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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Bedauern. Die bösen Spielsachen hätten
so etwas nicht zum ersten Mal getan. Die Menschen sahen genau hin; aber nirgends war ein Zeichen vom Feind zu sehen.
»Sie können sich überall verstecken«, sagte der Kapitän. Die
Menschen erinnerten sich an die Stoffpuppen unter den zerstörten Eisenbahnschienen und schwiegen.
Ein Stück weiter lagen Hunderte von Spielzeughunden und
-katzen zerrissen und zerfetzt mitten zwischen den Bombenkratern, und das Material, mit dem sie ausgestopft gewesen waren,
flatterte im Wind wie kleine weiße Wattewölkchen. Ihre Tiergesichter wirkten unschuldig und überrascht, als hätten sie in
ihren letzten Sekunde darüber nachgedacht, wie sie nur so hatten enden können. Reineke Bär und der Seebock standen beieinander, während das Schiff langsam an dem Gemetzel vorbeiglitt. Sie hielten sich an den Pfoten, doch sie wandten den
Blick nicht ab. Poogie saß hinter ihnen und schniefte leise. Seine großen dunklen Augen waren naß vor Tränen. Das Spielzeug, das sich selbst den Namen Alles gegeben hatte, stand ein
wenig abseits und beobachtete schweigend, wie sie an einem
Feld voller toter Adaptorspielzeuge vorüberkamen, die aussahen wie es selbst. Die glänzenden Metallfiguren waren fast
ausnahmslos mitten in einer Verwandlung gestorben, gefangen
in merkwürdig halbfertigen Gestalten, die weder das eine noch
das andere waren. Als hätte der Tod sie ereilt, während sie
noch verzweifelt nach einer Form gesucht hatten, der die erlittenen tödlichen Wunden nichts ausmachten.
Gott sei Dank schoben sich nach und nach Bäume und Gestrüpp bis an die Ufer heran und wurden zu ausgedehnten dichten Wäldern, so daß die Schlachtfelder vom Schiff aus nicht
mehr zu sehen waren. Die Bäume waren groß und ausladend
und schwer von sommerlichem Grün; doch in ihren Ästen sangen keine Vögel, und im Unterholz bewegten sich keine Tiere.
Die Wälder waren zum Spielen errichtet worden, um auf die
Bäume zu klettern und sich zu verstecken und was sonst noch
alles. An ihnen war absolut nichts Natürliches.
Allmählich wurde es wärmer, heiß genug, um ins Schwitzen
zu geraten, jedoch nicht unerträglich . Die Menschen lagen in
Decksstühlen und beobachteten die vorübergleitende stille
Landschaft, während sie von einem übereifrigen Halloweenie
bedient wurden. Wenn er nicht gerade unterwegs war, um kalte
Getränke oder heiße Snacks zu holen, dann saß er ihnen zu
Füßen und stellte endlose Fragen über das Leben auf anderen
Welten. Er kannte nichts außer anderen Spielsachen, den
menschlichen Patienten und dem Krieg, und er verstand die
Hälfte der Antworten nicht, die er erhielt. Manchmal schüttelte
er den knochigen Kopf und lachte – und stellte weitere Fragen.
Der kleine Skelettjunge liebte Geschichten, und er lauschte
glücklich den Heldenerzählungen von Giles und Finlay. Eine
Zeitlang lauschte er auch Tobias; doch die meisten Geschichten
des Journalisten überstiegen seinen Horizont. Poogie, Reineke
Bär und der Seebock spielten unentwegt Ringtennis; dabei
stritten sie ständig über die Regeln – ganz besonders dann,
wenn der Bock wieder einmal am Verlieren war. Alles der
Adaptor blieb die meiste Zeit über für sich allein, doch hin und
wieder erwachte er aus seiner brütenden Starre und wechselte
zum Vergnügen Halloweenies die Gestalt. Der kleine Skelettjunge amüsierte sich endlos darüber und kreischte und klatschte bei jeder neuen Transformation. Der Adaptor beteiligte sich
kaum an den Unterhaltungen; aber manchmal sprach er leise
mit Halloweenie und unterbrach sich jedesmal, wenn ein anderer in seine Nähe kam. Der Kapitän blieb auf der Brücke und
hielt den Schaufelraddampfer genau in der Mitte des Flusses,
während er beide Ufer mit verdrießlichem Mißtrauen im Auge
behielt.
Der Papagei verließ niemals seinen Platz auf der Schulter des
Kapitäns und murmelte leise Obszönitäten, um sich selbst zu
beruhigen.
An den Flußufern lebten kleine künstliche Tiere. Hin und
wieder kamen sie aus ihren Löchern und Höhlen hervor und
winkten und riefen den Menschen aus sicherer Entfernung
freundliche Grüße zu. Künstliche Delphine in hellen Farben
zogen den Fluß herauf und schwammen eine Weile neben der Missis Merry Truspott. Hin und wieder hoben sie die glatten
Köpfe aus der Limonade und betrachteten die Menschen aus
hellen, intelligenten Augen, die keinerlei Gefühlsregung erkennen ließen. Der lange Tage ging nur langsam vorüber. Es war

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