Todtsteltzers Ehre
meine
Freunde zu schützen. Ist das nicht für alle der Grund, wenn sie
kämpfen?«
Ein Augenblick der Stille trat ein, der vielleicht unbehaglich
hätte werden können, aber von einem höflichen Klopfen an der
Tür beendet wurde. Schwester Marion ging hinüber, um zu
öffnen, kam dann zurück und murmelte Mutter Beatrice etwas
zu. Sie stand auf.
»Ihr müßt uns entschuldigen. Wir werden in der Krankenstation gebraucht. Macht es Euch bequem. Wir reden später weiter.«
Das Zimmer schien ganz still, nachdem die Ruhmreiche
Schwester und die Heilige gegangen waren. Alle sahen sich
gegenseitig an, außer Hazel, die damit beschäftigt war, die letzten Reste an Eßbarem von ihrem Teller aufzuwischen. Alle
musterten sie mit unterschiedlichen Graden an Abscheu und
Erheiterung. Sie blickte auf und sah aller Augen auf sich gerichtet.
»Was ist?«
»Ich bin beeindruckt«, sagte Owen. »Wirklich, ich bekäme
nicht mal dann noch etwas von diesem Zeug herunter, wenn Ihr
mich mit vorgehaltener Pistole dazu zwingen wolltet.«
»Ich habe Hunger! Und du gewöhnst dich besser an das Menü; wir bleiben womöglich lange hier.«
»Das Parlament wird ein Schiff schicken, sobald man dort erfährt, daß wir hier gestrandet sind«, behauptete Owen. »Wir
sind für die Kriegsanstrengungen zu wichtig, um uns im Stich
zu lassen.«
Hazel zuckte die Achseln. »Andererseits haben wir uns genug Feinde gemacht. Feinde, die uns womöglich nur zu gern an
der Seitenlinie abstellen. Sieh der Sache ins Gesicht, Owen;
wir werden diesen Planeten nicht so schnell wieder verlassen.«
Er schüttelte zornig den Kopf. »Eins nach dem anderen! Befassen wir uns zunächst mit den Hadenmännern. Mond, habt
Ihr irgendeine Vorstellung, wie wir unsere Chancen verbessern
könnten?«
Mond runzelte die Stirn. »Wir können nicht herausfinden, wo
die Truppen der Hadenmänner stehen und wie groß sie sind.
Wir wissen nicht, was sie wollen und wie viele Truppen sie
bereit sind, ins Gefecht zu werfen, um dieses Ziel zu erreichen.
Ich werde noch darüber nachdenken. Wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich benötige etwas Zeit für mich selbst.« Er
stand auf.
»Ich denke nicht, daß das eine gute Idee ist, Mond«, gab
Owen zu bedenken. »Viele Leute hier haben keinen Grund, die
Hadenmänner zu mögen.«
»Ich komme schon klar, Owen. Ich brauche kein Kindermädchen.« Er ging zur Tür, ohne zurückzublicken. »Wartet nicht
auf mich.«
»Paßt auf Euch auf!« rief Owen, und dann ging die Tür zu
und war der Hadenmann verschwunden.
Bonnie und Mitternacht rappelten sich auf. »Es wird spät«,
sagte Bonnie. »Zeit für einen letzten Spaziergang, bevor wir
ins Bett gehen. Diese Leprakranken sind faszinierend.«
»Und ich möchte mir mal die Befestigungen ansehen und
nach Schwachpunkten suchen«, sagte Mitternacht. »Bis morgen.«
Und sie gingen ebenfalls. »Liegt es an etwas, was ich gesagt
habe?« fragte Owen Hazel.
»Dieses eine Mal nicht. Ich denke, sie alle brauchen ein biß
chen Zeit für sich, Owen. Trotz Sankt Beas optimistischer Einstellung ist das hier im Kern doch ein grusliger und deprimierender Ort. Menschen kamen hierher, um zu sterben. Und
kaum hatten sie trotzdem ein neues Leben aufgebaut, da tauchen auch schon die Hadenmänner auf und trampeln es nieder.
Ich habe ein mieses Gefühl über das hier, Owen. Wir haben
den Tod oft betrogen, auf die eine oder andere Art, aber das
hier ist der Ort, wo der Tod immer gewinnt. Vielleicht sind wir
letztlich doch dort eingetroffen, von wo niemand mehr entkommt. Ich gehe jetzt schlafen, und zwar in einem richtigen
Bett mit warmen, trockenen Decken, und werde mich bemü
hen, nicht zu träumen. Du solltest auch etwas schlafen. Wir
werden alle unsere Kräfte brauchen, wenn die Hadenmänner
zurückkehren.« Sie stand auf und blickte sich in dem leeren
Zimmer um. »Wir hätten nie hierherkommen dürfen, Owen.
Etwas Schlimmes wird passieren.«
Sie verließ den Raum, ohne sich noch einmal umzudrehen,
und machte sich nicht die Mühe, die Tür hinter sich zu schließen. Owen lehnte sich auf dem Stuhl zurück und streckte sich
müde. Aber er war noch nicht reif fürs Bett. Nicht, solange er
sich noch den Kopf darüber zerbrach, was zum Teufel er eigentlich tun sollte. Nach dem, was er bislang von der Missionsstation gesehen hatte, würde es verdammt schwierig werden,
sie zu verteidigen. Holzmauern, Holzgebäude, Holzdächer. Der
ständige Regen half dabei, die Brandgefahr zu mildern, aber
falls die Hadenmänner über die
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