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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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wusste, dass die in Ansons Augen glitzernde Schadenfreude dafür sprach, ihn auch weiterhin zu ignorieren, aber seine Neugierde überwog die bisherige Vorsicht.
    Noch bevor einer der beiden etwas sagen konnte, läutete das Telefon.
    Mitch ging in die Küche zurück, wo er kurz überlegte, nicht abzuheben. Er machte sich jedoch Sorgen, es könnte Jimmy Nall sein, der ihm weitere Anweisungen geben wollte.
    »Hallo?«
    »Anson?«
    »Der ist nicht da.«
    »Wer ist am Apparat?«
    Die Stimme war nicht die von Jimmy Nall.
    »Ich bin ein Freund von Anson«, sagte Mitch.
    Da er den Anruf nun schon entgegengenommen hatte, war es das Beste, sich so zu verhalten, als wäre alles in schönster Ordnung.
    »Wann kommt er zurück?«, fragte der Anrufer.
    »Morgen.«
    »Soll ich es auf seinem Handy versuchen?«
    Die Stimme weckte eine unbestimmte Erinnerung.
    Mitch nahm Ansons Mobiltelefon vom Tisch. »Das hat er leider hier vergessen«, sagte er.
    »Können Sie ihm etwas ausrichten?«
    »Klar. Nur zu.«
    »Sagen Sie ihm, Julian Campbell hat angerufen.«
    Das Schimmern der grauen Augen, das Glitzern der goldenen Rolex!
    »Noch etwas?«, fragte Mitch.
    »Das ist alles. Eine Sorge habe ich allerdings noch, Freund von Anson.«
    Mitch schwieg.

    »Freund von Anson, sind Sie noch da?«
    »Ja.«
    »Ich hoffe, Sie kümmern sich gut um meinen Chrysler Windsor. Der Wagen ist eines meiner Lieblingsstücke. Bis später dann.«

51
    Mitch machte die Küchenschublade ausfindig, in der Anson zwei Schachteln mit Müllbeuteln verwahrte. Er wählte die kleinere Größe, einen weißen Fünfzigliterbeutel.
    Nachdem er die Geldbündel und den Umschlag mit den Wertpapieren in den Beutel gesteckt hatte, drehte er diesen oben zu. Wie gefordert, machte er keinen Knoten.
    Angesichts des üblichen Verkehrs brauchte man zu dieser Tageszeit etwa zwei Stunden, um von Rancho Santa Fé nach Corona del Mar zu gelangen. Aber selbst wenn Campbell hier im Orange County irgendwelche Verbindungsleute hatte, würden die nicht sofort auftauchen.
    Als Mitch wieder in die Waschküche kam, fragte Anson: »Wer hat angerufen?«
    »Bloß jemand, der was verkaufen wollte.«
    Im Hintergrund von Ansons meergrünen, blutunterlaufenen Augen zuckten Schatten. »Das hat sich aber anders angehört.«
    »Du wolltest mir doch erzählen, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.«
    In Ansons Blick trat wieder eine boshafte Schadenfreude. Klar, dass er sich nicht einfach nur mit seinem Erfolg brüsten, sondern Mitch damit irgendwie eins auswischen wollte.
    »Stell dir vor, du sendest einem Kunden Daten übers Internet«, begann er. »Beim Empfang sehen sie völlig harmlos aus. Nehmen wir als Beispiel mal Fotos von Irland mit dem dazugehörigen Text.«

    »Fotos von Irland.«
    »Es handelt sich nicht um verschlüsselte Daten, die unverständlich sind, wenn man den Code nicht kennt. Allem Anschein nach sind sie absolut unauffällig. Wenn man sie aber mit einer speziellen Software bearbeitet, werden die Fotos und der Text kombiniert und bilden ein völlig anderes Material. Sie verwandeln sich in die verborgene Wahrheit .«
    »Und worin besteht die?«
    »Moment. Zuerst mal: Der Kunde lädt die Software nur herunter, er bekommt sie nie auf CD oder DVD. Wenn die Polizei seinen Computer beschlagnahmt und versucht, die aktive Software zu analysieren, zerstört das Programm sich selbst, ohne wiederhergestellt werden zu können. Dasselbe geschieht mit den in der ursprünglichen oder in konvertierter Form auf dem Computer gespeicherten Dateien.«
    Da Mitch sich damit begnügt hatte, sein Computerwissen auf das Mindestmaß zu beschränken, das die moderne Welt erforderte, wusste er nicht recht, welche Anwendungsmöglichkeiten ein solches System hatte. Etwas fiel ihm aber doch ein.
    »Also könnten Terroristen auf diese Weise via Internet kommunizieren, und wenn man den Datenverkehr überprüfen würde, könnte man lediglich feststellen, dass sie sich Informationen über Irland schicken.«
    »Oder über Frankreich oder Tahiti, oder eine ausführliche Analyse aller John-Wayne-Filme. Keinerlei auffälliges Material, keine sichtbare Verschlüsselung, die Verdacht erregen würde. Aber Terroristen sind keine zuverlässigen, profitablen Kunden.«
    »Wer ist das dann?«
    »Ach, da gibt es viele. Mir geht es jedoch vor allem um das, was ich für Julian Campbell mache.«

    »Der betätigt sich ja angeblich im Entertainment«, sagte Mitch.
    »Nur insofern, als er in mehreren Ländern Spielkasinos besitzt.

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