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Todeszeit

Todeszeit

Titel: Todeszeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Koontz
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den Nerv gehabt, es ein drittes Mal zu versuchen. Daniel und Kathy stellten eine systemische Familienkrankheit dar, und wenn man diese Krankheit an die Wurzeln gelassen hätte, dann
hätte sie die entstehende Pflanze mit Sicherheit verunstaltet und ihre Früchte verdorren lassen.
    Anschließend hatten sie seiner Familie erzählt, sie hätten auswärts geheiratet, aber in Wirklichkeit hatten sie zu Hause eine kleine Zeremonie und eine Party für eine begrenzte Zahl von Freunden veranstaltet. Iggy hatte recht, die Band war mau gewesen. Zu viele Stücke mit Tamburinbegleitung. Und ein Sänger, der meinte, sein größter Knüller seien ausgedehnte Passagen im Falsett.
    Nachdem alle gegangen waren und die Band nur noch eine komische Erinnerung war, hatten er und Holly alleine getanzt, zu Radiomusik, auf der transportablen Tanzfläche, die hinten im Garten aufgestellt war. So wunderschön, fast überirdisch hatte Holly im Mondlicht ausgesehen, dass er sie viel zu fest gehalten hatte, als könnte sie sich in Luft auflösen wie ein Phantom. Erst als sie gesagt hatte: »Ich bin zerbrechlich, weißt du«, hatte er sich entspannt, und sie hatte den Kopf an seine Schulter gelehnt. Obwohl er normalerweise gar kein guter Tänzer war, hatte er keinen einzigen falschen Schritt getan. Rund um sie herum drehte sich der üppige Pflanzenwuchs, den er durch geduldige Arbeit geschaffen hatte, und über ihnen leuchteten die Sterne. Die hatte er ihr nie versprochen, weil er kein Mensch war, der zu poetischen Ergüssen neigte, doch sie besaß die Sterne bereits, und auch der Mond verneigte sich vor ihr, der ganze Himmel und die Nacht.
    Das Telefon läutete.

49
    Beim zweiten Läuten nahm er ab und sagte: »Hier spricht Mitch.«
    »Hallo, Mitch. Bist du hoffnungsvoll?«
    Die sanfte Stimme war nicht dieselbe wie bei den vorhergehenden Anrufen, und diese Veränderung machte Mitch nervös.
    »Ja, ich bin hoffnungsvoll«, antwortete er.
    »Gut. Ohne Hoffnung kann man nichts erreichen. Es war Hoffnung, die mich von Angel Fire hierhergeführt hat, und es ist Hoffnung, die mich wieder dorthin zurückbringen wird.«
    Bei näherer Betrachtung war es weniger die Veränderung, die Mitch nervös machte, als die Art der Stimme. Der Mann sprach mit einer Sanftheit, die regelrecht gespenstisch klang.
    »Ich will mit Holly sprechen.«
    »Natürlich willst du das. Sie ist die Frau der Stunde … und sie hält sich sehr gut. Ein stabiles Gemüt hat sie, das muss man wirklich sagen.«
    Mitch wusste nicht, was er damit anfangen sollte. Was der Kerl da über Holly gesagt hatte, stimmte zwar, doch aus seinem Mund klang es unheimlich.
    Holly kam an den Apparat. »Alles in Ordnung, Mitch?«
    »Klar. Ich schnappe zwar langsam über, aber sonst ist alles in Ordnung. Ich hab dich lieb.«
    »Hier ist auch alles in Ordnung. Man hat mir nicht wehgetan. Nicht richtig jedenfalls.«

    »Wir schaffen es«, sagte Mitch beruhigend. »Ich lasse dich nicht im Stich.«
    »Das habe ich auch nie gedacht. Nie.«
    »Ich hab dich lieb, Holly.«
    »Er will das Telefon wiederhaben«, sagte sie. Mitch hörte ein Rascheln.
    Sie hatte sich gehemmt angehört. Zweimal hatte er ihr gesagt, dass er sie lieb hatte, doch sie hatte nicht entsprechend reagiert. Da stimmte irgendetwas nicht.
    Die sanfte Stimme ertönte wieder: »Es hat eine Änderung des Plans gegeben, Mitch, eine wichtige Änderung. Statt einer Überweisung ist jetzt Bargeld angesagt.«
    Da Mitch sich Sorgen gemacht hatte, die Kidnapper nicht zu einer Bargeldübergabe überreden zu können, hätte er von dieser Entwicklung eigentlich erleichtert sein sollen. Stattdessen machte sie ihm Sorgen. Sie war ein weiterer Hinweis darauf, dass etwas geschehen war, was die Entführer aus dem Konzept gebracht hatte. Erst eine neue Stimme am Telefon, dann Hollys zurückhaltende Reaktion und nun plötzlich diese Vorliebe für Bargeld.
    »Bist du noch dran, Mitch?«
    »Ja. Es ist bloß so, dass mich das ziemlich kalt erwischt. Ihr müsst nämlich wissen … Ansons brüderliche Zuneigung ist nicht so stark entwickelt, wie ihr vielleicht gedacht habt.«
    »Das haben nur die anderen gedacht«, sagte der Anrufer in amüsiertem Ton. »Ich war mir da nie so sicher. Von einem Krokodil erwarte ich keine echten Tränen.«
    »Ich werde schon mit der Sache fertig«, sagte Mitch.
    »Warst du von deinem Bruder etwa überrascht?«
    »Mehrfach. Hör mal, momentan kann ich euch achthunderttausend in bar und sechshunderttausend in Inhaberschuldverschreibungen

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