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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Ich konnte nicht
ablehnen.«
»Du warst schon immer leicht zu überreden. Liebst du sie?«
»Nein! Ich kenne sie kaum. Andererseits ist das bei
arrangierten Hochzeiten oft so. Ich mußte schließlich
irgendwann heiraten. Jemanden aus meiner Klasse. Es sind die
Blutlinien, versteht Ihr?«
»Nein«, antwortete Hazel, »ich verstehe es nicht. Aber trotzdem Glückwunsch. Ich schätze, sie wird die Herrscherin an
deiner Seite.«
»Ich wollte das nicht. Aber es erscheint mir … politisch notwendig. Ich kann es nicht ablehnen. Nicht, wenn so viele Alternativen so viel schlimmer wären.«
»Wir könnten fliehen«, meinte Hazel und blickte ihm zum
ersten Mal in die Augen. »Dieses ganze Chaos zurücklassen.
Es wäre wieder wie in den alten Zeiten – du und ich auf der
Flucht vor dem Imperium, mit keiner Sorge in der Welt, außer
der um uns.«
»Klingt verlockend«, gab Owen zu. »Aber ich kann es nicht
tun. Ich habe Pflichten, versteht Ihr? Das war mir immer klar.
Letztlich sind manche Dinge wichtiger als das eigene Glück.
Und Ihr habt nie gesagt, Ihr würdet mich lieben.«
»Nein«, sagte Hazel. »Das habe ich nicht.«
Sie warteten noch lange, aber keiner von ihnen hatte mehr
etwas zu sagen. Und so saßen sie in der Taverne zusammen,
tranken und versuchten, in der sich vor ihnen verdüsternden
Zukunft ihren Weg zu erkennen.
K APITEL D REI
S
HUB
    Daniel Wolf durchquerte in einem gestohlenen Schiff den toten, leeren Raum des Verbotenen Sektors und hielt Kurs auf
die kalte Metallhölle, die man Shub nannte. Er war allein und
hatte Angst, aber er weigerte sich, über eine Umkehr auch nur
nachzudenken. Er mußte Shub erreichen! Dort hielt sich sein
Vater Jakob auf, und sein Vater brauchte ihn. Selbst wenn der
alte Mann tot war.
    Vielleicht besonders dann. Jakob Wolf war in der letzten
großen Schlacht zwischen den Wolfs und den Feldglöcks umgekommen, einer blutigen Affäre, die mit der Vernichtung des
Clans Feldglöck endete. Ein großer Sieg, das triumphale Ende
einer jahrhundertelangen Fehde, aber Jakob hatte es nicht mehr
erlebt – im tiefsten Schlachtgetümmel von einer unsichtbaren
Hand niedergestreckt.
    Ein guter Tod für einen alten Krieger, sagten viele, als ob das
ein Trost wäre. Daniel hatte den Vater betrauert, aus vielen
Gründen, war dann aber mehr oder weniger darüber hinweggekommen. Bis Jakobs vermißte Leiche eines Tages an Löwensteins Hof wieder auftauchte und der Imperatorin eine Botschaft der abtrünnigen KIs von Shub ausrichtete. Irgendwie
hatten sich die KIs den Leichnam aneignen können und ihn zu
einem Geistkrieger umgestaltet, einer Metallpräsenz in
menschlicher Gestalt, die mit Lektronen-Implantaten lief. Shub sprach aus seinem Mund, aber Daniel erblickte trotzdem Spuren der Persönlichkeit des Vaters in dem Geistkrieger – obwohl
das alle Welt als unmöglich bezeichnete. Und so verließ Daniel
schließlich die Familie und die geliebte Schwester Stephanie,
um nach der Wahrheit zu suchen.
    Dazu war es nötig, den gefürchteten Verbotenen Sektor zu
durchqueren und die unbekannte Welt der abtrünnigen KIs zu
erreichen. Obwohl nie jemand zurückkehrte, der dorthin zu
gelangen versuchte.
    Im Verbotenen Sektor war nicht viel zu entdecken. Ein paar
Planeten, zu weit von der Norm, als daß sich eine Terraformung gelohnt hätte, eine Handvoll sterbender Sonnen und verflucht viel Raum. Kalter, leerer, schweigender Raum. Soweit
draußen am Abgrund herrschte kein Funkverkehr mehr; keine
Stimmen füllten die endlose Dunkelheit, durch die sich Daniels
gestohlenes Schiff den Weg bahnte. Er fühlte sich ganz allein,
weit entfernt von allem Bekannten, und verabscheute es. Bislang hatte er noch nie allein sein müssen. Denn soweit er zurückdenken konnte, war stets Stephanie bei ihm gewesen, hatte
ihn grimmig beschützt und dabei auch für sie beide das Denken
übernommen. Darüber hinaus traf der Vater alle Entscheidungen und umgab den jüngsten Sohn mit der Sicherheit eines
perfekt geplanten Tagesablaufs. Und wenn weder Stephanie
noch Jakob zugegen waren, blieb stets das Dienstpersonal, das
ihm Gesellschaft leistete, jeder seiner Launen entsprach und
ihn stets daran erinnerte, was als nächstes von ihm erwartet
wurde. Auch eine Ehefrau gehörte zu seinem Leben, aber die
Hochzeit war arrangiert worden, und er verbrachte so wenig
Zeit wie möglich mit der Gattin. Sie war inzwischen tot, und er
vermißte sie kein bißchen.
    Und jetzt war er hier, allein mitten im

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