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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Erscheinung Drams sah in ihrer gewohnten schwarzen Robe über der schwarzen Kampfrüstung
aus wie eine Aaskrähe, die gerade vom Schlachtfeld zurückgekehrt war . Dram trug sowohl Disruptor als auch Schwert, und
das in der Gegenwart der Imperatorin. Er war einer der ganz
wenigen, denen das gestattet war. Beckett bildete einen krassen
Gegensatz dazu. Er trug einen zerknitterten Umhang, und seine
taillierte Kampfrüstung konnte die Tatsache nicht verbergen,
daß er an gewaltigem Übergewicht litt. Beckett hielt sich mit
bemerkenswerter Gelassenheit und geringer Autorität. Er
rauchte eine stinkende Zigarre, und es war ihm egal, in welche
Richtung der Rauch zog.
    Rings um die beiden erstreckte sich die Hölle, die Löwenstein diesmal aus ihrem Hof gemacht hatte. Das Licht schimmerte blutrot, und in der Luft hing der Gestank von Schwefel.
Große Klappen im Boden des Raums standen weit offen, und
aus ihnen eruptierten unregelmäßig plötzliche Flammenstöße
und machten die Hitze noch unerträglicher. Und von ganz weit
unten erklangen die Schreie der Verdammten und Gequälten.
Große steinerne Säulen erhoben sich so hoch hinauf, daß man
das obere Ende nicht mehr sehen konnte. Sie waren mit eingemeißelten Gesichtern der Qual bedeckt, die von unvorstellbarem Schmerz verzerrt in schweigender Agonie schrien.
    Überall ringsum lagen Tote und Sterbende. Unglückselige,
die der Löwenstein im falschen Augenblick unter die Augen
gekommen waren. Gehenkte hingen schlaff an Seilen oder Ketten; Gepfählte zuckten nicht mehr länger auf ihren blutigen
Pfählen, und schwarze, verbrannte Gestalten in eisernen Käfigen schwelten nur noch leise vor sich hin. Anderen war ein
leichter Tod verwehrt worden. Eine Ballerina mit gebrochenen
Beinen, ein Poet mit ausgestochenen Augen, ein gefangener
Anführer der Rebellen, dem lange purpurne Schlingen der eigenen Eingeweide aus dem offenen Bauch hingen , und noch
viele , viele andere. Sie krochen auf Händen und Knien umher
und bissen sich auf die Zungen , um nicht zu schreien , weil das
weitere Bestrafungen nach sich gezogen hätte. Manche bettelten leise um einen Schluck Wasser. Beckett hoffte, daß die
meisten von ihnen nur Hologramme waren, lektronengenerierte
Bilder, die Löwenstein ins Leben gerufen hatte, um die Atmosphäre zu vervollständigen, aber irgendwie glaubte er nicht so
recht daran – besonders nicht, nachdem einige von ihnen mit
gebrochenen Händen an seinen Hosenbeinen zupften und leise
um ein gutes Wort flehten. Er sah nicht nach unten. Er konnte
ihnen nicht helfen. Beckett wußte nicht einmal, ob er sich
selbst noch retten konnte. Um sich abzulenken, musterte er die
schweigenden Reihen bewaffneter Leibwächter hinter dem
Thron. Die Löwenstein hatte sie wie Teufel angezogen: Auf
ihren Helmen saßen geschwungene Hörner, und aus den Rükkenteilen ihrer Kampfrüstungen ragten feurige Schwingen.
Löwenstein liebte es, wenn eine Illusion bis ins Detail vollkommen war.
    Schließlich wandte sich die Eiserne Hexe von den Holoschirmen ab und richtete ihre Aufmerksamkeit auf Beckett und
Dram. Beide bemühten sich, noch aufrechter zu stehen. Als sie
schließlich sprach, war ihre Stimme genauso eisig kalt wie ihr
Blick.
    »General Beckett, Wir haben Euch herzitiert, um die Verteidigung dieses Planeten in Eure alleinige Verantwortung zu
legen. Wir legen Euch Golgatha in die Hände. Bewacht es
wohl und achtet darauf, daß Uns kein Leid geschieht.«
    Beckett starrte sie fassungslos an. »Aber ich … Euer Majestät, ich hatte angenommen, daß man mich hergeholt hat, um
das Kommando über Eure Flotte zu übernehmen! Ich bin der
einzige noch verbliebene Offizier mit der Erfahrung und dem
Rang, um die Dinge wieder unter Kontrolle zu bringen. Sie
werden auf mich hören! Wer sonst wäre besser für diese Aufgabe qualifiziert als ich, Euer Majestät?«
    »Glaubt nicht, daß Ihr mit Uns diskutieren könnt, General!«
erwiderte die Löwenstein mit gefährlich leiser Stimme. »Ihr
habt Eure Befehle, und ich erwarte, daß Ihr sie ausführt.«
    Beckett schluckte seinen Ärger runter, um nichts sagen, was
er später vielleicht bereuen würde. Er machte auf dem Absatz
kehrt und stapfte aus dem Hof. Sein ganzes Leben lang war er
dem Eisernen Thron gegenüber loyal gewesen, und das würde
sich auch jetzt nicht ändern; ganz egal wie sehr er versucht
war. Die Löwenstein blickte ihm hinterher, dann wandte sich
an Dram.
    »Ihr werdet meine Flotte

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