Todtsteltzers Ehre
schwer, sie festzuhalten. Tobias Mond trat
ohne Eile vor sie, wobei er irgend etwas in der Hand hielt.
Owen erkannte es und versuchte verzweifelt, eine Warnung zu
brüllen, aber die Stimme gehorchte ihm nicht mehr. Hazel war
so sehr darin vertieft, sich freizukämpfen, daß sie Mond nicht
sah, bis es zu spät war. Er gab den anderen Aufgerüsteten einen
Wink, und unter Aufbietung aller Kräfte gelang es ihnen, Hazel
auf die Knie zu drücken und für einen Moment in dieser Stellung festzuhalten lange genug für Mond, um ihr sein Hypospray an den Hals zu setzen und ihr eine massive Dosis Blut zu verabreichen. Sie schrie vor Schreck und Entsetzen auf, und
Tränen liefen ihr übers Gesicht, als die alte, kalte Segnung von Blut erneut durch ihren Kreislauf strömte. Und alles, was Owen
tun konnte, war zuzusehen.
Mond trat zurück und und gab den anderen Hadenmännern
mit einem Wink zu verstehen, daß sie Hazel loslassen sollten.
»Die aufgezwungene Blut -Sucht wird sie für den Rest ihres
Lebens beherrschen. Sie wird nicht gegen uns kämpfen. Sie
wird nicht einmal den Wunsch hegen, es zu tun.« Er sah das
leere Hypospray in seiner Hand an und ließ es fallen, als wäre
es ihm peinlich. Er sah Owen an, der nach wie vor erstarrt dastand. »Wir tun … was nötig ist, Owen. Das ist die Art der Hadenmänner.« Er drehte sich wieder um und musterte Bonnie
und Mitternacht. »Ihr seid neue Faktoren in der Gleichung.
Eure Anwesenheit kommt unerwartet. Bleibt ruhig, und Euch
wird kein Leid zugefügt, während die Ereignisse ihrem unvermeidlichen Ziel zustreben.«
»Glaubt … ihm nicht«, sagte Hazel, die noch auf den Knien
lag, und aller Augen wandten sich wieder ihr zu. Ihr Gesicht
war bleich und abgespannt und tropfte vor Schweiß, und plötzliche Schauder schüttelten sie, Die Linien des Mundes wirkten
jedoch fest, und ihr Blick war stetig und schleuderte Mond
Trotz entgegen. »Du hast einen Fehler gemacht, Hadenmann! Blut ist ein alter Hut für mich. Ich habe es früher besiegt, und
ich werde es erneut besiegen. Sieh nur!«
Schwarzes Blut schoß ihr plötzlich aus der Nase und lief ihr
über Mund und Kinn. Noch mehr davon quoll ihr unter den
Augenlidern hervor und tropfte ihr langsam über die Wangen.
Sie öffnete den Mund, und Blut schoß in einem ruckartigen
Strom hervor, während sie die Droge mit schierer Willenskraft
aus dem Körper entfernte. Schwarze Tropfen perlten auf der
Haut, sickerten aus jeder Pore. Die Droge bildete vor ihr eine
Pfütze auf dem Boden und durchnäßte ihre Kleidung, bis der
Strom schließlich stoppte, so plötzlich, wie er begonnen hatte.
Hazel stand auf, und der letzte Rest Blut tropfte von ihr ab. Sie
lächelte Mond an, und jeder andere wäre gleich mehrere Schritte zurückgewichen.
»Du hast es verpfuscht, Hadenmann! Ich bin nicht mehr die
Hazel, die du kanntest. Das Labyrinth hat mich auf eine Art
und Weise verändert, die du dir nicht mal vorstellen kannst.
Gib jetzt Owen frei, oder ihr seid alle tot. Ihr habt vielleicht
eine Armee, aber ich kann eine Armee sein, wenn ich muß.«
»Das haben wir gehört«, sagte Mond. »Das ist einer der
Gründe, warum wir Euch haben müssen. Aber wir kämpfen
nicht gegen Euch. Owen wird es für uns tun, nicht wahr,
Owen?«
Und Owens Hand zog das Schwert aus der Scheide und hielt
es ruhig, während sich sein Körper zu Hazel umwandte. Sie
wollte schon nach dem eigenen Schwert greifen, riß sich aber
zusammen. Sie blickte ihn offen an, den Blick fest in seinen
geheftet.
»Tu das nicht, Owen. Kämpfe dagegen an! Du kannst das besiegen, was sie mit dir gemacht haben, wie ich es mit dem Blut geschafft habe. Wir haben das Labyrinth durchschritten. Niemand kann uns mehr herumkommandieren. Owen, halte ein!
Bitte. Zwinge mich nicht, gegen dich zu kämpfen.«
Er steckte jedoch hilflos im Griff der goldenen Fäden, war
ein Gefangener im eigenen Kopf. Er kämpfte darum, wenigstens die allerkleinste Bewegung aus eigener Kraft zu schaffen,
aber es gelang ihm nicht. Seine hilflosen Protestschreie drangen nicht nach außen. Er trat gewandt vor und stieß mit dem
Schwert nach Hazels ungeschützter Brust. Es war ein mörderischer Angriff, mit unmenschlicher Geschwindigkeit vorgetragen, und hätte jedem anderen Gegner das Leben gekostet. Aber
Hazel D’Ark war schon eine verdammt gute Kämpferin gewesen, ehe sie das Labyrinth des Wahnsinns durchschritt, und ihre
Reflexe waren den seinen in jeder Beziehung gewachsen. Sie
fand
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