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Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi

Titel: Todgeweiht im Münsterland - Westfalen-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Mutter und griff erneut
zum Hörer, um meinen Besuch in den nächsten Tagen anzukündigen.
    Die nächsten
wertvollen dreißig Minuten meines Lebens verbrachte ich damit, durch ständiges
Betätigen der Wiederholungstaste meine Mutter trotz eines Dauertelefonats zu
erreichen.
    »Harald? Hast du
etwas vergessen?« Die Stimme meiner Mutter klang amüsiert. Und ein wenig
neckend. Einen Harald kannte ich überhaupt nicht.
    »Ich bin es,
Michael.« Ein wenig knurrig fügte ich hinzu: »Dein einziger Sohn.«
    »Ich weiß, wie
viele Söhne ich habe. Ist etwas nicht in Ordnung, Michael?«
    »Es ist
Sonntagvormittag, ein durchaus gängiger Termin, um mit seiner Mutter zu
telefonieren. Wieso fragst du das?«
    »Weil du etwa
vierundzwanzig Mal in der Leitung angeklopft hast. Ich kann das während des
Telefonierens hören.«
    Das klang jetzt
vielleicht nicht nett, aber meine Mutter war neunundsechzig Jahre alt und
sollte sich verdammt noch mal fernhalten von Technik, die nicht für ihr Alter
entwickelt worden war. Meine Ohren glühten, so peinlich war es mir, ertappt
worden zu sein.
    »Ich muss gleich
weg«, log ich, »und wollte dich vorher erreichen. Was hältst du davon, wenn ich
dich morgen mal zum Essen ausführe, Mutti?«
    »Das ist eine
fabelhafte Idee, aber können wir das verschieben?«
    Meine Antwort kam
beinahe hektisch. »Nein, das geht auf gar keinen Fall. Ich bin dann beruflich
unterwegs.« Verdammt. Hatte sich diese Frau am Strand eigentlich Gedanken
darüber gemacht, welche Folgen ihre Prophezeiung haben würde? Ausgerechnet die
letzten Tage meines Lebens musste ich fehlbar und sündhaft verbringen, eine
Lüge zog die nächste nach sich. Bei so viel menschlichem Fehlverhalten fiel mir
gleich ein neuer Punkt für meine Liste ein.
    Aber zunächst
widmete ich mich wieder meiner Mutter. »Bei mir ginge es auch noch am
Dienstag.«
    »Michael, das geht
nicht. Ich verreise für einige Tage. Melde dich doch einfach, wenn du wieder
zurück bist. Ich bin nämlich schon am Kofferpacken.«
    Plötzlich wurde
mir sehr heiß. Die Hitze fing im Nacken an und stieg rapide hoch bis zu den
Ohren und dann bis unter die Kopfhaut. Ich machte mir klar, dass ich meine
Mutter nie wiedersehen würde und vielleicht gerade zum letzten Male ihre Stimme
hörte. In Panik hörte ich mich »Nein!« schreien. Ich musste es tatsächlich laut
herausgeschrien haben, denn meine Mutter war nun schon die zweite Frau innerhalb
kurzer Zeit, die meinen Gesundheitszustand in Frage stellte. »Geht es dir nicht
gut?«
    »Ich komme kurz
vorbei.« Dann legte ich auf, in Panik, sie könnte mir eine Absage erteilen. Der
Schweiß floss mir in Strömen übers Gesicht, zumindest kam es mir so vor. Vielleicht
waren es auch nur ein paar Tropfen, aber dem Gefühl nach hatte ich einen
körperlichen Kraftakt vollbracht und nicht nur meine Mutter angelogen. Bevor
ich mir ein frisches Hemd anzog und kaltes Wasser ins Gesicht spritzte, schrieb
ich den vielleicht wichtigsten Punkt auf: »Pastor aufsuchen.« Ich brauchte
dringend einen Halt, irgendeinen Halt.
    Meine Mutter
wohnte in Ahlen. Das bedeutete, ich musste etwa vierzig Minuten Autofahrt
einkalkulieren. Ich entschied mich für die Landstraße, die über Hiltrup und
Rinkerode nach Ahlen führte. Als das Telefon plötzlich schellte, verließ ich
fluchtartig meine hübsche Drei-Zimmer-Wohnung im Kreuzviertel von Münster,
voller Angst, meine Mutter riefe zurück, um mich an diesem spontanen Besuch zu
hindern.
    Als ich siebenunddreißig
Minuten später vor ihrer netten kleinen Einliegerwohnung hielt, zu der auch ein
Stück Garten gehörte, öffnete meine Mutter schon die Tür, bevor ich eine Chance
hatte, den Klingelknopf zu berühren. Dieser prangte überdimensional groß rechts
neben der Tür.
    Ihre Miene konnte
man nur als vorwurfsvoll bezeichnen, und ich dachte an die vielen armen Mütter,
die nach einem Besuch ihrer Kinder lechzten und sich in ihrer Einsamkeit
einzureden versuchten, die Sprösslinge hätten nur einfach keine Zeit. Bei
meiner Mutter war es eher umgekehrt. Kam ich mal zwei Wochen hintereinander,
war sie davon überzeugt, eine unheilvolle Entwicklung zum Muttersöhnchen
kündige sich an.
    »Was, bitte schön,
ist so schlimm, dass es keine sieben Tage warten kann und dass du es mir nicht
auch am Telefon erzählen könntest?« Ihre braunen Augen funkelten hinter einer
roten Brille, und die dünnen Arme hatte sie in die Hüften gestützt. »Bist du
schwer krank?«
    Mit drei großen
Schritten war ich bei

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