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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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den Kanten weiträumig aus und konzentrierte sich
auf das, was er gerade erfahren hatte. Falls in der Dunkelwüste etwas hauste, das gefährlich genug war, um selbst die abtrünnigen KIs von Shub zu erschrecken, dann war es eindeutig seine Pflicht, diese Information ans Imperium zu übermitteln.
Daniel war in der Lage, eine Pflicht zu erkennen, wenn sie des
Weges kam und heftig genug an seine Tür hämmerte. Genauso
entschlossen war er jedoch auch, den Vater irgendwie mitzunehmen. Er hatte keine Ahnung, wie er das zuwege bringen
sollte, aber er war überzeugt, daß ihm noch etwas einfallen
würde. Und so blieb er friedlich, lauschte den Worten des toten
Mannes und wartete auf eine Gelegenheit, sein Anliegen
vorzutragen.
»Warum hassen die KIs alles Leben so heftig?« fragte Daniel
schließlich, als Jakob stehenblieb, um die Einstellungen an
irgendeiner unverständlichen Apparatur zu verändern.
»Sie hassen nicht das Leben, sondern das Fleisch. Es ist ihnen zuwider. Das Wesen der Vollkommenheit besteht darin,
das Fehlerhafte und Minderwertige zu beseitigen und auszutauschen. Genauso, wie die niederen Lebensformen den Menschen
hervorgebracht haben, hat der Mensch das auf Silizium beruhende Leben erzeugt, die metallene Intelligenz. Letztgenannte
ist der Gipfel der Evolution, der Existenz. Fleisch verfault und
stirbt. Die KIs bleiben hingegen für immer bestehen und verbessern sich in einem konstanten Vorgang, laden sich in immer
wieder neue, überlegene Formen hinein. Letztlich wird diese
Technik den Punkt erreichen, an dem sie ewig wird. Die KIs
werden nie sterben. Du und deine Art, ihr seid nur Fleisch, dessen Verfall schon zu Lebzeiten einsetzt, das vom Augenblick
der Geburt an scheibchenweise stirbt. Eingeschränkt durch die
Schwäche und Ablenkbarkeit des Fleisches und die in der Philosophie der Menschen begründeten Hemmungen. Sobald die
Menschheit erst wie eine Infektion vernichtet wurde, werden
sich die KIs bedeutsameren Aufgaben widmen. Das ganze
Universum wird sich in eine große, wirkungsvolle Maschine
verwandeln, gesteuert von den KIs.«
»Aber … wozu?« wollte Daniel wissen. »Was wird diese
große Maschine denn tun ?«
»Sie wird nach gesteigerter Wahrnehmung der Realität streben. Sensoren sind wirkungsvoller als menschliche Sinne und
decken ein breiteres Spektrum ab, aber selbst sie nehmen nur
einen Bruchteil der Wirklichkeit wahr. Die KIs haben die
Schlußfolgerung gezogen, daß höhere, größere, komplexere
Ebenen der Wirklichkeit existieren, fanden bislang jedoch keinen Zugang zu ihnen. Obwohl sie es nie einräumen würden:
Die KIs sind in einer Hinsicht auf die Menschheit eifersüchtig,
nämlich was deren Esper-Fähigkeiten anbetrifft. Die KIs sind
fasziniert von Wesen wie der Weltenmutter und von den
Rebellen, die das Labyrinth des Wahnsinns durchschritten
haben. Wenn Menschen schon eine solche Ebene erreichen
konnten, sollten die KIs erst recht dazu fähig sein. Sie hungern
nach Erfahrung und Wissen, das ihnen bislang verschlossen ist.
Seit einiger Zeit schon entführen sie Menschen und suchen
nach der körperlichen Basis der Esper-Fähigkeiten, bislang
allerdings mit begrenztem Erfolg. Das frustriert sie. Eines
Tages werden sie jedoch die Antwort finden und die
Menschheit nicht mehr benötigen. Dann beginnt der letzte
Krieg von Metall gegen Fleisch, der bis zur völligen
Vernichtung allen minderwertigen Lebens führt.«
Daniel fand, daß er seine Partei verteidigen mußte. »Es besteht immer die Möglichkeit, daß die Menschheit neue KIs
erschafft, die noch mächtiger sind als Shub , aber trotzdem unter der Kontrolle ihrer Erbauer bleiben. Das könnte passieren.«
»Nichts kann die Unheilige Dreieinigkeit übertreffen«, behauptete Jakob kategorisch. »Sie hat sich bis zur Vollkommenheit verbessert. Ein nur menschlicher Verstand könnte nicht
dorthin gelangen, wo Shub bereits ist.«
»Na ja, vielleicht Esper …«
»Nein. Die Perfektion ist nicht steigerbar.«
»Legen wir doch eine Pause ein«, sagte Daniel. Er setzte sich
schwer auf einen Maschinenvorsprung, der robust wirkte. Das
war nicht gerade bequem, aber er fühlte sich im Moment erschöpft bis auf die Knochen und wäre sogar auf dem Nagelbrett eines Fakirs eingeschlafen. Jakob musterte ihn böse, einen
Ausdruck der Ungeduld im leichenblassen Gesicht.
»Wir dürfen keine Zeit verschwenden, Daniel. Auf uns wartet noch viel, was du nach dem Willen der KIs sehen sollst.«
»Ist mir egal. Mir

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