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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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besseres Wissen, »und das Leben führen, das du willst.«
    Wäre Mitch tot gewesen und irgendwo in der Wüste verscharrt worden, wo man ihn nie entdeckt hätte, dann hätte Anson ihm problemlos den Mord an seinen Eltern in die Schuhe schieben können. Jetzt war das nicht mehr so einfach.

    »Ich gebe dir das Geld«, sagte Anson, »und du lässt mich frei.«
    »Genau.«
    »Wie soll das genau laufen?«, fragte Anson argwöhnisch.
    »Bevor ich wegfahre, um das Lösegeld zu übergeben, verpasse ich dir einen weiteren Elektroschock und nehme dir die Handschellen ab. Dann gehe ich, während du noch zuckend am Boden liegst.«
    Anson dachte nach.
    »Komm schon, du Möchtegernpirat, überlass mir deinen Schatz. Wenn du nicht Ja sagst, bevor das Telefon läutet, bist du mausetot.«
    Anson sah ihm in die Augen.
    Mitch hielt dem Blick stand. »Ich tue es.«
    »Du bist genau wie ich«, sagte Anson.
    »Wenn du meinst …«
    Ansons Augen flackerten nicht. Sein Blick war direkt und forschend.
    Er war an einen Stuhl gefesselt. Seine Schultern und Arme schmerzten. Er hatte sich in die Hose gemacht. Und er starrte in die Mündung einer Waffe.
    Dennoch waren seine Augen ruhig und voller Berechnung. Mitch kam das absurde Bild einer Friedhofsratte in den Sinn, die schon in einer ganzen Reihe von Schädeln gehaust hatte und nun diesen lebenden Kopf bewohnte, aus dessen Augenhöhlen sie listig hervorlugte.
    »In der Küche ist ein Tresor in den Boden eingelassen«, sagte Anson.

48
    Der Schrank links vom Spülbecken war mit zwei Schubladen auf Rollen ausgestattet. Sie enthielten Töpfe und Pfannen.
    Mitch räumte die Schubladen aus und hob sie aus ihren Schienen. Es dauerte nur eine Minute, bis der Boden des Schranks frei war.
    In den vier Ecken waren scheinbar kleine, hölzerne Winkelklammern angebracht. In Wirklichkeit handelte es sich um Stifte, mit denen das ansonsten lose Bodenbrett befestigt war.
    Nachdem Mitch die Stifte entfernt hatte, hob er den Boden heraus. Zum Vorschein kamen die Betonplatte, auf der das Haus erbaut war, und der darin versenkte Tresor.
    Die Kombination, die Anson genannt hatte, funktionierte beim ersten Versuch. Mitch klappte den schweren Deckel auf.
    Der feuersichere Kasten war etwa sechzig Zentimeter lang und jeweils halb so breit und tief. Er enthielt dicke Bündel Hundertdollarscheine in Klarsichtfolie, die mit durchsichtigem Klebeband fixiert war.
    Vorhanden war ferner ein großer, brauner Umschlag. Laut Anson befanden sich darin von einer Schweizer Bank ausgestellte Inhaberschuldverschreibungen. Die waren angeblich fast so flüssig wie die Hundertdollarscheine, aber kompakter und leichter über Landesgrenzen zu transportieren.
    Mitch stapelte das Bargeld auf dem Küchentisch auf und untersuchte den Inhalt des Umschlags. Er zählte sechs in
US-Währung ausgestellte Papiere über jeweils einhunderttausend Dollar, zu zahlen an den Inhaber, egal, ob es sich um den Käufer handelte oder nicht.
    Noch vor einem Tag hätte Mitch niemals erwartet, in den Besitz von so viel Geld zu kommen, und er bezweifelte, dass er im Leben je wieder so etwas in den Händen haben würde. Dennoch überkam ihn beim Anblick solchen Reichtums nicht einmal ein kurzes Glücksgefühl.
    Dies war das Lösegeld für Holly, und er war dankbar, es in den Händen zu haben. Es war allerdings auch der Grund, weshalb sie entführt worden war, und deshalb betrachtete er es mit solchem Widerwillen, dass er es am liebsten nicht wieder angefasst hätte.
    Die Küchenuhr zeigte auf elf Uhr vierundfünfzig.
    Sechs Minuten bis zu dem Anruf.
    Mitch ging in die Waschküche zurück, wo er die Tür offen und das Licht angelassen hatte.
    Durchnässt saß Anson auf seinem Stuhl und war völlig in sich selbst versunken. Er nahm seine Umgebung erst wieder wahr, als Mitch ihn ansprach.
    »Sechshunderttausend in Schuldverschreibungen. Wie viel in bar?«
    »Der Rest«, sagte Anson.
    »Der Rest der zwei Millionen? Das wäre also eine Million vierhunderttausend Dollar in bar?«
    »Das hab ich doch gesagt! Oder etwa nicht?«
    »Ich werde es zählen.«
    »Nur zu.«
    »Wenn irgendetwas fehlt, kannst du unseren Deal vergessen. Dann kette ich dich eben nicht los, wenn ich gehe.«
    Frustriert rüttelte Anson an seinen Handschellen, die an den Stuhl klapperten. »Was hast du eigentlich mit mir vor?«

    »Ich sage nur, wie es ist. Damit ich mich an den Deal halte, musst du das auch tun. Ich fange dann jetzt an zu zählen.«
    Mitch drehte sich um, aber noch bevor er einen

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