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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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und trug frisch gestärkte und
makellos saubere Sachen. »Gott ist immer bei uns. Er trägt nur
nicht unsere Kämpfe an unserer Stelle aus.«
»Ich glaube nicht mehr an Gott«, erklärte Hazel. »Nicht nach
allem, was ich gesehen habe. All das Böse, all das Leid, all der
Tod.«
»Die Menschen sind für das Böse verantwortlich«, hielt ihr
Mutter Beatrice entgegen. »Nicht Gott. Und Ihr habt erlebt, wie
vieles von diesem Bösen ein Ende gefunden hat. Gebt Euch
damit zufrieden.« Sie setzte sich neben Owen auf die Treppe
und rieb sich die Hände mit einem feuchten Tuch ab. Man sah
immer noch Flecken getrockneten Blutes um die Fingernägel.
»Warum bist du hergekommen?« wollte Hazel wissen. »Hattest du nach Technos III nicht genug davon, Menschen sterben
zu sehen?«
»Ich bin gekommen, weil ich gebraucht wurde«, erklärte
Mutter Beatrice ruhig. »Warum begebt Ihr und Owen Euch
immer wieder in Gefahr?«
»Aus dem gleichen Grund, denke ich«, antwortete Owen.
»Weil die Menschen uns brauchen, weil niemand sonst die
gleichen Fähigkeiten mitbringt. Ich glaube nach wie vor an die
alten Tugenden der Pflicht und der Ehre, auch wenn sie heute
aus der Mode gekommen scheinen, um Absprachen und Kompromissen zu weichen.«
Mutter Beatrice lächelte. »Und dieser Teil von Euch ist es,
der Gottes Stimme vernimmt. Ihr könnt sie auch nicht leichter
ignorieren als ich.«
»Ich kämpfe, weil ich gut darin bin«, beharrte Hazel. »Mein
Leben dreht sich schon um Gewalt und Töten, soweit ich mich
erinnere. Wohin ich auch kam, stets hieß es, töte oder werde
getötet. Wo ist darin Gottes Stimme zu hören?«
»Es kommt nicht darauf an, was man tut«, erklärte Mutter
Beatrice geduldig. »Es kommt darauf an, warum man es tut.
Die Sache, für die wir kämpfen, definiert, wer wir sind. Gott
gab Euch die Gabe, Kriegerin zu sein, Hazel, überließ es jedoch Euch, was Ihr damit anfangt.«
»Ich wollte nie Krieger sein«, sagte Owen. »Die Umstände
haben mich dazu gezwungen.«
»Vielleicht zu Anfang«, sagte Mutter Beatrice. »Niemand,
der seine sieben Sinne beisammen hat, möchte ein Held sein.
Nur wenige Geschichten von echten Helden finden ein glückliches Ende. Ihr seid jedoch zu dem geworden, der Ihr heute
seid, weil es Eurem Wesen entsprach, weil Ihr Euch nicht abwenden und untätig bleiben konntet, während das Böse in Blüte stand. Ihr seid ein Krieger der besten Sorte, Owen – jemand,
der nie einer sein wollte. Ich wollte nie eine Heilige sein. Ich
zucke immer noch innerlich zusammen, wenn jemand dieses
Wort gebraucht. Verdammt, ich bin ursprünglich überhaupt nur
zur Kirche gegangen, um mich der Heirat mit Valentin Wolf zu
entziehen! Ich habe jedoch meinen Glauben gefunden, oder er
hat mich gefunden, und ich kann mich auch nicht leichter von
Menschen abwenden, die Hilfe brauchen, als ich aufhören kann
zu atmen. Letztlich werden wir alle durch die Ehre definiert.
Denn ohne Ehre hätte unser Leben gar keine Bedeutung.«
Owen hörte ihr zu und wollte ihr so gern glauben, aber er war
noch immer nicht ganz überzeugt.
Und dann blickten die drei scharf auf, als rings um die Mission im Dschungel die Hölle ausbrach. Owen und Hazel zogen
die Schußwaffen, verbannten ihre Müdigkeit und liefen zur
Palisade. Andere liefen neben ihnen her, rieben sich dabei zu
knappen Schlaf aus den Augen und schrien Fragen, auf die
niemand Antworten wußte. Owen und Hazel sprinteten die
Holzstufen zum Laufgang auf der Palisade hinauf und blickten
über die Lichtung zum Dschungel hinüber. Die Lichter der
Missionsstation reichten nicht weit in die Dunkelheit, und kein
Mond stand am Himmel, der den Schauplatz hätte erhellen
können. Hazel rief, das mehr Lampen hergebracht werden sollten. Owen lauschte konzentriert dem Tumult, der im Dschungel
tobte, vermochte ihn aber einfach nicht zu deuten. Kämpften
dort die Hadenmänner gegeneinander? Bald war der Laufsteg
voller Menschen, von denen die meisten Fackeln oder Laternen
hielten, und zum ersten Mal sah man jetzt Bewegung im
Dschungel, dunkle Gestalten, die dort hin- und herliefen. Und
jetzt drangen zum ersten Mal Schreie herüber, Schreie im unverkennbaren summenden Tonfall der Hadenmänner, gefolgt
von dem vertrauten tödlichen Zischen von Strahlenwaffen.
Owen blickte angestrengt in die Dunkelheit und den Regen.
Die Lichtung war gänzlich verlassen. Was immer geschah,
ereignete sich nur im Dschungel. Er hörte Kreischen und Wutschreie und das

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