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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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im anbrechenden Abend. Aus großer Entfernung
drang das Geräusch endlos arbeitender Maschinen herüber –
aus einer Stadt, die nicht mehr schlief. Owen und Hazel suchten sich vorsichtig einen Weg am Hang hinunter ins Tal, und
Hazel führte Owen direkt zu den Öffnungen der Kanalisation,
einer Reihe großer Metallrohre, die aus den Seiten von etwas
ragten, was einmal ein grob ausgehobener Kanal gewesen war.
Kein Wasser floß dort mehr, aber der Geruch aus den Rohren
erwies sich als immer noch recht übel. Hazel schritt vor den
Öffnungen hin und her, und ihre Miene verfinsterte sich zusehends.
»Wo liegt das Problem?« fragte Owen nach einer Weile.
»Gönne mir eine Pause, Todtsteltzer. Ich versuche mich zu
erinnern, welches Rohr welches ist. Ich war nur einmal hier,
und das liegt Jahre zurück. Falls ich das falsche wähle, laufen
wir hinterher womöglich im Kreis.«
»Wunderbar«, sagte Owen. »Oz, hast du eine Idee?«
»Natürlich«, gab die KI sofort Antwort. »Durch meine nach
wie vor bestehende Verbindung habe ich Zugriff auf alle Unterlagen der Stadt, und dazu gehören umfassende Karten der
gesamten Kanalisation. Ihr müßt die größte Öffnung ganz
rechts nehmen. Folgt der Leitung, und sie führt euch direkt ins
Hauptsystem mit Zugängen in der ganzen Stadt.«
Owen gab die Information an Hazel weiter, die widerstrebend nickte. »Klingt nach der richtigen Wahl. Okay, folge mir
und bleibe mir dicht auf den Fersen!«
Sie zog sich in die breite Metallöffnung, blieb für einen Moment dort hocken und blickte forschend in die Dunkelheit. Die
Leitung durchmaß nicht ganz zweieinhalb Meter, und die untere Seite war mit einem dicken schwarzen Rückstand überzogen. »Stinkt noch schlimmer als in meiner Erinnerung. Und ich
möchte lieber nicht daran denken, worin ich hier stehe. Früher
gab es eine Beleuchtung für das Wartungspersonal, aber ich
sehe keine Schalter.«
»Gestatten«, sagte Oz, und plötzlich erstrahlte Licht an der
Oberseite des Rohrs und erstreckte sich in die Ferne. Die kleinen grünen Kugeln verbreiteten ein unheimliches Licht, durchsetzt mit breiten Unterbrechungen aus Schatten und Dunkelheit.
Hazel schniefte laut. »Oz prahlt mal wieder, nicht wahr? Sag
ihm, er soll nach alten Alarmsystemen in den Leitungen suchen. Besser auch nach neuen, wenn ich es mir recht überlege.«
»Bin schon dabei«, sagte Oz. »Solange ich eingeloggt bin,
habe ich die vollständige Kontrolle über die Lektronenregister
der Stadt.«
Hazel richtete sich auf und marschierte entschlossen in die
Leitung hinein. Owen wappnete sich gegen den Gestank und
folgte ihr. Die dicke schwarze Schmiere auf dem Boden
quatschte laut unter seinen Füßen und gestaltete das Fortkommen heikel. Owen hoffte inständig, daß seine Schuhe keine
Löcher aufwiesen. Auch an den Wänden klebte eine Art
Schleim, und Owen achtete darauf, sich dort nicht abstützen zu
müssen.
Er stolperte hinter Hazel her, die langsam und vorsichtig
durch das Rohr ging, sich um die ersten Öffnungen, die sie
erreichte, nicht kümmerte, sich dann jedoch entschlossen in
eine Abzweigung nach rechts duckte, die sich optisch in nichts
von den anderen unterschied. Wahrscheinlich erinnerte sie sich
inzwischen wieder. Owen folgte ihr und fand sich in einem
System aus kleineren, gemauerten Tunneln wieder, die nur
etwa einen Meter achtzig durchmaßen. Die Wände hatte man
vor nicht allzu langer Zeit gereinigt, aber der Bodenbelag war
nach wie vor widerlich. Hazel ging jetzt schneller und orientierte sich dabei an einer Karte in ihrem Kopf, die sie jahrelang
nicht konsultiert hatte. Owen hätte Oz bitten können, zu überprüfen, ob sie den richtigen Weg einschlugen, verzichtete aber
darauf. Er vertraute Hazel.
In dem stumpfen grünen Licht war es schwierig, Entfernungen und Details auszumachen, und ein Dunst schien in der Luft
zu schweben. Der Gestank war inzwischen so schlimm, daß er
ein anhaltendes pelziges Gefühl in Mund und Nase erzeugte.
Allein Gott wußte, wie es hier gewesen sein mußte, als noch
Abwässer durch das System strömten. Owen beschleunigte sein
Tempo, um an Hazels Seite zu gelangen, und sie gingen eine
Zeitlang schweigend weiter und nahmen die Abzweigungen,
die Hazel für die richtigen hielt. Die einzigen Geräusche
stammten von ihren Schuhen auf dem klebrigen Boden, und die
Luft war so reglos, daß sie nicht mal Echos zuließ.
»Mich überrascht, daß wir noch keine Ratten gesehen haben«, sagte Owen schließlich. »Ich meine, überall, wo man
eine

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