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Todfeinde

Todfeinde

Titel: Todfeinde Kostenlos Bücher Online Lesen
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die sich das Personal kümmert. Das Vieh wird bestens versorgt, auf wechselnde Weiden getrieben, ganzheitlich und biologisch-dynamisch aufgezogen. Wachstumshormone, Chemie oder Fertigfutter sind tabu. Falls die Bewohner bei der Aufzucht der Tiere mitwirken wollen, können sie das gern tun. Vermutlich möchten das die meisten.«
    Auf dieses Stichwort hin erhob sich Pete Illoway, und Ennis gab ihm auf routinierte Weise die Fernbedienung.
    »Zeit zum Abendessen«, sagte Illoway.
    Das Licht wurde wieder heller, und hinter der Leinwand öffnete sich eine Flügeltür. Ein Ober und eine Kellnerin in Weiß – beide Latinos – schoben Servierwagen durchs Halbdunkel. Eine Platte mit brutzelndem Fleisch und buntem Gemüse wurde vor Joe platziert.
    »Wow«, sagte er.
    »Kosten Sie bitte von allem.« Illoway ließ sich vor seinem Teller nieder und klapperte mit dem Besteck.
    Joe schnitt sich je eine Scheibe ab. Das Rindfleisch war fester als erwartet, schmeckte aber ungemein intensiv. Das Schweinefleisch war würzig und saftig. Das Huhn schmeckte zart nach Wild und Kiefernzapfen.
    »Und?«, fragte Illoway, obwohl er die Antwort kannte.
    »Sagenhaft ist das alles.«
    »Haben Sie jemals zuvor so leckeres Rind oder Huhn gegessen?«
    »Rindfleisch ja.« Joe berichtete, seine Familie beziehe es in Vierteln oder Hälften von Bill Staffords Ranch bei Saddlestring, wenn sie es sich leisten könne. »Aber Huhn? Nein.«
    Illoway nickte. »Nur wenige haben schon so gutes Rindfleisch gegessen. Deshalb sind fast alle hin und weg von unserem Fleisch. In den Vereinigten Staaten weiß kaum noch jemand, wie ein Huhn schmecken kann, wenn es natürlich aufgezogen wird, frei herumlaufen kann und keine Hormone und Chemikalien verabreicht bekommt.«
    »Jetzt geht die Predigt los«, seufzte Ennis. Joe lächelte.
    Illoway schnitt eine weitere Scheibe Rinderbraten ab, stach mit der Gabel hinein und wies damit auf Joe. »Die Amerikaner von heute haben den Kontakt zur natürlichen Welt fast zur Gänze verloren. Sie wissen nicht, woher ihr Essen kommt. Sie glauben, ihr Fleisch stammt aus in Zellophan verschweißten Styropor-Packungen oder aus den Küchen der Restaurants. Das ist eine der grundlegendsten und schädlichsten Veränderungen, die es in unserer Kultur je gab. Die Verbindung zwischen der Herkunft unseres Essens und uns selbst ist verloren gegangen, und das hat uns nicht gutgetan.
    Der Mensch«, fuhr er fort, »hatte jahrtausendelang zu seinen Tieren engen Kontakt, hat sie in Herden gehalten, sich um sie gekümmert und sie gezüchtet, damit sie kräftiger wurden und sich besser behaupten konnten. Oder er hat sie in ihren natürlichen Lebensräumen gejagt und sie dabei kennen- und schätzen gelernt. Sie haben uns den Kreislauf des Lebens vermittelt und die Wechselwirkungen von Natur und Umwelt gelehrt. Diese Koexistenz war tief in uns verankert. Wir waren von unseren Tieren abhängig, die uns ernährten und unserer Gesundheit dienten; sie wiederum verdankten uns Zuflucht und Schutz.
    Aufgeklärten Menschen wird zunehmend bewusst, wie unmoralisch und seelenlos unsere Farmen und Ranches geworden sind – falls von Farmen und Ranches überhaupt noch die Rede sein kann.« Illoway machte eine Kunstpause. »Denn eigentlich handelt es sich um bloße Fleischfabriken, in denen Tiere zusammengepfercht, mit Futter und Wachstumshormonen vollgestopft und schließlich geschlachtet werden, ohne ein natürliches Leben geführt zu haben. Hühnern schneidet man den Schnabel ab, damit sie einander nicht verletzen. Rinder werden in Stallungen gezwängt und gnadenlos gemästet. In unseren Schweinezuchtbetrieben geht es übler zu als in den schlimmsten Straflagern.« Um seine Aussagen zu bekräftigen, klickte er durch eine Reihe grotesker Schwarz-Weiß-Fotos von Schweinen mit Geschwüren, schnabellosen Hühnern und Strömen schwarzen Bluts, das in Schlachthofrinnen floss. Schließlich war er am Ende des Diamagazins angekommen.
    Illoway stopfte sich das Stück Fleisch in den Mund, griff in die Mappe vor ihm, zog die Broschüre »Die erste nachhaltige Gutfleischsiedlung der Welt« hervor, die Joe schon kannte, und schob sie über den Tisch. Joe war so perplex, dass Illoway nach all diesen Fotos noch in der Lage war, Fleisch zu essen, dass er die Broschüre beinahe vom Tisch hätte gleiten lassen.
    »Darin wird die Philosophie von Beargrass Village genau erklärt«, sagte Illoway. »Ich möchte Sie herzlich bitten, das durchzulesen. Ich habe auch zwei Bücher zu diesem

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