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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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herrschten andere
Umstände. Ich bin heute ein anderer Mensch. Oder glaubt Ihr
nicht, daß Menschen sich ändern können, meine liebe ExPiratin und Ex-Klonpascherin?«
Hazel schnitt ein finsteres Gesicht, sagte aber nichts, wofür
Owen sehr dankbar war.
»Die Kriegsverbrecherprozesse sollen dem Volk des Imperiums zeigen, daß Gerechtigkeit geübt wird«, fuhr Gutmann fort.
»Sie sollen ein populäres Bedürfnis befriedigen«, entgegnete
Owen. »Die Menschen brauchen Sündenböcke. Was werdet Ihr
unternehmen, wenn Euch die echten Schurken ausgehen, Gutmann? Ermittelt Ihr dann gegen jeden, der es wagt, Eure neue
Ordnung zu mißbilligen?«
»Nur die Schuldigen müssen die Gerechtigkeit des Volkes
fürchten«, behauptete Gutmann.
»Und Ihr entscheidet, wer schuldig ist.«
»Das Parlament entscheidet.«
»Und Ihr sprecht für das Parlament«, sagte Owen. »Wie
durch und durch passend.«
»Fahren wir lieber fort«, sagte Gutmann. »Der nächste Punkt
auf der Tagesordnung ist ein Vorschlag, der, so denke ich, eine
lebhafte Debatte garantiert. Sicherlich brauche ich die meisten
von Euch nicht daran zu erinnern, daß sich einige Abgeordnetensitze in Kürze den ersten freien Wahlen seit dem Sturz des
Eisernen Throns stellen müssen. Was Ihr vielleicht noch nicht
wißt, ist die Tatsache, daß viele ehemalige Aristokraten ihre
Absicht verkündet haben, für etliche dieser Sitze zu kandidieren.«
»Kommt überhaupt nicht in Frage!« warf Owen ein, und seine
Stimme durchschnitt scharf das ansteigende Gemurmel ringsherum. »Ohnesorgs Abkommen ist eindeutig: Die Familien treten die politische Macht ab, um als finanzielle Institutionen fortbestehen zu dürfen. Duldet man sie erst im Parlament, höchstwahrscheinlich durch Bestechung und Einschüchterung, werden
sie letztlich wieder alles in der Hand haben!«
»Ihr müßt wirklich noch lernen, Euren Verfolgungswahn zu
beherrschen, Sir Todtsteltzer«, sagte eine frostige Stimme, und
alle drehten sich um. Grace Shreck begegnete dem kollektiven
Blick mit einem Ausdruck kühler Gleichgültigkeit und hielt die
Nase beharrlich hochgereckt. Seit Gregors erzwungenem
Rückzug aus der Öffentlichkeit übte seine ältere Schwester das
Amt des Familienoberhauptes aus und leistete darin zu aller
Welt Überraschung ausgezeichnete Arbeit. Toby und Evangeline waren beide zu beschäftigt und zu wenig motiviert gewesen, um die Funktion des Shrecks zu übernehmen, also war sie
automatisch an Grace gefallen. Die Zeit im Rampenlicht schien
ihr zu bekommen.
Grace gab ein eindrucksvolles Bild ab inmitten der farbenprächtigeren Raubvögel ringsherum – lang, groß, mehr als nur
modisch dünn, mit bleichem Schwanenhals, abgehärmtem Gesicht und einer gewaltigen Masse weißen Haares, das sie in
einem altmodischen und eindeutig prekär wirkenden Stil hochgesteckt trug. Die sehr alte und asketische Grace war seit Jahren nicht mehr regelmäßig in der Öffentlichkeit aufgetreten.
Sie hatte es verabscheut, bei Hofe zu erscheinen, und hatte es
nur getan, wenn Gregor sie regelrecht zwang.
Im weniger förmlichen und unendlich weniger gefährlichen
Parlament zu erscheinen, das hatte sie sich jedoch mit verblüffender Leichtigkeit angewöhnt. Inzwischen trat sie hier als
Sprecherin vieler älterer Familien auf, die ihr genau deshalb
vertrauten, weil sie so lange auf Distanz geblieben war und
daher keine besonderen Verpflichtungen gegenüber einem besonderen Clan oder einer bestimmten Sache verspürte. Sie trug
Kleider, die so altmodisch waren, daß sie schon wieder modisch wirkten, und zeichnete sich durch eine ruhige Haltung
und eine spröde Schlagfertigkeit aus, die ihr vielerorts Respekt
einbrachten. Das Holopublikum bewunderte sie als das annehmbare Gesicht der ehemaligen Aristokraten, und es hörte
sich von ihr Argumente an, die es von Seiten eines anderen
Aristos niedergebrüllt hätte.
»Jeder hat das Recht, für das Parlament zu kandidieren«, sagte Grace geziert. »Ein demokratisches Recht. Gehört das nicht
zu den Idealen, für die Ihr zu kämpfen vorgabt, Sir Todtsteltzer? Daß alle gleich behandelt werden sollten? Ehemalige Aristokraten haben das gleiche Recht, Gehör zu finden, wie alle
anderen auch. Schließlich wart Ihr selbst ein Lord. Möchtet Ihr
sagen, daß man auch Euch bannen und Eure Stimme nicht
mehr beachten sollte? Ihr seid nicht das einzige Mitglied einer
Adelsfamilie, das die Vorstellungen des Ausgleichs und der
Sühne versteht.«
Owen sah finster

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