Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todsünde (German Edition)

Todsünde (German Edition)

Titel: Todsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda McLean
Vom Netzwerk:
nicht auf der Arbeit war, er hatte seine Kollegen nur gebeten, das zu behaupten.“
    Das konnte doch nicht sein, Lindsay schüttelte ungläubig den Kopf. Dann fiel ihr wieder ein, wie merkwürdig sich Tommy neulich noch verhalten hatte, als sie ihn darauf ansprach. Sie hatte es auch gefühlt, dass er nicht die Wahrheit sagte.
„Aber wo war er denn dann? Ich meine, was sagt er dazu?“
„Er sagt, dass er … mit Jess Hunter zusammen war.“
„Wie bitte?“ Lindsay dachte, nicht richtig gehört zu haben. Mit Jess? Tommy hatte ihr doch hoch und heilig geschworen, dass das mit den beiden einmalig gewesen war und schon Jahre zurück lag.
     
    Es wurde ihr alles zu viel. Sie wusste nicht, wem sie überhaupt noch glauben sollte.
Nachdem sie aus dem Polizeirevier raus war, rief sie Anthony an und verabredete sich mit ihm. Sie brauchte dringend jemanden zum Reden.
Kurz darauf trafen sie sich im Central Park Zoo und sahen sich die Tiere an. Lindsay wollte sich immer unter Menschen aufhalten, sie hatte eine Mordsangst davor, allein zu sein.
     
    „Wie geht es Tommy?“
„Er ist ziemlich verzweifelt. Alles spricht gegen ihn.“
„Glaubst du auch, dass er es war?“, fragte Anthony.
„Natürlich nicht!“
„Das bedeutet also, du glaubst, dass ich es war.“
„Nein, das bedeutet es nicht. Weder du noch Tommy ist der Mörder. Es muss noch eine andere Möglichkeit geben. Vielleicht hat sich jemand in die Wohnung geschlichen, nachts.“
„Aber der Officer stand doch die ganze Zeit vor dem Haus. Ihm wäre doch was aufgefallen.“
„Vielleicht ist er eingenickt oder so. Oder der Täter ist durch den Hintereingang gekommen. Tommy und ich sind neulich auch so entwischt, unbemerkt.“
Anthony nahm wieder Lindsays Hand, wie schon neulich, und hielt sie. Er drehte sie zu sich und sah ihr mitfühlend ins Gesicht. „Oder du musst einfach die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass es Tommy war.“
     
    Lindsay riss sich von ihm los. „Niemals!“
„Er ist krank, Lindsay. Er braucht psychologische Hilfe.“
„Du spinnst doch!“
„Nein. Er hat schon früher immer alles getan, um dich zu beschützen. Er ist so vernarrt in dich, das geht über Geschwisterliebe hinaus.“
„Er hat halt irgendwie die Vaterrolle übernommen seit Dads Tod.“
„Er hat mir damals sogar mal gesagt, dass er alles für dich tun würde, für dein Glück, sogar morden.“
„Das ist doch nur so eine Redensart.“
„Das dachte ich bisher auch. Aber nun ...“
     
    Lindsay gab sich geschlagen. Sie musste wohl wirklich einsehen, dass Tommy der Mörder war. Seit er im Gefängnis saß, war außerdem kein weiterer Mord mehr geschehen. Der Gedanke, dass Tommy all diese Morde begangen hatte, war schrecklich. Aber es konnte doch nur er gewesen sein, oder? Wenn sie ehrlich war, hatte sie es schon die ganze Zeit vermutet, sie hatte es sich nur nicht eingestehen wollen.

20
     
    Alle dachten, es wäre Tommy gewesen. Als ob der den Schneid hätte, jemandem ein Messer in den Bauch zu stechen, das Weichei. Er hatte seine Schwester nicht beschützen können, diese Aufgabe hatte er für ihn übernommen. Er sollte ihm dankbar sein.
     
    Er fand es schön, sie jetzt öfter zu sehen. Es machte ihn glücklich.
Sie lächeln zu sehen, ihr in die Augen zu blicken und Erleichterung zu sehen, Frieden zu sehen, bestätigte ihn darin, das Richtige getan zu haben. Er hatte sie gerettet, ihm allein verdankte sie ihr Glück.
     
    Er hatte nicht einmal das Bedürfnis, wieder zu töten. Solange sie so glücklich war und bei ihm war, war alles gut. Sollte jedoch irgendjemand daherkommen und ihr jemals wieder wehtun, dann wusste er genau, was er zu tun hatte.

21
     
    Als ob eine Beerdigung nicht genug gewesen wäre, als wenn von einem Menschen für immer Abschied zu nehmen nicht schwer genug gewesen wäre. 
Da Tommy sie nicht begleiten konnte, um ihr beizustehen, hatte sie Anthony darum gebeten. Er war in den letzten Wochen zu einem engen Vertrauten geworden, war für sie da gewesen, wenn sie jemanden zum Reden brauchte, oder wenn sie einfach nur nicht allein sein wollte.
Andererseits hatte sie ihn noch nicht zu nah an sich herangelassen. Zu offen waren noch immer die Wunden, die Robert ihr zugefügt hatte. Sie wusste auch nicht, ob sie jemals wieder einem Mann vertrauen würde können. Auch, da sie jetzt wusste, dass Tommy sie auf Strich und Faden belogen hatte.
Sie hoffte es dennoch sehr, hoffte, dass sie eines Tages wieder einen Mann in ihr Leben lassen konnte

Weitere Kostenlose Bücher