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Todtsteltzers Ehre

Todtsteltzers Ehre

Titel: Todtsteltzers Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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und das Parlament ging bald auseinander. Owen und Hazel, Jakob und
Ruby nahmen einen Seitenausgang, um den Medien und Menschenmassen auszuweichen. Ihnen war nicht danach, mit
Fremden zu reden. In der Nähe lag eine Kneipe, nicht viel
mehr als ein Loch in der Mauer, aber die Getränke waren genießbar und Privatsphäre wurde garantiert. Sie setzten sich an
einen Tisch mit fleckiger und zerkratzter Platte, bedienten sich
zurückhaltend von ihren Drinks und fragten sich, was sie einander sagen sollten. Sie hatten einen weiten Weg zurückgelegt,
seit Owen sie auf Nebelwelt als gewöhnliche Heldengruppe
organisiert hatte.
»Lange her, seit wir zuletzt zusammensaßen«, sagte Jakob
Ohnesorg schließlich. »Aber schließlich waren wir jüngst alle
sehr beschäftigt, vermute ich.«
»Im Grunde keine Überraschung«, sagte Hazel. »Ich meine,
eigentlich hatten wir immer nur die Rebellion als Gemeinsamkeit.«
»Und die Freundschaft«, fand Owen. »Immer bleibt noch die
Freundschaft.«
»Natürlich«, sagte Jakob, vielleicht ein bißchen zu herzlich.
»Man kann nicht das gleiche durchmachen wie wir, ohne sich
dabei … nahezukommen. Aber ich weiß, was Hazel meint. Die
Rebellion hat uns gemeinsame Ziele gesetzt, etwas, woran wir
unser Leben orientieren konnten. Als sich die Lage veränderte,
mußten wir uns neu definieren, und wir sind nicht mehr die
Menschen, die wir früher waren.«
»Richtig«, bekräftigte Ruby. »Wie zum Teufel sind wir nur
von hier nach dort gelangt? Ich weiß nicht, womit ich gerechnet habe, falls wir tatsächlich den Sieg davontragen sollten,
aber verdammt sicher etwas anderes, als jetzt passiert. Ich vermisse … die klare Orientierung, die ich früher hatte.«
»Aber wir können nicht einfach wieder zum alten Ich zurückkehren«, meinte Owen, »zu den Menschen, die wir waren,
ehe all das begann. Wir mußten uns verändern, um zu überleben.«
»Ich würde mich nicht zurückverwandeln, selbst wenn ich
könnte«, stellte Hazel fest. »Es wäre mir zuwider.«
»Richtig«, fand Jakob. »Die Bedeutung der eigenen Wurzeln
wird überschätzt. Wir sind wie Haie: Wir müssen in Bewegung
bleiben oder sterben. Und manchmal bedeutet das, einfach weiterzuziehen.«
»Aber wir müssen in Berührung bleiben«, sagte Owen. »Mit
wem sonst sollten wir uns unterhalten? Wer sonst könnte begreifen, was wir erlebt haben? Das Labyrinth hat uns in vielerlei Hinsicht verändert, und ich bin nicht überzeugt, daß der
Wandlungsprozeß schon abgeschlossen ist.«
»Fang nicht wieder damit an!« verlangte Ruby ungeduldig.
»Es ist vorbei, Owen; laß es gut sein. Ich habe nicht vor, in der
Vergangenheit zu leben. Jeden Abend in solchen Mistlöchern
herumzusitzen, über alte Schlachten und Siege zu debattieren,
mich über das Wer und Wann zu zanken wie alte Veteranen,
denen nichts geblieben ist, als immer wieder die Tage zu erleben, in denen ihr Leben noch Sinn und Richtung hatte. Ich will
verdammt sein, wenn mein Leben schon vorüber ist.«
»Richtig«, sagte Jakob. »Deshalb habe ich uns auch freiwillig
für den Einsatz gegen Shub gemeldet.«
»Na ja«, sagte Ruby. »Ich weiß nicht recht, ob es das war,
was ich mir vorgestellt habe.«
»Ach, komm schon«, versetzte Jakob. »Wo ist dein Sinn für
Abenteuer geblieben? Du hast gesagt, du wolltest was erleben.
Also, morgen fangen wir damit an.«
»So bald?« fragte Owen. »Hazel und ich sind gerade erst zurückgekehrt. Wir hatten noch kaum Zeit zusammen.«
»Vielleicht ist es so am besten«, sagte Jakob freundlich. »Wir
entwickeln uns zu neuen Menschen und entfernen uns dabei
voneinander, ob wir das möchten oder nicht. Fremde werden
zu Freunden und dann wieder zu Fremden. So ist das Leben.«
Sie redeten noch eine Zeitlang weiter, aber der Gesprächsstoff war ihnen bereits ausgegangen. Jakob und Ruby brachen
auf. Owen starrte in sein Glas, und Hazel sah ihm dabei zu.
»Ich muß Euch etwas sagen«, sagte er endlich. »Ich werde
heiraten.«
Hazels Herz machte einen Satz, aber sie hielt Stimme und
Gesicht ruhig. »Ach ja? Jemanden, den ich kenne?«
»Konstanze Wolf. Es ist eine arrangierte Hochzeit.«
»Ich dachte, dergleichen wäre zusammen mit der Aristokratie
verschwunden.«
»Sie ist nicht wirklich verschwunden«, sagte Owen. »Und
manche der alten Wege sind nach wie vor … gültig.«
»Das kommt mir … sehr plötzlich vor.«
»Mich hat es auch überrascht«, räumte Owen ein. »Es war allein Konstanzes Idee. Sie hatte gute Gründe.

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