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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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brauchte. Zu was haben wir uns sonst noch verändert, weil wir
es für nötig hielten?«
»Ich wünschte, du würdest aufhören, Fragen zu stellen, auf
die wir beide keine Antworten wissen, wie du verdammt gut
weißt! Wir können diesen ganzen mystischen Scheiß später
noch diskutieren. In diesem Augenblick mache ich mir um
nichts anderes Gedanken, als ob wir diese verteufelten Turbinenschaufeln genügend abbremsen können, damit wir daran
vorbeikommen. Willst du es wenigstens versuchen, verdammt?«
»Natürlich werde ich es versuchen«, sagte Owen. »Aber wir
setzen diese Diskussion später fort.«
Er wandte sich wieder der rotierenden Turbine zu. Sie wirkte
groß und massiv und völlig unüberwindlich, und er hatte keinen Schimmer, wie er Einfluß auf sie nehmen sollte. Er spürte
weder Zorn noch Notwendigkeit, was normalerweise seine
Kräfte wie einen heftigen Sturm entfesselte, der alle Hindernisse wegfegte. Und selbst wenn dieser Sturm ausbrach, konnte er
ihn gerade eben noch in die richtige Richtung lenken. Lenken
… Das Wort vibrierte in ihm nach, war auf einmal voller Bedeutung. Er wandte die Gedanken nach innen, blendete die
Wahrnehmung von Tunnel und Turbine aus, versuchte sich auf
das Gefühl zu konzentrieren, das auftrat, wenn er die Kraft
ausrichtete, und langsam trat die Erinnerung zutage. Er packte
sie sogleich, zerrte sie ganz ans Tageslicht, und der Begriff und
das Gefühl der Ausrichtung regten sich in den Tiefen seines
Bewußtseins. Es war, als sähe er plötzlich eine ganz neue Farbe
oder hörte ein neues Instrument spielen, obwohl es ein abstrakterer Vorgang war. Ein ganz neuer Begriff von Welterfahrung.
Und eine Woge der Kraft rollte aus dem Hinterkopf heran, aus
dem Unterbewußtsein, bis in die bewußten Gedanken hinein,
wo sie auf einmal so offenkundig und vertraut wurde wie das
Atmen.
Er griff mit den Gedanken hinaus, so wie man eine Hand
ausstreckte, und berührte die Turbine. Sie wurde langsamer
und bebte, als sie gegen eine Kraft ankämpfte, die sie nicht
überwinden konnte, bis sie sich schließlich kaum noch drehte.
Der Zentralmotor ächzte lautstark, wie ein Lebewesen, das
Schmerzen hatte. Hazel klopfte Owen auf die Schulter und
grinste von einem Ohr zu anderen.
»Du hast es geschafft, Owen! Du hast es geschafft!«
»Verdammt richtig«, sagte Owen. »Hört jetzt auf, mir körperliche Verletzungen zuzufügen, und klettert hindurch, ehe
die Turbine zu dem Schluß gelangt, sie hätte eine Störung, und
einen Alarm auslöst.«
»Alarm, Alarm«, meckerte Hazel und stieg vorsichtig zwischen die kaum noch rotierenden Schaufeln. »Von sowas bist
du richtig besessen.«
»Einer von uns muß es ja sein«, sagte Owen und folgte ihr
zwischen die Schaufeln. Sobald sie hindurch waren, lockerte er
die Willensanspannung wieder, und die Turbine kehrte auf ihre
alte Geschwindigkeit zurück. Die geistige Empfindung zog
sich in den Hinterkopf zurück. Da er jetzt jedoch wußte, wo er
nachsehen mußte, war er überzeugt, die Kraft wieder aufrufen
zu können. Falls er fand, daß es … nötig war.
»Und, wie hat es sich angefühlt?« fragte Hazel interessiert.
»Wie Tanzen«, antwortete Owen. »Oder Malen. Disziplinierte mentale Anmut, die den Rohstoff der Welt ordnet. Ist das
hilfreich?«
»Kein bißchen«, sagte Hazel. »In Ordnung, gehen wir weiter.
Wir müßten bald den Durchgang in die Hauptanlage erreichen,
und von dort haben wir Zugang zu jedem Teil der Stadt.«
»Gut«, sagte Owen. »Ich kann es gar nicht mehr erwarten,
wieder frische Luft zu atmen. Meine Lungen fühlen sich an wie
Aschenbecher.«
»Bevor ihr weitergeht«, flüsterte ihm Oz ins Ohr, »muß ich
zu diesem Thema etwas einwerfen, das wir, wie ich finde, diskutieren sollten. Einer Datei zufolge, die ich gerade in den
städtischen Lektronen gefunden habe, besteht ein guter Grund,
warum es hier in der Kanalisation so stinkt. Die Luft ist giftig.
Ein ziemlich tödliches Nervengas, das die Hadenmänner eingeleitet haben, um alles umzubringen, was hier unten leben könnte.«
»Gift!« sagte Hazel, als Owen es ihr erklärt hatte. »Aber wir
atmen es schon seit Äonen! Warum sind wir noch nicht tot?«
»Eine berechtigte Frage«, antwortete Oz. »Eine, die mich
stark bewegt, seit ich die Datei entdeckt habe. Eigentlich müßte
euch inzwischen alles Fleisch von den Knochen gefault sein.«
»Das muß an einer weiteren Veränderung liegen, der wir im
Labyrinth des Wahnsinns unterzogen wurden«, fand Owen.
»Die wieder mal

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