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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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geblufft, aber sie wußte nicht recht wer. Anscheinend war
sich auch die Mater Mundi dessen nicht sicher gewesen. Immerhin, überlegte Diana, mußte sie der Wahrheit allmählich
näher kommen, wenn die Weltenmutter solche Mühen auf sich
nahm, um sie abzuschrecken. Bei jedem anderen hätte es wahrscheinlich funktioniert. Diana betrachtete die Gestalt aus Metall und Plastik, die immer noch über ihr aufragte, und zitterte
wieder. Jetzt, wo sie Zeit hatte, darüber nachzudenken, fand sie
das Erlebnis doch ganz schön furchteinflößend. Sie konnte
nicht umhin, sich zu fragen, ob andere Menschen die Gegenwart von Johana Wahn genauso empfanden.
»Verdammt!« sagte sie schließlich mit völlig ruhiger Stimme. »Wie soll ich dieses Durcheinander nur dem Hausvorsteher erklären?«
    Kapitän Schwejksam führte seinen alten Freund und Gegner,
den Mann, der Carrion hieß, durch die verstopften, glänzenden
Korridore des Sternenkreuzers Unerschrocken . Es war lange
her, seit Carrion zum letzten Mal an Bord eines Sternenschiffs
gegangen war. Die letzten zwölf Jahre hatte er allein auf dem
Planeten Unseeli gelebt, auch unter dem Namen Geisterwelt bekannt, und hatte nur die ruhelosen Geister der ermordeten,
fremdartigen Ashrai zur Gesellschaft gehabt. Nach so viel
tröstlicher Einsamkeit fühlte er sich nicht wohl in der Masse
der geschäftigen Männer und Frauen, die den Sternenkreuzer
bemannten. Besonders, da er wußte, daß die meisten ihn fröhlich umbringen würden, falls sie nur die Chance erhielten. Sie
wandten die Köpfe ab, wenn er vorbeiging, und formulierten
mit den Lippen lautlose Flüche und Obszönitäten. Er spürte,
wie sich wütende Blicke in seinen Rücken brannten. Carrion
hielt den Kopf hoch erhoben und ging neben Schwejksam her,
als bemerkte er nichts und spürte nichts.
    »Ein paar Dinge haben sich verändert, seid Ihr zuletzt auf einem Sternenkreuzer wart«, erzählte Schwejksam. »Allerdings
nichts zu drastisch. In Eurern persönlichen Lektron findet Ihr
eine Datei, die Euch auf den aktuellen Stand bringt. Aber Ihr
solltet sie rasch studieren. Wir verlassen den Orbit in sechs
Stunden.«
    »Wozu die Eile?« fragte Carrion, die Stimme so ruhig und
reglos wie immer. »Die Dunkelwüste geht nirgendwohin.«
»Aber was immer darin lauert, bleibt vielleicht nicht mehr
lange dort. Ihr habt den Halben Mann gehört. Er nannte sie die
Neugeschaffenen. Fremdwesen, die gestorben sind und sich
selbst wieder zum Leben erweckt haben. Gruselig. Falls es
stimmt.«
»Ihr zweifelt am Wort eines der größten Helden der Menschheit?«
»Falls der erste Halbe Mann ein falscher Vertreter und ein
Lügner war, wer möchte dann sicher sein, daß der neue nicht
ebenfalls einer ist? Aber wir können das Risiko nicht eingehen,
das von etwas potentiell so Gefährlichem wie den Neugeschaffenen ausgeht. Jemand muß der Sache nachgehen, und mein
Schiff und meine Besatzung haben mehr Erfahrung mit der Dunkelwüste als die meisten.«
»Die Idee der Neugeschaffenen ist nicht gänzlich neu. Ihr
habt selbst den Befehl erteilt, die Ashrai zu vernichten, aber sie
haben in gewisser Weise überlebt.«
Schwejksam brummte unverbindlich. »Sie sind Eure Gespenster. Haltet sie unter Kontrolle. Ich bringe Euch in Frosts alter
Kabine unter. Da Ihr jetzt offiziell wieder ein Investigator seid,
habt Ihr ohnehin ein Recht darauf.«
»Ich weiß, daß Ihr und Frost Euch nahestandet. Ich bedauere
Euren Verlust.«
»Ihr habt sie nie gemocht. Sie stand für alles, was Euch am
Imperium zuwider war.«
»Ich habe sie respektiert. Sie war eine Kriegerin.«
»Wie auch immer. Sie war ein guter Soldat. Ich ehre ihr Andenken.« Schwejksam brach ab und legte sich seine Worte
sorgsam zurecht. »Kümmert Euch nicht um die Einstellung der
Mannschaft. Sie wird sich ändern, wenn die Leute Euch bei der
Arbeit erlebt haben.«
»Ich bezweifle es, Kapitän. Ich bin ein Verräter. Ich habe
meine Mannschaft und meine eigene Lebensform verraten, um
mich den fremdartigen Ashrai in ihrem Kampf gegen die
Menschheit anzuschließen. Nicht, daß es ihnen langfristig viel
genützt hätte. Trotzdem bin ich der schlimmste Alptraum der
Menschheit, ein Investigator, der zu den Eingeborenen überlief.
Ein Verräter voller Stolz auf seinen Verrat.«
»Ihr hattet Eure Gründe«, sagte Schwejksam.
»Genau wie Ihr Eure hattet, als Ihr Befehl gabt, Unseeli zu
sengen und alles zu vernichten, was auf dieser Welt lebte.«
»Das habt Ihr mir nie verziehen,

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