlegungen angestellt, denn er sagte: »Na schön. Okay. Vierhunderttausend.«
    »Wie bitte?«
    »Im Boot. Ich sage dir, wo du sie findest.«
    »Damit fehlen noch immer zweihunderttausend.«
    »Mehr gibt es nicht. Jedenfalls nicht in bar. Ich müsste ein paar Aktien verkaufen.«
    Mitch drehte sich zur Küchenuhr um. Vier Minuten vor zwölf.
    »Noch vier Minuten. Keine Zeit mehr für Lügen, Anson.«
    »Kannst du mir nicht einmal glauben? Nur ein einziges Mal? Mehr habe ich nicht flüssig!«
    »Ich muss die Bedingungen, die man mir gestellt hat, ohnehin schon umstoßen«, sagte Mitch nachdenklich. »Eigentlich sollte das Geld ja überwiesen werden. Jetzt muss ich die Bande auch noch um zweihunderttausend herunterhandeln. «

    »Das klappt schon«, versicherte ihm Anson. »Ich kenne diese Schweine. Meinst du, die werden eins Komma acht Millionen Dollar ablehnen? Nie im Leben. Diese Schweine nicht!«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    »Hör mal, jetzt sind wir aber quitt, oder? Wir sind doch quitt? Lass mich also nicht mehr im Dunkeln sitzen!«
    Mitch hatte sich bereits abgewandt. Er ließ das Licht in der Waschküche brennen, und die Tür zog er auch nicht zu.
    Am Tisch stehend, starrte er auf die Schuldverschreibungen und die Geldbündel. Daneben lag ein Notizblock mit Kugelschreiber. Er griff danach und ging zum Telefon.
    Der Anblick des Apparats war ihm unerträglich. In letzter Zeit hatten Telefone ihm keine guten Nachrichten geliefert.
    Er schloss die Augen.
    Vor drei Jahren hatten sie geheiratet, ohne dass irgendwelche Familienangehörigen dabei gewesen wären. Hollys Großmutter Dorothy, bei der sie aufgewachsen war, war fünf Monate zuvor unerwartet gestorben. Väterlicherseits gab es zwar eine Tante und deren zwei Kinder, die jedoch kein Interesse am Kontakt hatten.
    Mitch konnte seinen Bruder und seine drei Schwestern nicht einladen, ohne auch seinen Eltern eine Einladung zu schicken. Die wollte er aber nicht dabeihaben.
    Es war nicht Bitterkeit, was ihn dazu bewegte. Auch aus Zorn oder als Bestrafung schloss er sie nicht aus. Er hätte Angst gehabt, wenn sie dabei gewesen wären.
    Die Heirat war seine zweite Chance, eine Familie zu haben, und wenn sie scheiterte, hätte er nicht

Weitere Kostenlose Bücher