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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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als er gerade diesem Gedanken
nachhing, zog Bonnie beiläufig ein Hypospray aus dem Gürtel,
hielt es sich an den Hals und injizierte den Inhalt, ohne dabei
auch nur einmal das Schrittempo zu senken. Sie stöhnte leise
vor Vergnügen und drückte mit hörbarem Schnappen den Rükken durch. Owen beeilte sich, an ihre Seite zu gelangen. Sie
zeigte wieder dieses beunruhigende Lächeln, ganz schmale
schwarze Lippen und zugespitzte Zähne.
»Was war das?« fragte Owen scharf.
»Nur etwas zum Entspannen und Muntermachen. Möchtest
du mal kosten?«
»Nein«, lehnte Owen ab. »Seht mal, wir sind in einer sehr ge
fährlichen Lage …«
»Ach, entspanne dich, mein Hengst. Ich bin so wachsam, daß
du mich benutzen könntest, um Ecken auszuschneiden. Wäre
ich noch wachsamer, könnte ich in die Zukunft blicken.«
»Drogen sind der Fluch des Kriegers«, warf Mitternacht steif
ein. »Wahre Stärke entstammt dem Bewußtsein.«
»Was immer dich durch die Dunkelheit führt, Liebling.«
»War das … Blut? « fragte Hazel.
»Verdammt, nein! Darüber bin ich weit hinaus. Owen hat mir
den Weg gewiesen. Mein Owen. Er hat sich nie davor gefürchtet, etwas Neues auszuprobieren. Alles, was ihm einen Vorteil
geben konnte. Gemeinsam haben wir fast jede Kampfdroge
ausprobiert, die man nur findet, und jede Droge, die uns vielleicht helfen konnte, das vom Labyrinth verstärkte Bewußtsein
noch zu erweitern. Es geht doch nichts darüber, sein persönliches Universum auszuweiten und die Hemmnisse im Hirn zu
beseitigen. Ich habe Teile meines Bewußtseins freigelegt, von
denen die meisten Menschen bei sich gar nichts wissen. Wenn
du genau hinhörst, kannst du an manchen Tagen hören, wie
meine Synapsen brutzeln. Das Labyrinth hat dazu den Grundstein gelegt. Der größte Rausch überhaupt! Habe nie was gefunden, was dem gleichkäme. Aber ich suche weiter. Drogen,
Kämpfen, ein bißchen privater Sex und Quälerei; alles der reinste Rausch.«
»Du hörst dich genau wie Valentin Wolf an«, fand Hazel.
»Der Imperator?« fragte Bonnie. »Mein Held.«
Hazel sah Owen scharf an, aber er reagierte nicht.
Die Straßen von Brahmin City veränderten sich allmählich,
als schließlich Veränderungen auftauchten, die von den Hadenmännern stammten. Von Menschen errichtete Gebäude waren wie faule Zähne entfernt und durch scharfkantige Konstruktionen aus Stahl und Tech ersetzt worden. Keinem der vier
war noch nach Reden zumute, und alle trugen sie jetzt die Waffen in der Hand. Nach wie vor war niemand sonst zu sehen,
und nur ihre Schritte durchdrangen die bedrohliche Stille.
Die Stadt wirkte immer bedrohlicher. Dem Entwurf der neuen Elemente lagen weder menschliche Logik noch menschlicher Seelenfriede zugrunde, und sie wiesen merkwürdige Winkel und entnervende Formen auf. Sie schimmerten von innen in
glänzendem Silber, erzeugten Echos im Bewußtsein und trieben Gedanken in Richtungen, die dem menschlichen Geist
nicht bestimmt waren. Hadenmänner selbst waren weiterhin
nicht zu sehen. Es war, als gingen die vier durch eine Stadt
toter oder träumender Fremdwesen. Das Licht der glänzenden
Artefakte schimmerte unterschwellig kalt auf ihrer Haut, als
würden sie von vorüberziehenden Gespenstern gestreichelt.
Owen blickte sich weiterhin mit finsterer Miene um. Er zweifelte nicht daran, daß man sie im Auge hatte. Er spürte richtig
den Druck kalter, aufmerksamer Blicke. Ihm tat der Kopf weh.
Die Finger kribbelten ungemütlich. Irgendwo in weiter Ferne
vernahm er ein leises, fortwährendes dumpfes Pochen; es erinnerte ihn an eine einzelne arbeitende Maschine oder womöglich das große künstliche Herz dieser nicht-menschlichen Stadt.
Der Wind wehte in Böen, die ständig hin- und hersprangen, als
atmeten die Straßen. Owen fragte sich langsam, ob sie nicht
vielleicht einen einzelnen lebenden Organismus durchwanderten, eine Stadt, die zu künstlichem Leben und Bewußtsein erweckt worden war. Die Hadenmänner waren durchaus fähig zu
dergleichen. Aber wo waren andererseits all die Menschen, die
hier gelebt hatten, als es nur eine Stadt gewesen war?
Bonnie Chaos wirbelte plötzlich herum und feuerte ihren
Disruptor ab, und der Energiestrahl zerriß einen glasierten Silberknoten auf halber Höhe eines Gebäudes zu ihrer Linken.
Glänzende Bruchstücke regneten wie metallene Schneeflocken
herab, und der Krach der Explosion schien ewig neue Echos zu
werfen. Owen und die anderen sahen sich rasch um, die Waffen einsatzbereit, aber nirgendwo bewegte sich etwas.

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