Todtstelzers Krieg
beiseite, als ein einzelnes Paar
Schritte eilig von oben die Treppe herunter kam. Ruby brachte
rasch ihr Maschinengewehr in Anschlag, und Ohnesorg zog
seinen Disruptor. Sie postierten sich Rücken an Rücken und
hielten beide Seiten der Treppe im Auge – nur für den Fall, daß
die Schritte eine Finte waren, um ihre Aufmerksamkeit vom
eigentlichen Angriff abzulenken. Die Schritte schienen Ewigkeiten zu benötigen, um näherzukommen, und dann bog Alexander Sturm um die Ecke des Treppenabsatzes. Er blieb überrascht stehen, blinzelte und grinste dann auf das Maschinengewehr, mit dem Ruby auf ihn zielte.
»Wärt Ihr ein Mann, Ruby Reise, könnte ich jetzt eine sehr
verletzende Bemerkung über Euer Bedürfnis fallen lassen, eine
so große Waffe zu tragen«, sagte er schließlich gelassen. »Aber
da Ihr kein Mann seid, spare ich mir die Mühe.«
Ruby wechselte einen Blick mit Ohnesorg. »Hat er gesagt,
was ich glaube, daß er gesagt hat?«
»Laß uns später darüber reden«, wich Ohnesorg diplomatisch
aus. Er senkte seinen Disruptor und grinste Sturm an. »Wurde
auch allmählich Zeit, daß du auftauchst. Ich habe mich die
ganze Zeit gefragt, was dich so lange aufhält.«
»Der Verkehr war mörderisch«, entgegnete Sturm. Er sog die
Luft ein und verzog das Gesicht. »Wie ich sehe, habt ihr wieder einmal die Hölle heraufbeschworen.«
»Wir tun nur, was getan werden muß«, erwiderte Ohnesorg.
»Komm hinter uns her, Alexander. Wir sind den Chojiros dicht
auf den Fersen. Ich kann es spüren.«
»Ja«, sagte Ruby. »Es ist soweit. Das Schicksal erwartet die
Chojiros. Die Zeit der Rache ist gekommen«
»Du hast schon wieder Gruselromane gelesen«, sagte Ohnesorg und rümpfte die Nase.
Sturm grinste. »Ach, sie kann tatsächlich lesen? Das wußte
ich noch gar nicht.«
»Rede nur weiter so, Sturm«, knurrte Ruby. »Auf dem Grill
ist noch Platz.«
»Mein Gott, das ist ja wie im Kindergarten!« sagte Ohnesorg.
»Haltet endlich den Mund, alle beide, und folgt mir. Wir wollen die Chojiros nicht unnötig warten lassen.«
Er setzte sich in Bewegung. Ruby folgte dicht hinter ihm.
Sturm hüllte sich eng in seinen Umhang, um sich vor der Hitze
zu schützen, die nur langsam abnahm; dann ging er den beiden
hinterher .
Sie bewegten sich vorsichtig voran, doch sie trafen auf keinen weiteren Widerstand mehr. Keine Soldaten, keine Fallen.
Nichts als die Metalltreppe, die vor ihnen nach unten führte.
Ohnesorg wurde von Sekunde zu Sekunde mißtrauischer. Er
umklammerte das Schwert und den Disruptor so heftig, daß
seine Finger schmerzten. Das war nicht der Clan Chojiro, den
er in Erinnerung hatte. Die Chojiros, die er kannte, hatten für
jede mögliche Bewegung eine Falle, für jeden Schritt eine Fußangel und Schicht um Schicht aus Verrat und Betrug um sich
herum errichtet. Und wenn alles so unerwartet leicht ging,
konnte das eigentlich nur bedeuten, daß die Chojiros ihn bereits
erwarteten. Daß sie wollten, daß er bis zu ihnen vordrang. Und
das wiederum konnte nur bedeuten, daß ihn eine wirklich bösartige und vernichtende Überraschung erwartete. Ohnesorg
grinste sein wölfisches Grinsen.
Es spielte keine Rolle, was sie für ihn bereithielten. Nichts
würde ihn jetzt noch aufhalten .
Sie erreichten den Fuß der Treppe und näherten sich vorsichtig der nackten Metalltür, die zur nächsten Etage führte. Alles
war still und leise. Ruby spähte über das Geländer in die Tiefe,
für den Fall, daß dort Wachen auf der Lauer lagen, doch das
Treppenhaus lag leer und verlassen, soweit das Auge reichte.
Ohnesorg untersuchte die Tür und die umliegende Wand sorgfältig, aber er konnte keine Falle entdecken. Er war ziemlich
sicher, daß ihm alles Verdächtige aufgefallen wäre; trotzdem
fühlte er sich erleichtert, als er schließlich den Türgriff langsam
drehte und die Tür einen Spalt weit aufschob und nichts geschah. Er winkte Ruby zu sich, und sie glitt lautlos und mit
schußbereitem Maschinengewehr neben ihn. Ohnesorg zählte
in Gedanken bis drei, und beide warfen sich gemeinsam gegen
die Tür und stürmten in die darunterliegende Etage. Sturm
folgte ihnen auf dem Absatz. Ein rascher Blick in die Runde
zeigte Ohnesorg, daß keine Wachen auf sie warteten. Nirgendwo waren Fallen zu erkennen. Nichts, außer einem Mann und
einer Frau, die beieinander standen und mit demonstrativ leeren Händen darauf warteten, die drei Besucher zu begrüßen.
SB Chojiro und Gregor Shreck.
SB war eine kleine Puppe
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