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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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wie stark
die Rebellion ihn verändert hatte, ob sie ihn ungeachtet seiner
eigenen Wünsche zu dem brutalen Krieger gemacht hatte, wie
es seit jeher das Ziel seiner Familie gewesen war. Jetzt schien
ihm jedoch, daß er auf diesem Weg viel weiter hätte gehen
können, als er es tatsächlich getan hatte. So wie Mitternachtsblau die perfekte Kampfmaschine war, zu der sich auch Hazel
unter anderen Umständen hätte entwickeln können.
»Du bist nicht damit einverstanden, was?« fragte Mitternacht
auf einmal. »Das kann ich sehen.«
»Mein Leben … ist anders verlaufen«, antwortete Owen.
»Gott weiß, daß ich selbst genug Schändliches getan habe. Ich
fälle über niemanden mehr ein Urteil. Ich habe nicht das Recht
dazu.«
Mitternacht löste sich von ihm. »Du bist nicht mein Owen. Er
hat stets Urteile gefällt und die Schuldigen von den Unschuldigen geschieden. Und er behielt immer recht. Ein Krieger kennt
keine Unentschlossenheit und ein Schlachtfeld keine Grautöne.
Und eine Liebe wie unsere keine Schwächen.«
Sie beschleunigte ihre Schritte und ging jetzt allein. Nach einer Weile überholte Bonnie Chaos Owen und gesellte sich zu
ihrer Kameradin, und sie zwinkerte Owen kurz zu, als sie an
ihm vorbeikam. Er brachte ein leises Lächeln zustande. Hazel
gesellte sich zu ihm.
»Das ist wirklich eine gefährliche Frau«, fand Owen und betrachtete Mitternachts gepanzerten Rücken.
»Du solltest mal versuchen, eine Zeitlang mit Bonnie zu
plaudern«, entgegnete Hazel. »Sie macht mir eine Scheiß
angst.«
»Ich kann gar nicht glauben, wieviel Metall sie durch ihre
Haut getrieben hat«, sagte Owen. »Ich meine, einiges davon
muß richtig weh getan haben. Wahrscheinlich gibt es aufgerü
stete Menschen mit weniger Metall im Leibe. Und sie sagt, ihr
Owen hätte das gleiche getan!«
»Sie hat auch erzählt, sie wäre mit dir verheiratet.«
Owen schauderte. »Da wäre ich mit einem Grendel besser
bedient. Und ich weiß gar nicht, worüber Ihr lächelt. Sie ist
letztlich nur eine andere Version von Euch.«
Hazel zuckte die Achseln. »Zweifellos lebt irgendwo ein anderes Ich glücklich verheiratet mit sechs Kindern und hält nie
etwas Gefährlicheres in der Hand als ein Brotmesser. Das ist
nun wirklich furchterregend, aber es kümmert mich nicht. Ich
weiß, wer ich bin.«
»Aber die beiden sind ganz schön … extrem«, fand Owen.
»Können wir ihnen trauen?«
»Gute Frage«, sagte Hazel. »Aber falls es hier hart auf hart
kommt, werden wir sie brauchen. Außerdem wissen sie, daß
wir das hiesige Universum besser kennen als sie. Ich denke, sie
werden uns folgen. Falls wir wirklich mit den Hadenmännern
aneinandergeraten, würde ich auch gegen schlechte Chancen
auf beide wetten.« Sie grinste Owen verschmitzt an. »Ich denke, daß Mitternacht einen Narren an dir gefressen hat.«
»Nein«, erwiderte Owen. »Der Mann, den sie liebte, war mir
in keiner Weise ähnlich. In überhaupt keiner.«
Seine Stimme wies auf einmal einen kalten Unterton auf, der
Hazel davon überzeugte, dieses Thema lieber nicht weiter zu
verfolgen, und eine Zeitlang schwiegen sie. Die Straßen blieben leer, und man sah keine Spur von Mensch oder Hadenmann. Die Schritte warfen an den Häusern Echos, die in der
Stille unheimlich laut klangen. Hazel wurde es langweilig, an
Owens Seite zu gehen, da er zu sehr in Gedanken versunken
war, um auf ihre Gesprächsansätze mehr als ein Brummen von
sich zu gehen. Letztlich gesellte sie sich zu ihren beiden anderen Versionen. Zu dritt schwatzten sie bald fröhlich drauflos
und ignorierten Owen vollständig, während sie in praktisch
jedem Punkt uneins blieben. Owen war nicht überrascht. Er
kannte Hazel schließlich. Er wußte, daß er die drei Frauen eigentlich davor hätte warnen sollen, so laut zu reden, aber ihm
war auch klar, daß sie ihn dafür nur zum Teufel gewünscht
hätten und er sich somit die Luft sparen konnte. Inzwischen
hatten sie alle eine ordentliche Strecke zurückgelegt, und
Owens Füße bemerkten es allmählich und beschwerten sich.
Er achtete sorgfältig darauf, nicht selbst in die Streitigkeiten
verwickelt zu werden, und war es vollkommen zufrieden, daß
man ihn ignorierte. Die besitzergreifende Art, mit der die beiden Alternativversionen ihn musterten, gefiel ihm nicht – ebensowenig die Art, wie Hazel lächelte, wenn sie es bemerkte. Auf
ihre unterschiedliche Art faszinierten ihn sowohl Bonnie wie
Mitternacht, aber es ähnelte der Faszination eines Verkehrsunfalls auf Schaulustige. Und

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