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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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nenne das Verrat!«
    »Wir hatten Unterstützung!« rief de Lisle. »Mächtige Unterstützung! Ich könnte Euch die Namen nennen …«
»Die stecken auch irgendwo in den Lektronen. Wir finden sie
dort. Ich möchte jetzt nur eins erfahren: Dieser Mann, der ermordet und ausgeweidet und in zwei Kisten gestopft wurde.
Das war Eure Idee, nicht wahr?«
»Es war Bentleys Idee«, antwortete de Lisle rasch. »Wir
brauchten etwas, was Euch motivierte und zum sicheren Gegner der Aufständischen machte.«
»Wer war der Mann?« fragte Ohnesorg.
De Lisle zuckte die Achseln und sah Bentley an, der nichts
sagte. Ruby trat dem Sicherheitschef in die Rippen.
»Niemand besonderes«, sagte Bentley. »Einfach jemand, den
wir benutzt haben. Er war nicht wichtig.«
»Jeder ist wichtig«, hielt ihm Ohnesorg entgegen. »Das unterscheidet uns von Shub .« De Lisle traf Anstalten, irgendeine
Ausrede hervorzusprudeln, aber Ohnesorg sah ihn nur an, und
de Lisle wurde still.
»Sie haben den Tod verdient«, meinte Tallon. »Wir hatten
jedoch immer nur die Interessen Lokis im Blick. Wir haben
rebelliert, weil wir legitime Vorwürfe hatten. Unter allen Menschen solltet Ihr dafür Verständnis haben.«
»Ich habe dafür Verständnis«, sagte Ohnesorg. »Aber Ihr
habt Euch mit Shub verbündet, den Feinden der Menschheit.
Das Ziel rechtfertigt nicht immer die Mittel.«
»Jakob«, sagte Ruby leise, »ich weiß wirklich nicht recht, ob
das eine gute Idee ist. Ein paar aufhängen, um etwas zu verdeutlichen, aber das … De Lisle hat recht. Das Parlament wird
nie damit einverstanden sein.«
»Dann zur Hölle mit dem Parlament«, sagte Jakob Ohnesorg.
Er gab den Wachleuten einen Wink, Überlebenden der Armee,
die er geführt hatte. Sie sahen ihn an, Verehrung in den Augen.
Ohnesorg deutete auf die Stricke. »Hängt sie. Hängt sie alle.«
Die Wachleute zerrten die Gefangenen zur Mauer. Die meisten fugten sich ihnen ruhig. De Lisle kreischte und strampelte
und schluchzte, bis sie ihm die Schlinge um den Hals legten
und für immer die Luft abschnitten. Tallon blickte zu Ohnesorg
und Ruby zurück, mit dem Blick eines Propheten, und hob die
Stimme, damit die Menge ihn auch auf jeden Fall verstand.
»Es sind Monster! Ihr könnt ihnen nicht trauen! Sie werden
sich letztlich gegen euch wenden, weil ihr nur Menschen seid
und sie nicht! Es sind Monster! Monster!«
Die Schlinge stoppte seinen Redefluß. Politiker und Aufständische hingen Seite an Seite an der Innenseite der Stadtmauer
von Vidar, und die Einwohner der Stadt jubelten und hörten
gar nicht mehr auf damit.
Ruby sah Ohnesorg an.
»Hängt sie alle«, sagte Ohnesorg. »Es sind Politiker. Alle
schmutzig. Hängt sie.«
Es regnete. Heftig. Der Regen hatte auf dem Planeten Lachrymae Christi etliche Millionen Jahre zuvor eingesetzt und gab
nicht zu erkennen, daß er irgendwann aufhören würde. Gespeist aus den riesigen Ozeanen, die drei Viertel des Planeten
bedeckten, fiel er aus dem ewig bewölkten Himmel auf den
Dschungel, der den einzigen Kontinent dieser Welt von Küste
zu Küste bedeckte. Er fiel auf weise und verschlagene Menschen zugleich, auf einfache und berühmte, auf glückliche und
unglückliche, Tag auf Tag. Lachrymae Christi kannte weder
Sommer noch Winter, weder Sonnenschein noch Schnee, und
noch nie hatte ein Regenbogen den grauen Himmel geschmückt.
Der Regen fiel auch auf die unglücklichen Kolonisten dieses
Planeten, obwohl Kolonisten vielleicht nicht das richtige Wort
war. Sie hatten sich nicht aus freien Stücken hier angesiedelt.
Behandschuhte und behelmte Gestalten hatten sie abgeholt und
mit Stromstößen und der Drohung gezogener Schußwaffen in
die Laderäume von Frachtschiffen getrieben. Unter schwierigen Bedingungen und voller Verzweiflung reisten sie durch
den Weltraum und wurden schließlich in ihrer neuen Heimat
abgesetzt, um sich hier ein Leben aufzubauen, so gut sie konnten. Versorgungsschiffe brachten hin und wieder das Allernötigste, aber darin erschöpfte sich auch schon das Mitgefühl des
Imperiums. Niemand gab einen Dreck darauf, ob die unfreiwilligen Kolonisten überlebten oder starben, solange sie dort blieben, wohin man sie deportiert hatte. Die Raumfahrt war ihnen
verboten, die Zivilisation war ihnen verboten – auf Geheiß einer Menschheit, die ihnen den Rücken zugekehrt hatte. Aber
wider alle Erwartungen hatten die Kolonisten überlebt und es
sogar auf ihre Art zu etwas gebracht. Sei es auch nur denen
zum Trotz, die sie

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