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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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das ist absolut lebenswichtig.
Und doch enthielten die Dateien nichts, überhaupt nichts, was
auch nur angedeutet hätte, daß jemand im Untergrund auch nur
eine der naheliegendsten Fragen gestellt hatte. Es schien, als
wäre niemandem die Idee gekommen. Was die alarmierende
Frage aufwarf, wie weit der Einfluß der Mater Mundi reichte.
Johana Wahn hatte die Berührung durch die Weltenmutter
überlebt. Ebenso Investigator Topas. Zwei Frauen, die allgemein als verrückt galten. Vielleicht waren sie durch ihre abwegigen Denkstrukturen anpassungsfähig genug gewesen, um mit
einer Veränderung fertig zu werden, die aus ihnen etwas mehr
oder zumindest etwas anderes als Menschen machte. Ganz sicher waren Dianas Kräfte durch die Berührung der Weltenmutter … transformiert worden. Diana bezweifelte, daß man auf Golgatha einen Telepathen fand, der mit ihr hätte mithalten
können, falls sie es auf einen Vergleich abgesehen hätte. Und
sie verfügte noch über andere Kräfte – Psychokinese und Präkognition, was eigentlich als unmöglich galt. Die Gentechniker
hatten durch erschöpfende und oft tragisch verlaufende Experimente nachgewiesen, daß das menschliche Hirn nur mit jeweils einer Kraft
umgehen konnte. Sonst brannte das Bewußtsein aus.
Manchmal buchstäblich. Deshalb pflanzten sich Esper auch nur
untereinander fort, und die Kinder entwickelten lediglich das
jeweils dominante Merkmal.
Und woher stammte all die Macht Dianas? Hatte die ÜberEsperin womöglich eine unbekannte Kraftquelle innerhalb
Diana Vertues angerührt und erweckt? Vielleicht etwas, das in
der menschlichen Psyche so tief vergraben lag, daß nur eine
nichtmenschliche Berührung den Lebensfunken übermitteln
konnte? Und falls das stimmte, überlegte Diana leicht benommen, konnten dann alle Esper ihr gleich werden, falls man sie
nur hart genug anstieß? Oder falls sie verrückt genug waren?
War sie, Diana oder Johana Wahn, in der Lage, andere zu berühren und ihr gleich zu machen? Waren alle Esper potentiell
übermenschlich und wurden nur durch äußere Kräfte in künstlichen Grenzen gehalten? Zum Beispiel durch die Mater Mundi?
Diana zwang sich, diesen Gedankengang zu unterbrechen,
und nahm einen tiefen und beruhigenden Schluck lauwarmen
Tees aus der Tasse, die sie vor sich auf dem Tisch stehen hatte.
Nach all den Dateien, die sie ausgegraben hatte, wußte sie nicht
wesentlich mehr als zu Beginn. Tatsächlich hatte sie viel mehr
Fragen aufgestöbert als Antworten. Und obendrein verdammt
beunruhigende Fragen. Kaum überraschend. Selbst nach fast
dreihundert Jahren, die imperiale Wissenschaftler dieses Gebiet
erforscht hatten, wußten selbst die besten von ihnen nicht wirklich, aus welchen Quellen sich die Kräfte eines Espers speisten.
Man hatte Esper zwangsweise dienstverpflichtet, kaum daß sie
erschaffen worden waren, weil sie einfach so ungeheuer nützlich waren. Und später … hatte man davor gewarnt, dumme
Fragen zu stellen.
Esper arbeiteten und sie waren Eigentum, und mehr brauchte
niemand zu wissen.
Die Mater Mundi andererseits schien von niemandem erzeugt
worden zu sein. Sie oder es war einfach spontan aus dem Nirgendwo aufgetaucht. In einer Minute hatte das Universum noch
Sinn ergeben, und in der nächsten schon stand die Weltenmutter mitten im Getümmel. Sie schien an keinen speziellen Planeten gebunden zu sein. Frühere Manifestationen waren auf im
ganzen Imperium verstreuten Welten erschienen. Diana war es
nicht gelungen, ein Bindeglied zwischen ihnen oder einen gemeinsamen Nenner zu finden. Wo immer man Esper fand, fand
man auch Gelegenheiten für die Mater Mundi.
Ihre Vorgehensweise hatte sich allerdings jüngst geändert.
Hatte sie sich ursprünglich nur in einzelnen Espern manifestiert, verknüpfte sie sie jetzt zu Gestalten, die weit mehr vollbrachten als Individuen. Und niemand litt später an schlimmen
Nachwirkungen. Zumindest nicht an erkennbaren. Bislang
nicht. Es schien, als würde die Weltenmutter stärker und fähiger, je mehr sie vollbrachte. Lernen durch Praxis. Diana lehnte
sich zurück und spitzte nachdenklich die Lippen. Vielleicht
fand sie etwas Nützliches heraus, wenn sie die Ergebnisse der
Auftritte der Mater Mundi miteinander verglich. Womöglich
das, was dieses Phänomen zu erreichen versuchte. Oder worauf
es abzielte … Diana machte ein finsteres Gesicht. Und vielleicht handelte sie sich noch schlimmere Kopfschmerzen ein,
als sie ohnehin schon hatte.
Zu lange

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