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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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sie langsam die schwere Last aus dem Weg. Sobald
sich die schweren Bolzen zurückgezogen hatten, schwenkte die
Tür bemerkenswert leicht auf. Sie ließen sie offenstehen, nur
für den Fall, daß sie sich plötzlich zurückziehen mußten. Owen
ging als erster in den schmalen Backsteintunnel dahinter. Nach
wenigen Minuten erreichten sie ein einfaches Stahlgitter in der
Tunneldecke, durch das in starren Schäften das Licht von oben
hereinfiel und dabei den grünen Dunst der Kanalisation sauber
durchschnitt. Die vier versammelten sich unter dem Gitter,
konnten jedoch draußen nichts erkennen.
»Wir müssen direkt unter der Straße sein«, sagte Hazel. »Irgendwo in den Außenbezirken der Stadt. Möchtest du mal einen Blick hinaus werfen?«
Owen überlegte. »Wie weit sind wir von der Stelle entfernt,
wo Ihr zuletzt die Kanalisation betreten habt?«
»Meilenweit«, antwortete Hazel. »Gut innerhalb der eigentlichen Stadt.«
»Wir steigen aus«, sagte Owen. »Hier ist das Risiko geringer,
auf Hadenmänner zu stoßen. Tretet bitte zurück, während ich
mir die Ehre gebe.«
Das Metallgitter gab mühelos nach, und Hazel half Owen dabei, durch die Öffnung hinauszuklettern. Er zog sich hoch und
sah sich rasch um, die Augen vor dem hellen Licht zusammengekniffen. Die Straße war leer, und es herrschte völlige Stille.
Owen gab kund, daß die Luft rein war, und sah sich noch einmal genauer um, während die anderen zu ihm auf die Straße
stiegen. Sie machten viel Lärm dabei, aber niemand war in der
Nähe, der es hätte hören können. Überhaupt niemand.
Der grünliche Dunst stieg aus der Öffnung und verstreute
sich langsam. Hazel beförderte das Gitter mit einem Fußtritt
wieder in Position. Alle vier Gefährten atmeten in der klaren,
etwas kalten Stadtluft tief ein, wahrend sie sich umsahen, und
befreiten Mund und Nase damit vom üblen Gestank der Kanalisation. Owen und Hazel waren gar nicht dazu gekommen,
Mitternacht und Bonnie zu erzählen, daß die grüne Luft giftig
war, und da beide nach wie vor gesund und munter waren,
schien es auch jetzt wenig Sinn zu machen. Sie trampelten herum, um die Schuhe vom schlimmsten der dicken schwarzen
Schmiere zu befreien, durch die sie gewatet waren, hatten damit aber nur teilweise Erfolg. Und trotz des erneuten Lärms
erschien niemand, um nachzusehen. Owen gab jeden Versuch
auf, seine Begleiterinnen zur Ruhe anzuhalten, und beschäftigte sich von neuem damit, sich umzusehen.
Sie standen direkt am Rand von Brahmin City in einer Gegend, die bislang von Umbaumaßnahmen der Hadenmänner
frei zu sein schien. Die Gebäude waren einfach nur Häuser und
zeigten keine Spur der glänzenden Hadenmännertech. Die
Straßen waren verlassen, und nirgendwo vernahm man einen
Laut. Nichts verriet, daß hier je Menschen gelebt hatten. Und
obwohl es langsam dunkel wurde, war keine der Straßenlater
nen angesprungen.
»Verdammt, das ist aber unheimlich!« meinte Hazel. »Jemand sollte sich hier herumtreiben. Jemand sollte arbeiten. Ich
meine, Städte halten sich doch nicht von allein in Gang.«
»Städte der Menschen jedenfalls nicht«, sagte Owen. »Nicht
einmal zu den Fenstern blickt jemand heraus. Selbst die niedergedrücktesten und unterwürfigsten Gefangenen müßten genügend Grips aufweisen, um mal zu den Fenstern hinauszublicken, was draußen vor sich geht.«
»Soll ich ein paar Türen eintreten?« fragte Bonnie.
»Vorläufig nicht, danke«, sagte Owen. »Wir sind hier, um
die Leute zu retten, nicht, um sie zu erschrecken.«
»Es muß allmählich dunkel werden in den Häusern«, überlegte Mitternacht. »Aber niemand hat bislang Licht angemacht.«
»Vielleicht ist es verboten«, überlegte Hazel.
»Vielleicht ist niemand zu Hause«, sagte Owen. »Womöglich
sind alle … irgendwohin gebracht worden.«
»Ich möchte was anderes feststellen«, äußerte sich Mitternacht, nachdem sie alle eine Zeitlang darüber nachgedacht hatten. »Nirgendwo in der Nähe fahren Verkehrsmittel. Wir würden das hören. Welches Ziel wir auch haben, wir werden es zu
Fuß erreichen müssen.«
»Das schaffen wir schon«, sagte Hazel. »Die Stadt ist so groß
nun auch wieder nicht.«
»Jetzt mal langsam«, verlangte Owen. »Als ich den Vorschlag machte, in Brahmin City zu spionieren, schwebte mir
etwas Verstohleneres vor, als im hellen Tageslicht herumzuspazieren.«
»Owen«, sagte Hazel, »hier ist niemand, der uns sehen könnte. Und ich habe nicht vor, mich von etwas Geringerem als
Beschuß in die Kanalisation

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