Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
Mater Mundi konnte sich in einfach jedem manifestieren
und Diana durch irgendeinen Freund oder Feind oder Fremden
angreifen. Falls sie erfuhr, was Diana trieb …
Diana richtete sich abrupt auf. Irgendwas stimmte hier nicht!
Sie spürte es richtig. Sie blickte sich rasch um, auf einmal
überzeugt davon, daß jemand gerade ins Zimmer gekommen
war; die Tür war jedoch geschlossen, und sie war allein. Plötzlich schauderte ihr. Es wurde eiskalt. Dianas Atem dampfte in
der Luft. Rauhreif bildete sich auf der Lektronenanlage. Ein
Druckgefühl lag in der Luft, als wäre etwas unmöglich Großes
im Anmarsch, zwängte sich durch Dimensionsbarrieren und
rüttelte an den Fenstern der Wirklichkeit. Es war jetzt ganz
nahe und suchte nach einem Weg, der es endgültig hereinführte. Diana sprang auf und beförderte den Stuhl mit einem Tritt
weg, damit sie mehr Freiraum erhielt. Sie zog die eigene Macht
um sich wie einen Mantel, was sie allerdings nicht davor verschonte, daß die Zähne klapperten und die Hände zitterten. Sie
machte sich nicht die Mühe, um Hilfe zu rufen. Sie wußte, daß
niemandem gestattet sein würde, sie zu hören. Sie wußte, was
auf sie zukam.
Jeder Bestandteil der Lektronenanlage im Zimmer richtete
sich auf und nahm eine neue Form an. Metall und Plastik rissen
auf und machten Buckel, spalteten sich und bildeten sich neu
rings um die Gestalt, die sich selbst erzeugte, indem sie die
Technik transformierte. Eine Art menschliche Gestalt entstand
und ragte hoch über Diana auf – ein breiter, klotziger Körper
mit zwei unterschiedlich langen Armen, die in Metallklauen
ausliefen. Die Augen bestanden aus Monitorglas, und ein Riß
im Metall diente als Lächeln. Statik umprasselte den Kopf wie
ein zersplitterter Heiligenschein.
Die Mater Mundi hatte einen neuen Weg gefunden, um sich
zu manifestieren.
»Hallo«, sagte Diana und bemühte sich, das Zähneklappern
zu beherrschen. »Schön, daß Ihr mal hereinschneit.«
Du hast Fragen gestellt, sagte eine Stimme in ihren Gedanken, die nach knirschenden Zähnen klang, nach zischenden
Leitungen, nach weinenden Kindern. Du mußt damit aufhören.
»Dann haltet mich auf«, sagte Diana. »Falls Ihr könnt.«
    Ich werde es tun, wenn es sein muß. Verwechsle meine Nachsicht nicht mit Schwäche.
»Quatsch! Wärt Ihr in der Lage, etwas zu unternehmen, hättet Ihr es inzwischen längst getan. Ihr könnt jedoch nicht. Ihr
habt aus mir so viel mehr gemacht, als ich früher war, und seid
jetzt nicht mehr fähig, es wieder zurückzunehmen. Das Äußerste, was Ihr zustande bringt, ist dieser Metallgolem, der mich
einschüchtern soll. Ich habe in Kindertagesstätten schon Servierwagen gesehen, die beängstigender wirkten.«
Ich kann dich zerbrechen, mein Kind.
Und Diana fand sich in der Hölle des Wurmwächters wieder,
nackt in der Dunkelheit, wo sie durch ihre eigene Pisse und
Scheiße und ihr Erbrochenes kroch, wahrend der Wurmwächter
scheußliche, sadistische Spiele in ihren Gedanken anstellte, sie
immer wieder folterte, bis sie durch fortwährendes Schreien die
eigene Stimme ruinierte.
Nein! wehrte sich Diana. Verschwindet aus meinem Kopf, Ihr
Miststück!
Und sie fand sich im Datenbankzimmer wieder, zitternd und
bebend, den Geschmack kurz bevorstehenden Erbrechens im
Mund. Sie funkelte das Metallkonstrukt an und dehnte die Lippen zu etwas, das ebenso Knurren wie Lächeln war. Der Zorn
wärmte sie, trieb die Kälte hinaus. Und als sie sprach, war sie
wieder Johana Wahn.
»Dieser Scheiß wird bei mir nicht funktionieren! Das gehört
der Vergangenheit an. Ich bin jetzt stärker, als ich mir je erträumt hätte. Vielleicht stärker, als Ihr Euch je erträumt hättet.
Ihr könnt mich nicht aufhalten. Niemand kann mich aufhalten.
Ich werde heraus finden, wer und was Ihr seid und wo Ihr
steckt, und dann sorge ich dafür, daß Ihr bezahlt für all die armen Schweine, deren Leben Ihr vernichtet habt!«
Ich tat, was nötig war. Ich tat, was du wolltest. Ich habe den
Sieg der Rebellen möglich gemacht.
»Aus eigenen Motiven. Seht jetzt verdammt noch mal zu,
daß Ihr von hier verschwindet, ehe ich auf die Probe stelle, wie
stark Ihr mich gemacht habt!«
Um wieviel bissiger als eine Schlange ist doch ein undankbares Kind, das man großgezogen hat!
Die Präsenz verschwand plötzlich und nahm die Kälte mit.
Der Metallgolem war nur noch eine leere, verlassene Hülle.
Diana plumpste auf ihren Stuhl zurück. Eine von ihnen beiden
hatte

Weitere Kostenlose Bücher