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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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richtigen Brandbeschleuniger
verfügten, dann konnten sie hier Feuer legen, mit denen kein
Regen mehr fertig wurde. Vielleicht waren sie ja dabei, genau
das zu organisieren.
Die Leprösen schienen kampfwillig, aber sie waren im Grunde trotzdem nur kranke Zivilisten mit begrenzter Ausbildung.
Mann gegen Mann hatten sie keine Chance. Die Aufgerüsteten
dagegen waren als effiziente und gnadenlose Killer konstruiert.
Sie verfügten über körpereigene Panzerung, Stahlgewebe unter
der Haut, Servomotoren in den Muskeln, übermenschliche
Schnelligkeit und eingebaute Disruptoren. Es grenzte an ein
Wunder, daß die Mission noch nicht gefallen war. Aber andererseits kämpfte ein Mensch am härtesten, wenn er sein Heim
verteidigte. Und wenn er wußte, daß es keine andere Zuflucht
gab.
Owen stand auf. Hazel hatte recht. Hier stank es nach Tod. Er
ging langsam zur Tür hinüber, immer noch zu unruhig zum
Schlafen. Auf einen Impuls hin zog er den Mantel um sich und
schlug die Kapuze über den Kopf, um das Gesicht zu verbergen. Vielleicht sprachen die Leprakranken offen mit ihm, wenn
er als einer der ihren unter ihnen wandelte, und womöglich
erfuhr er daraus mehr über die tatsächliche Lage. Er mußte die
Wahrheit herausfinden. Er konnte nicht ins Blaue hinein Pläne
schmieden.
Langsam suchte er sich den Weg, folgte den schmalen Straßen und Gassen der Station. Ungeachtet der Dunkelheit und der
späten Stunde traf er überall Menschen an. Wie es schien, war
Owen nicht der einzige, der nicht schlafen konnte. Er marschierte ohne Hast des Weges, hatte kein bestimmtes Ziel, und
achtete so sorgfältig wie alle anderen darauf, mit niemandem
zusammenzustoßen. Der niemals endende Regen trommelte
laut auf das Dach über ihm. In Innenräumen lernte man, das
Geräusch auszublenden, aber jetzt erschien es ihm wie ein endloser Trommelschlag, der die künftigen Geschehnisse erahnen
ließ. Owen ertappte sich auf einmal dabei, wie er über den großen Platz der Station hinwegblickte. In regelmäßigen Abständen brannten Fackeln und erzeugten Teiche aus goldenem und
bernsteingelbem Licht zwischen umhertreibenden Schatten.
Menschen standen oder saßen in kleinen Gruppen beisammen;
sie aßen, tranken, bereiteten Waffen vor oder waren einfach nur
in leise Gespräche vertieft. Niemand schenkte einer zusätzlichen Gestalt in Mantel und Kapuze Beachtung, als Owen sich
dazugesellte.
Er stellte fest, daß Schwester Marion und eine weitere Ruhmreiche Schwester improvisierten Unterricht über das Thema
abhielten, wie man am besten Sprengfallen und Fallgruben
anbrachte, für den Fall, daß es den Hadenmännern gelang, die
Palisade zu überwinden. Die beiden Schwestern ließen eine
Flasche einheimischen Weines hin und her wandern, während
sie ihrem aufmerksamen Publikum das Nötige beibrachten.
Schwester Kathleen entsprach in ihrer weiten schwarzen Robe
und dem traditionellen Schleier eher Owens Vorstellung von
einer Nonne, aber auch sie trug ein Schwert an einer Hüfte und
einen Disruptor an der anderen. Sie war eine dralle Frau von
mittlerer Größe, hatte aber die großen knochigen Hände eines
Mannes. Sie knisterte nahezu vor nervöser Energie und schritt
hin und her wie ein Tier im Käfig, und sie stieß die Hand zu
ihrem Publikum aus, wenn sie eine Bemerkung unterstreichen
wollte. Auf die Fingerknöchel beider Hände hatte sie das Wort
LOVE tätowiert. Sie hatte ein langes Pferdegesicht, breite Lippen über vorstehenden Zähnen und die Stimme eines Engels.
Owen hätte ihr stundenlang zuhören können. Schwester Marion
stand neben ihr wie eine gräßliche Vogelscheuche und steuerte
gelegentlich einen Kommentar bei, wenn sie es für nötig hielt.
»Fußangeln«, sagte Schwester Kathleen fröhlich und hielt
zwei ineinander verdrehte Nägel hoch. »Egal wie man sie
wirft, sie landen immer mit der Spitze nach oben. Und nicht
mal ein Hadenmann läuft noch weit, wenn sich erstmal über
sieben Zentimeter Stahl durch seine Fußsohlen gebohrt haben.
Vergeßt nicht, die Spitzen in frischen Kot zu tauchen, ehe ihr
sie auswerft; dadurch eitern die Wunden. Jedes bißchen hilft.
So, ihr habt jetzt alle Todesfallen gesehen, die wir angelegt
haben. Prägt euch ein, wo sich die Auslöser befinden, damit ihr
sie nicht versehentlich betätigt. Das gleiche gilt für die Fallgruben mit Dornen und die Landminen, die wir improvisiert haben. Und merkt euch eins: Schlagt nie nach einem Hadenmann,
wenn er gestürzt ist; tretet lieber mit dem Stiefel zu, das ist
sicherer.

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