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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Trainingsanzug, bei großer Wärme
auch schon mal sportlich in der Kniekehle gerafft, dazu feste Schuhe oder
Sportschuhe, und er führt ein kleines Heftchen mit sich, in dem die zahlreichen
Anwendungen verzeichnet sind. Daher darf auch die Armbanduhr nicht fehlen, denn
der Kurgast ist schließlich nicht zur Erholung dort, sondern folgt einem
strengen Zeitplan und hetzt zwischen den Anwendungen hin und her, als handele
es sich um lebensrettende Maßnahmen.
    Nachdem ich einige
Stunden in der milden Septembersonne gelegen hatte, nahm ich schließlich mein
Handtuch und mein Buch, um zum Hotel zurückzugehen. Es waren etwa eineinhalb
Kilometer, die ich mich vom Hotelstrand entfernt hatte, und so marschierte ich
mit flotten Schritten am Wasser entlang und bewunderte meine Fußspuren, die als
kräftige Abdrücke in dem feuchten Untergrund zu sehen waren. Ich näherte mich
einer Frau, die schon allein durch ihre Haltung meine Aufmerksamkeit erregte.
Sie ging sehr aufrecht, beinahe stolz. Ihre Füße waren nackt, die leichte blaue
Leinenhose trug sie bis zu den Waden hochgeschlagen. Ein weißes Hemd, an eine
Tunika erinnernd, schmeichelte ihrer leicht gebräunten Haut. Die schwarzen, mit
grauen Strähnen durchzogenen Haare waren locker aufgesteckt und kräuselten sich
anmutig im Nacken. Sie war schon etwas älter, aber mit ihren hohen
Wangenknochen und den dunklen Augen wirkte sie sehr apart. Früher einmal musste
sie eine Schönheit gewesen sein.
    Schließlich hatte
ich sie erreicht und lächelte sie verlegen an. Sie blieb stehen, und auch ich
hielt inne, ohne zu wissen, warum. Sie lächelte nicht und sie wirkte auch nicht
betroffen, als sie die alles verändernden Worte sprach: »Du stirbst in fünf
Tagen, weißt du das?«
    Dann drehte sie
sich um und ging weiter, nun mit sehr zügigen Schritten, aber noch immer in
derselben aufrechten Haltung.
    Eine Irre, dachte
ich, so schön und total verwirrt. Dennoch folgte ich der Frau. Ich ging direkt
hinter ihr her und starrte auf ihre und auf meine Füße. Etwas stimmte nicht.
Etwas stimmte ganz und gar nicht. Die Frau wandte sich vom Wasser ab und eilte
auf die Dünen zu, die Hände nun abwehrend zur Seite gestreckt. Ganz
offensichtlich wollte sie nicht, dass ich ihr folgte. Dann verschwand sie in
den Dünen, und ich wusste plötzlich, was hier nicht stimmte. Diese Frau war
nicht irre, und ich würde tatsächlich in fünf Tagen sterben.
    Barfuß war sie
durch den Sand gelaufen, aber sie hatte nicht eine einzige Fußspur
hinterlassen! Ich war hinter ihr hergegangen, hatte gesehen, wie ihre Füße den
Sand berührten, aber nicht das kleinste Sandkorn hatte darauf reagiert. Sie
musste über den Boden geschwebt sein. Das können nur sehr wenig Menschen.
Eigentlich fällt mir nur einer ein, der so etwas gekonnt hatte, und der war
sozusagen mit göttlichem Antrieb und einem konkreten Ziel vor Augen zum
Menschen geworden. Hastig erforschte ich den Pfad, den die Frau in die Dünen
genommen hatte. Oben angekommen, schaute ich nach links und rechts den Weg
entlang, doch ich konnte sie nicht mehr sehen.
    Etwas entfernt auf
einer Bank saß ein älteres Ehepaar, beide starrten auf den Horizont. Neben
ihnen standen zwei Fahrräder. Hatte ich Wahnvorstellungen gehabt? Das wäre
wenig tröstlich, war aber schnell zu überprüfen. Zunächst machte ich mir die
aktuellen Daten bewusst. Samstag, der 21. September, mein Name ist Michael
Schubert, geboren am 24. Januar 1971. Danach befragte ich das Ehepaar. »Haben
Sie eben diese dunkelhaarige Frau mit der weißen Bluse gesehen? Wo ist sie
hingelaufen?«
    Beide schauten
mich an. Sie auf eine neugierige, erwartungsvolle Art, als hoffte sie auf eine
gute Geschichte, er mit humorvollem Blick und einem anerkennenden Nicken, als
bewundere er meine Zielstrebigkeit. Dabei hatte ich ganz andere Sorgen. Ich
wollte nur wissen, ob die beiden die Frau gesehen hatten oder nicht.
    »Sie ist da lang.«
Der Mann zeigte mit der rechten Hand die Dünen entlang. Erst jetzt fiel mir die
alte Pfeife auf, die er in der Hand hielt. Sein Arm wirkte sehnig und dünn, die
Hand knöchern und gebräunt. Wenn er recht hatte, dann war diese seltsame Frau
den Weg zurückgelaufen, den sie im Sand hierher spaziert war. »Sie hat mir
zugezwinkert.« Er griente breit und entblößte dabei eine Reihe regelmäßiger
Zähne. Zu regelmäßig, um die echten Zähne eines etwa siebzigjährigen Mannes zu
sein.
    Seine Frau
schüttelte den Kopf und betrachtete sein Haupt, als wären seine

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