Todeszorn: Thriller (German Edition)
lso war sie bereits tot, als sie ins Wasser gefallen ist?«
»G enau.«
»S chon irgendwas von den Überwachungskameras?«
»N ein.«
»R ufst du da mal an und sagst ihnen, dass sie ruhig mal in die Hufe kommen können?«
»M ache ich sofort. Wir reden dann später weiter.«
Es wurde fünf und noch später, aber von Kenny Armstrong war weder etwas zu sehen noch zu hören. Die Zeiger der Uhr näherten sich sechs Uhr und krochen daran vorbei. Rebecca rief ihre Mutter an, um sie zu bitten, Connor von der Tagesmutter abzuholen, und musste sich einen Vortrag über elterliche Pflichten anhören. Danach rief sie Armstrong auf seinem Handy an und hinterließ ihm die Nachricht, sie bitte möglichst bald zurückzurufen.
Es war halb sieben.
Als ihr Telefon klingelte, nahm sie den Hörer ab, ohne auf die Nummer im Display zu achten.
»W ird ja auch langsam Zeit«, meldete sie sich genervt.
»W ie?«
Es war Logan.
»O h, ich dachte, es wäre mein Kollege.«
»E rwartest du einen Anruf? Dann können wir uns von mir aus auch gern nachher unterhalten.«
»N ein, nein, ist schon in Ordnung. Ich bin nur ein bisschen frustriert. Hast du immer noch vor, später zu mir zu kommen?«
»K lar. Es ist nur, dass ich dich wegen etwas fragen wollte. Wegen des Handys, das du Ellie gegeben hast.«
Das hatte sie schon völlig vergessen.
»W arum hast du mir nichts davon gesagt?«
»E llie hat mich darum gebeten.«
»S ie ist noch ein Kind, Becky. Denkst du nicht, dass ich das hätte wissen sollen? Ich hätte ihr helfen können. Wer wusste denn schon, wie sie auf Pennys Stimme reagiert? Das hätte wieder ein Trauma in ihr auslösen können.«
»A uf Pennys Stimme? Ich verstehe nicht, wovon du redest, Logan.«
Er erzählte ihr von Pennys Nachricht auf der Mailbox.
»D avon habe ich nichts gewusst. Aber wie hat sie sie aufgenommen?«
»E s geht ihr gut.«
Er wirkte kurz angebunden, verstimmt.
»I ch habe dir doch schon gesagt, dass ich nichts davon gewusst habe.« Wahrscheinlich reagierte er nur so, weil es ihm selbst an die Nieren gegangen war– vermutlich war er sich nicht sicher, wie er sich dabei fühlte, Pennys Stimme zu hören.
Logan schwieg, sie schloss die Augen und rieb sie sich mit der freien Hand.
»H ör zu, es tut mir leid«, sagte sie. »W enn ich das mit der Nachricht gewusst hätte, hätte ich natürlich vorher mit dir gesprochen.«
Er seufzte.
»W ir können später noch darüber reden«, schlug sie vor. »I ch rufe dich an, sobald ich zu Hause bin– wie besprochen.«
»S chon gut.«
Klick.
Schon gut? Gab es eine sprachliche Floskel, die häufiger angewendet wurde, um das genaue Gegenteil dessen zur Aussage zu bringen? Wohl kaum.
Sie probierte es noch einmal bei Kenny Armstrong und wurde immer wütender auf ihn. Als sich seine Mailbox meldete, hinterließ sie eine kurze Nachricht, dass sie sich auf eigene Faust mit Suzie Murray treffen würde und er ja nachkommen könne, wenn er Lust hätte.
Sie zog ihre Jacke an, griff sich ihre Tasche und verließ das Gebäude.
So hielt sie sich wenigstens weiteren Verdruss vom Hals.
3
Sie stand vor dem Haus in Bridgeton, in dem Joanna Lewski gelebt hatte. Es war ein zweistöckiger Eckbau aus rotem Sandstein mit einem Laden für karitative Zwecke im Erdgeschoss und Wohnungen in den Geschossen darüber. Am Himmel ging gerade eine orangerot glühende Sonne unter.
Rebecca warf noch einmal einen Blick auf den Zettel, auf den sie die Adresse gekritzelt hatte. Joanna Lewskis Wohnung befand sich hinten rechts in der obersten Etage. Sie ging zum Eingang und suchte nach dem Klingelknopf, als sie merkte, dass die Tür gar nicht verschlossen war. Sie drückte dagegen und betrat den Hausflur. Rebecca war nicht gerade begeistert von dem rotgelben Anstrich von Logans Treppenhaus, aber der war immer noch besser als diese ungetünchten grauen Gipswände hier. In dem schummrigen Licht, das durch ein dreckiges Fenster über dem Treppenabsatz fiel, konnte sie kaum die Stufen am Ende des Korridors erkennen.
Einen Augenblick lang erwog sie, einfach nach Hause zu fahren. Das hier konnte auch bis morgen warten, wenn Armstrong sie wieder begleiten würde. Da er es vorgezogen hatte, für heute Feierabend zu machen, sollte sie es ihm vielleicht nachtun.
Was natürlich rein gar nichts mit dem wenig einladenden Inneren des Hauses zu tun hatte.
Rebecca steckte den Zettel in ihre Tasche und trat ein. »Q uatsch. Bringen wir’s hinter uns«, sagte sie leise zu sich selbst.
Auf halbem
Weitere Kostenlose Bücher