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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zurücktreiben zu lassen. Und zwar
nur durch verdammt schweren Beschuß, was das angeht! Solange wir Augen und Ohren offenhalten, kann sich in dieser
Stille niemand an uns heranschleichen.«
»Ich hasse es, wenn Ihr recht habt«, sagte Owen. »In Ordnung, machen wir einen kleinen Spaziergang und sehen mal,
ob wir jemanden finden, dem wir ein paar präzise Fragen stellen können. Waffen bereithalten, Leute, aber nur schießen,
wenn es nicht anders geht! Wir sind gut, aber ich bin mir nicht
sicher, ob sogar wir eine ganze Armee Hadenmänner auslö
schen könnten. Ich persönlich hätte es nach wie vor am liebsten, unentdeckt in die Stadt einzudringen und wieder daraus
zu verschwinden, aber falls wir um einen Kontakt mit den Hadenmännern nicht herumkommen sollten, ziehe ich immer
noch eine Art von Verhandlungen vor. Vielleicht können wir
ihnen begreiflich machen, daß nicht einmal sie in der Lage
sind, es mit dem gesamten Imperium aufzunehmen, selbst
wenn es gegenwärtig geschwächt dasteht.«
»Viel Glück«, sagte Hazel. »Du wirst es brauchen.«
Owen schniefte und ging die Straße entlang. Mitternacht
folgte ihm rasch und hakte sich vertraulich bei ihm unter.
Owen wirkte ein wenig verlegen, versuchte aber nicht, sich zu
befreien. Zum Teil, weil er nicht unhöflich sein und sie gegen
sich aufbringen wollte, zum Teil, weil er nicht ganz sicher war,
daß Mitternacht es dulden würde. Sie hatte besonders kräftige
Arme. Hazel und Bonnie schlenderten hinterher und lächelten
beide über Owens Unbehagen.
»Ist dein Owen auch so ein Stockfisch?« erkundigte sich Hazel.
»Zum Teil«, antwortete Bonnie. »Aber ich habe ihn verändert. Er hat sich stark gelockert, seit wir verheiratet sind. Wie
macht sich dein Owen im Bett?«
»Wir … haben uns dergestalt noch nicht festgelegt«, sagte
Hazel.
»Was hat das denn mit Festlegen zu tun?« wollte Bonnie
wissen. »Ich rede von Sex, nicht Liebe. Verdammt, ich habe
meinen Owen in weniger als vierundzwanzig Stunden nach
unserer ersten Begegnung auf die Matte gelegt. Er war so süß
… Ich konnte einfach nicht die Finger von seinem aristokratischen Arsch lassen. Und Männer verhalten sich so viel vernünftiger, wenn sie regelmäßig bumsen können. Probiere es
mal.«
»Ich merke es mir«, sagte Hazel.
»Also«, wandte sich Owen an Mitternacht, »wie war Euer
Owen?«
»Ein Held, obwohl er nie einer sein wollte«, berichtete Mitternacht. »Impulsiv, nüchtern und viel zu tapfer, als gut für ihn
war. Er scherte sich nie darum, welche Chancen er hatte; solange es der Sache diente, sprang er immer ins Getümmel und
machte alles nieder, was sich bewegte. Ein Krieger, wie seine
ganze Familie.«
»Klingt nicht sonderlich nach mir«, fand Owen. »Ich habe
immer nur gekämpft, wenn es sein mußte.«
»Mein Owen … hatte einen härteren Kampf zu bestehen als
du. Unser Krieg war lang und hart und weckte das Ungeheuer
in allen, die mitkämpften. Mein Owen wurde von Blut und
Bestimmung getrieben und stürmte über das Schlachtfeld, um
zu metzeln, wobei er wie ein Wolf grinste. Er lebte für den
Kampf, und nichts machte ihn glücklicher, als wenn er den
Sieg in letzter Minute dem Maul der Niederlage entreißen
konnte. Ihm gefiel es, wenn die Chancen schlecht standen. Er
sagte, dadurch würden die Vorteile ausgeglichen, die ihm das
Labyrinth des Wahnsinns verliehen hatte. Auf seine Art war
der Todtsteltzer ein ehrenwerter Mann. Wir mußten ganze Planeten rächen und wußten nicht mehr, was Gnade bedeutet. Der
Krieg war die Hölle, und so verwandelten wir uns in Dämonen.
Wir waren Krieger, und das Leben war einfach. Hätte die Rebellion doch nur nie geendet! Wir hätten für immer glücklich
sein können.«
Eine Zeitlang gingen sie schweigend dahin. Mitternacht hatte
alles gesagt, was ihr auf dem Herzen lag, und Owen wollte
verdammt sein, wenn ihm darauf etwas einfiel. Er wußte, was
sie mit dem Ungeheuer meinte. Er hatte es selbst schon in sich
gespürt, in Form einer blutrünstigen Tobsucht, die nichts mehr
auf die Sache oder die Ehre gab, die nur für den Rausch des
Adrenalins auf dem Schlachtfeld lebte. Stets hatte er es jedoch
niedergerungen, denn er war ein Gelehrter, kein Krieger; ein
Mensch, kein Ungeheuer. Er fragte sich, ob Mitternachts Owen
ganz anders gewesen war als er, ob er das Zeichen des Ungeheuers offen und mit Stolz getragen hatte. Oder hätten sie sich
gegenseitig anblicken können und nur ihr Spiegelbild gesehen?
Owen schauderte es plötzlich. Er fragte sich häufig,

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