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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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auf Lachrymae Christi zu leiten, um persönlich mit uns zu sprechen, aber
sie hat folgende Botschaft vorab aufgezeichnet.«
Er gab ein Zeichen, und ein Sichtschirm tauchte mitten in der
Luft auf. Beatrices Kopf und Schultern füllten ihn aus, und die
weiße Kapuze umrahmte das müde Gesicht wie ein Heiligenschein. Sie hatte dunkle Flecken unter den Augen, und ihre
Stimme klang rauh vor Erschöpfung. »Ich rede nur kurz, weil
wir bis Oberkante Unterlippe in Arbeit stecken und rasch sinken. Seit dem Krieg kann die Hälfte der Planeten des Imperiums kaum noch für den eigenen Unterhalt aufkommen. Nur
Becketts Lebensmittelschiffe verhindern eine massenweise
Hungersnot. Die sozialen, politischen und geschäftlichen
Strukturen sind überall zusammengebrochen, und die Menschen sterben am Mangel von Nahrung, Unterkunft und medizinischer Versorgung.
Die Kirche leitet Hilfseinsätze, wo sie nur kann, aber unsere
Mittel und unser Personal sind begrenzt. Das Parlament muß
uns mehr Geld bewilligen, damit nicht ganze Bevölkerungen in
die Barbarei oder Schlimmeres zurückfallen. Millionen liegen
schon im Sterben. Weitere Millionen werden sterben, wenn
nicht bald etwas geschieht. Die Kirche befaßt sich zur Zeit ausschließlich mit karitativer Tätigkeit; Ihr habt meine persönliche
Zusage, daß alle uns zugebilligten Mittel ausschließlich dazu
dienen werden, das Leid der Bedürftigen zu lindern. Bitte helft
uns! Versetzt uns in die Lage, denen zu helfen, die uns brauchen.«
Der Bildschirm verschwand. Man konnte ein gewisses Maß
an unbehaglichem Herumrutschen feststellen. Golgatha hatte
bei der Rebellion auch Wunden eingesteckt, war aber letztlich
weitgehend unversehrt daraus hervorgegangen. Man konnte
leicht vergessen, daß viele andere weniger Glück gehabt hatten.
Elias Gutmann beugte sich vor. »Natürlich werden wir über die
Bitte Ihrer Heiligkeit nachdenken. Obwohl ich erneut darauf
hinweisen muß, daß zahlreiche Forderungen an die begrenzten
Mittel des Parlaments vorliegen. Wir werden die Sache weiter
im Plenum diskutieren, sobald der zuständige Ausschuß seinen
Bericht vorgelegt hat. Aber jetzt haben wir einen abschließenden Punkt zu diskutieren. Ich denke, praktisch jeder hier kann
der These zustimmen, daß wir ein offizielles Staatsoberhaupt
benötigen, jemanden, der persönlich den Staat gegenüber den
Bürgern repräsentiert. Nach vielen Diskussionen in zahlreichen
Ausschüssen wurde entschieden, daß wir einen konstitutionellen Monarchen einsetzen sollten.«
Sofort brach ein Tumult aus. Alle wollten gleichzeitig reden,
und niemand zeigte sich bereit hintanzustehen. Gutmann winkte mit den Armen, um sie zum Schweigen zu bringen, wurde
aber diesmal völlig ignoriert. Also lehnte er sich zurück und
sah der Entwicklung der Dinge zu. Owen stand schweigend in
der Mitte des Tohuwabohus und dachte darüber nach. Obwohl
er den Eisernen Thron zerstört hatte, existierte die Krone noch,
und wie er vermutete, bestanden keine rechtlichen Vorkehrungen, um das Parlament an der Berufung eines neuen Imperators
zu hindern, falls es dumm genug war, so etwas zu tun. Er fühlte
sich sehr müde. Er hatte soviel durchgemacht, um Löwenstein
zu stürzen, und immer öfter fragte er sich, ob alle seine Bemühungen wohl vergebens gewesen waren.
Der Lärm erstarb schließlich, und Gutmann konnte sich wieder Gehör verschaffen. »Nichts wird ohne umfassende Zustimmung durch das Hohe Haus entschieden! Wir schlagen
einen rein konstitutionellen Monarchen vor, der weder echte
Macht noch rechtliche Vollmachten hat. Eine Galionsfigur,
deren Amtspflichten ausschließlich öffentlicher und sozialer
Natur wären. Natürlich müßte es jemand sein, der das Vertrauen und die Unterstützung aller genießt. Nach umfangreichen
Diskussionen sind die Ausschüsse zu der, wie ich denke, einzig
passenden Entscheidung gelangt: Owen Todtsteltzer!«
Ein neuer Tumult brach los, dazu auch eine Menge mehr
oder weniger spontanen Beifalls – gespendet von Personen, die
die Ehrung eines großen Helden billigten, bis hin zu solchen,
die einen Vorteil darin erblickten, den Todtsteltzer ein für allemal von den politischen Entscheidungen auszuschließen.
Owen war so schockiert, daß er lange kein Wort herausbekam,
und dann erhob sich seine Stimme über den allgemeinen Aufruhr und brach diesen sofort ab.
»Kommt überhaupt nicht in Frage! Hätte ich mich zum Imperator machen wollen, hätte ich es tun können, als ich

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