Todtstelzers Krieg
kommandieren, lieber Dram. Beckett ist ein wenig zu weich, trotz seiner vielgepriesenen Loyalität. Er könnte zögern, Dinge zu tun, die getan werden müssen.
Ich habe Eure Entschlossenheit und Eure Sorgfältigkeit auf
Virimonde bewundert, und ich brauche jemanden als Kommandanten der Flotte, dem ich blind vertrauen kann. Also werdet Ihr das Kommando übernehmen, Dram. Ihr seid mein
Mann. Enttäuscht mich nicht. Wagt es nicht, mich zu enttäuschen. Ihr werdet Eure Befehle von hier aus erteilen. An meiner Seite werdet Ihr in Sicherheit sein, und ich werde imstande
sein, Euch um Euren Rat zu fragen, falls es erforderlich sein
sollte.«
»Jawohl, Löwenstein. Aber … werden die Kapitäne mich als
ihren Kommandanten akzeptieren? Sie wissen, daß ich nicht
Becketts Erfahrung besitze.«
»Sie dienen dem Obersten Krieger. Dem Mann, für den sie
Euch halten . Das ist alles, was zählt. Nehmt meine Flotte und
zerschmettert meine Feinde, Dram. Zerbrecht sie und zerstreut
sie und zeigt keine Gnade. Genau, wie Ihr es auf Virimonde
getan habt. Ich bin die Imperatorin , und mir wird man gehorchen. Und hinterher … Wir werden die Schwachen und unloyalen Elemente in unserem Imperium ausmerzen, und zwar
in einem Ausmaß, wie es noch nie dagewesen ist.«
Sie lächelte ein unangenehmes Lächeln, und Dram nickte
zum Zeichen, daß er verstanden hatte. »Wie Ihr meint, Löwenstein. Verzeiht mir die Frage, aber … meint Ihr, es ist gut,
wenn Ihr Euch noch weiter auf dieser Welt aufhaltet? Ich meine, seid Ihr in Sicherheit? Wer weiß, wozu die Elfen und Rebellen bereit sind, nur um einen direkten Schlag gegen Euch zu
führen.«
»Macht Euch deswegen keine Gedanken«, antwortete Löwenstein leichthin. »Wir haben nach den Besten der Besten
geschickt, um nach Golgatha zu kommen und Unsere persönliche Leibwache zu sein. Niemandem wird es gelingen, an Investigator Razor und Kid Death vorbeizukommen.«
Hoch oben auf der Oberfläche gingen die Kämpfe weiter. Die
Verbitterung, mit der sie geführt wurden, nahm von Minute zu
Minute zu, genau wie das Blutvergießen. Armeen strömten
durch die Straßen und drängten sich auf den offenen Plätzen,
und sie kämpften aus diesem oder jenem Grund gegen die Imperialen Truppen des Monsters Löwenstein, dieser Wahnsinnigen auf dem Eisernen Thron. Kein einziger Soldat war mehr in
den Kasernen, und die beiden Lager prallten aufeinander, wo
auch immer sie sich begegneten . Jede Partei war fest davon
überzeugt, daß Recht und Schicksal auf ihrer Seite standen. Die
einen kämpften für Ordnung, die anderen für Gerechtigkeit,
und keine Seite verschwendete einen Gedanken an Kapitulation oder Erbarmen. Entweder war der Sieg überwältigend, oder
die Niederlage vernichtend. Sie kämpften mit Schwertern und
Äxten, mit Energieschilden und Disruptoren und mit den
furchteinflößenden, unvertrauten Projektilwaffen, die der Untergrund zur Verfügung gestellt hatte. Blut spritzte durch die
Gegend, und Männer und Frauen fielen und lagen schreiend
auf dem mit Eingeweiden übersäten Boden, wo sie an ihren
Wunden oder am Schock oder einfach nur vom endlosen Getrampel der dicht gedrängten Kämpfer starben. Niemand hatte
Zeit, sich um die Verwundeten zu kümmern, und die Toten
lagen überall . Sie wurden achtlos zur Seite getreten oder an
Straßenecken aufgestapelt, vergessen von Freunden und Feinden gleichermaßen, während die Schlacht weiter tobte .
Einige von Löwensteins Truppen setzten die neuen Stasisprojektoren ein. Innerhalb des von diesen Apparaten erzeugten eng
begrenzten Felds kam die Zeit zum Stillstand, und wer in das
Feld geriet, war völlig hilflos, gefangen in einem Augenblick
der Zeit wie ein Insekt in Bernstein.
Der Vormarsch der Rebellen kam unvermittelt zum Stillstand. Ganze Gegenden wurden unpassierbar. Doch es war eine
neue Technologie , und die Anzahl der Projektoren war begrenzt. Außerdem waren sie unzuverlässig und instabil.
Manchmal reichte das einfache Einschalten des Apparats aus , um die Maschine explodieren zu lassen und jeden in einem
Umkreis von dreißig Metern zu töten. Verständlich , daß die
Truppen die Apparate nur zögernd einsetzten. Manchmal mußten die Offiziere neben ihnen stehen und ihnen Pistolen an die
Köpfe setzen. Doch wo die Maschinen funktionierten, waren
die Effekte dramatisch. Im Innern des projizierten Feldes konnte die Zeit zu einem Kriechen verlangsamt oder unendlich beschleunigt werden. Wer in Stasis gefangen
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