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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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warm und angenehm, und nichts geschah – alles war genau so,
wie es in den frühen Tagen von Shannons Traum gewesen sein
mußte.
Das Donnergrollen des Krieges war ein weit entferntes, leises
Rumpeln, wie ein Gewitter, das einen heraufziehenden Sturm
ankündigt . Einige der Menschen waren tatsächlich eingedöst,
als das Schiff in ein Kampfgebiet einfuhr. Die friedliche Stimmung war mit einemmal zu Ende , und alles ging zur Hölle.
Die Spielsachen waren zwischen den Bäumen hindurch geschlichen und hatten sich in den Schatten verborgen gehalten,
leise und unauffällig; dann waren sie lautlos ins dunkle Limonadenwasser des Flusses geglitten. Sie waren tief unter der
Oberfläche geschwommen – sie benötigten keine Atemluft –,
um dann unbemerkt an den Seiten der Missis Merry Truspott hochzuklettern. Schließlich schwärmten sie über die Reling,
schwenkten Schwerter und Äxte und schrien Flüche gegen die
Menschheit. Es waren farbenfrohe, ausgefranste Gestalten, die
auf der gesamten Länge des Schiffs aufs Deck sprangen. Sie
besaßen größtenteils humanoide Umrisse; doch ihre Körperteile und Glieder waren aus verschiedenfarbigen Teilen zusammengesetzt. Die Arme waren unterschiedlich lang; die Beine
paßten in den Proportionen nicht zu den Rümpfen, und die
Köpfe drehten sich um volle dreihundertsechzig Grad. Finlay
kannte die Spielsachen aus seiner Kindheit. Sie wurden in Einzelteilen verkauft – Körper, Gliedmaßen und Köpfe, alle in
verschiedenen Farben und Größen – und mußten erst von den
Kindern zusammengesetzt werden, um damit spielen zu können. Man konnte die Teile gegen andere austauschen und so
neue Figuren bauen. Irgend jemand hatte die Idee mit nach
Shannons Welt gebracht, und jetzt waren die Patchworkspielzeuge gekommen, um Vergeltung für die Jahre des willkürlichen Auseinandernehmens und Wiederzusammenbauens durch
die Menschenkinder zu üben.
Die Menschen sprangen auf. Entsetzen vertrieb die Schläfrigkeit aus ihren Köpfen. Sie hatten gerade genug Zeit, ihre
Schwerter zu ziehen; dann waren die bösen Spielzeuge auch
schon über ihnen. Finlay und Evangeline standen Rücken an
Rücken und schlugen nach allem, was in die Reichweite ihrer
Schwerter geriet. Giles war am Bug umzingelt und eingeschlossen, doch er hielt seine Stellung, und seine schwere
Klinge fuhr durch die Körper der Spielzeuge, als wären sie aus
Papier. Er kämpfte ruhig und ökonomisch, sparte seine Kräfte
und ließ sich auch nicht von der schieren Zahl der Angreifer
beeindrucken, die unablässig gegen ihn vordrangen. Tobias
und Flynn stemmten sich mit den Rücken gegen die Außenwand des großen Salons und errichteten eine Barrikade aus
Decksstühlen zwischen sich und den Spielsachen, über die sie
mit ihren Disruptoren hinwegfeuerten. Die Energiestrahlen
rissen breite Lücken in die dicht gedrängten Reihen der Angreifer. Flynns Kamera schwebte über der Szenerie und filmte
alles, wie immer.
Julian wollte einen PSI-Sturm heraufbeschwören, doch allein
der Versuch reichte aus, um ihn halb wahnsinnig vor Kopfschmerzen werden zu lassen. Er sank auf die Knie, und Blut
lief ihm aus Mund und Nase. Halloweenie packte ihn am Arm
und zerrte ihn mit der Kraft der Verzweiflung in den Salon. Er
verriegelte die Tür von innen und verrammelte sie anschließend mit schwerem Mobiliar gegen die anstürmenden Spielsachen. Dann drehte er sich zu Julian um und erstarrte entsetzt
beim Anblick eines Menschen, der blutete und daher offensichtlich verletzt war. Schließlich packte er einen eisernen
Schürhaken aus einem Gestell neben dem Kamin und postierte
sich hinter der verbarrikadierten Tür, fest entschlossen, niemanden vorbeizulassen, solange noch Kraft in seinen knochigen Armen war.
Reineke Bär und der Seebock waren genauso das Ziel des
Angriffs wie die Menschen, und sie kämpften Seite an Seite.
Der Bock hatte einen großen Knüppel aus irgendeiner geheimnisvollen Falte seines Mantels gezogen und führte ihn nun mit
großem Geschick und einer gewissen Häme. Reineke Bär hatte
einmal mehr die stählernen Klauen aus den Pfoten ausgefahren
und zerriß die angreifenden Spielsachen mit kalter, berechnender Wut. Auch Poogie der freundliche Bursche zeigte mit einemmal furchteinflößende Klauen und Zähne, und er bahnte
sich skrupellos einen Weg durch die dichte Masse von Spielsachen, die sich auf dem Deck drängten. Oben auf der Brücke der Missis Merry Truspott schleuderte der Kapitän den

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