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Todtstelzers Krieg

Todtstelzers Krieg

Titel: Todtstelzers Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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zu sehen, und sein Herz wurde warm bei
diesem Anblick. Er grinste noch immer, als ein Disruptorstrahl
aus dem Turm der Chojiros seinen Schlitten traf. Jakob klammerte sich grimmig an den Konsolen fest, als der Schlitten unter ihm zu bocken begann. Dann explodierte das gesamte Armaturenbrett. Ohnesorg packte geblendet vom Blitz und den
Flammen an den plötzlich toten Gashebel, und der Schlitten
sackte unter ihm weg. Der Flieger stürzte wie ein Stein zu Boden und zog eine lange Rauchfahne hinter sich her. Ohnesorg
sah, wie die Armada sich über ihm entfernte und ihn zurückließ. Er fluchte lästerlich und kämpfte mit den Überresten der
Kontrollen. Jakob hatte keine Angst vorm Sterben. Er war viel
zu wütend. Er war so weit gekommen und hatte soviel durchgemacht, und ausgerechnet jetzt sollte es zu Ende sein.
Die Maschine des Fliegers hustete, und der Schlitten machte
einen Satz. Fast hätte Jakob den Halt verloren und wäre heruntergefallen. Er fauchte etwas Unverständliches und konzentrierte sich weiter auf die Kontrollen in dem Bemühen, die brennenden Überreste des Schlittens zu einem Wunder zu überreden. Und tatsächlich schien einer der Götter, die er angerufen
hatte, seine Gebete zu erhören. Die Maschine des Schlittens
erwachte stotternd zu neuem Leben. Sie klang rauh und unruhig, und der Schlitten schwankte und taumelte wild mal in die
eine, mal in die andere Richtung; doch langsam, ganz allmählich wurde der unkontrollierte Absturz gebremst und endete
schließlich ganz. Jakob Ohnesorg heulte und schrie und schüttelte triumphierend die Faust, und der Schlitten gewann wieder
an Höhe. Er stieg an der Seite des Turms Chojiro empor, hinauf zu der wartenden Familie im obersten Stockwerk.
Die Maschine drohte jeden Augenblick wieder zu versagen;
doch Ohnesorg ließ es nicht so weit kommen. Er bediente die
Kontrollen mit höchster Konzentration. Die Armada über ihm
brandete noch immer wie unzählige dunkle, drohende und unaufhaltsame Schatten gegen die Türme an. Nach wie vor feuerten die Verteidiger, und in der Masse der Angreifer hatten sich
große Lücken aufgetan, und trotzdem rückten die Schlitten
weiter vor. Einige von ihnen hatten ihr Ziel schon erreicht. Sie
schossen große Löcher in die Stahlglasfenster und krachten in
die obersten Stockwerke der Türme. Truppen mit Schwertern
und Disruptoren erwarteten sie dort; aber die erste Welle von
Rebellen kämpfte tapfer und mit dem Mut wilder Verzweiflung. Sie wollten nicht sterben, bevor sie nicht für die Nachrückenden einen Brückenkopf gesichert hatten. Viele von ihnen
starben trotzdem schon nach wenigen Augenblicken, überwältigt von der schieren Übermacht der Verteidiger, doch ununterbrochen tauchten weitere Rebellen auf und erzwangen sich
Meter für Meter ihren Weg in die Türme.
Es war ein Kampf, den die Familien so niemals zu führen
erwartet hatten. Nach dem Schlittenangriff der Wolfs auf den
Turm der Feldglöcks hatten die meisten Familien ein paar zusätzliche Disruptorkanonen auf den Dächern montiert und Geld
in eine Flottille von Antigravbarken investiert; doch noch nicht
einmal in ihren kühnsten Träumen hatten sie sich vorgestellt,
eines Tages derartige Massen von Angreifern abwehren zu
müssen.
Mehr und mehr Schlitten durchbrachen die Verteidigungsringe der Türme und die Fenster der oberen Stockwerke. Ohnesorg fluchte wehmütig, während sein Schlitten langsam höher
stieg. Er hatte als einer der ersten in den Turm Chojiro eindringen und den nach ihm Kommenden Rückendeckung geben
wollen. Jakob Ohnesorg war ein Mann, der gewohnt war, seinen Truppen voranzugehen. Er wußte nicht, was aus Alexander
Sturm oder Ruby Reise geworden war; doch er hatte jetzt auch
nicht die Zeit, um über das Schicksal der beiden nachzudenken.
Der Schlitten kroch die letzten paar Stockwerke empor und
kam vor dem obersten Geschoß zum Stillstand. Ohnesorgs
Magen krampfte sich zusammen, als er sich unvermittelt einem
ganzen Dutzend auf ihn gerichteter Disruptoren gegenüber sah.
Irgend jemand war durch eines der Stahlglasfenster gebrochen,
doch er hatte offensichtlich nicht überlebt. Adrenalin schoß
durch Jakobs Adern, und mit einemmal schien sich alles in
Zeitlupe zu bewegen. Er hatte plötzlich alle Zeit der Welt, um
die Situation zu analysieren und über das nachzudenken, was
als nächstes zu tun war. Er vertraute dem halb zerstörten
Schlitten nicht genug, um sich unter das Schußfeld der Disruptoren fallen zu

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