Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
Vom Netzwerk:
laufen, selbst nach all diesen
Jahrhunderten. Seht Euch vor.
    »Das erzählt sie mir jetzt! Warum ist es hier so verdammt
kalt?«
Das Parlament hat meinen Palast geschlossen, erklärte Löwenstein. Daran müsstet Ihr Euch erinnern. Ihr habt es genehmigt. Habt damals gesagt, er wäre ein zu abscheuliches
Symbol, um ihn fortbestehen zu lassen, und sollte bei erster
Gelegenheit systematisch demontiert und zerstört werden. Nur
wart Ihr alle in jüngster Zeit so furchtbar beschäftigt, dass
niemand je dazu gekommen ist, mit der Arbeit zu beginnen. Die
Generatoren wurden allerdings abgeschaltet, um Energie zu
sparen. Shub konnte einen Teil der Stromversorgung wieder
einschalten, aber nur in der unmittelbaren Umgebung hier. Wir
wollen doch nicht, dass unser kleiner Besuch jemandem auffällt!
»Dieser Job wird einfach immer besser«, fand Ohnesorg.
»Sagt mir, Löwenstein, womit muss ich zwischen hier und der
Gruft rechnen?«
Mit den besten Sprengfallen, die ich mir nur ausdenken konnte. Ich gebe Euch, so gut ich kann, Anleitung, wie Ihr mit ihnen
fertig werdet. Wie Ihr das Stasisfeld überwindet, das die Gruft
einhüllt, ist ganz allein Euer Problem. Ihr solltet jedoch lieber
einen Weg hineinfinden, Jakob! Zumindest, falls Shub Euch
wieder herausteleportieren soll.
»Typisch Shub . Nie eine Chance versäumen, um eine Drohung auszustoßen und zu beweisen, dass man die Lage unter
Kontrolle hat. Für angeblich hochentwickelte KIs können sie
zuzeiten erstaunlich unsicher sein. Jetzt zeigt mir die Richtung,
ehe ich zu Eis erstarre.«
Geht geradeaus, bis sich der Gang verzweigt, und wendet
Euch dort nach links. Es ist nicht weit bis zur ersten hässlichen
Überraschung.
Ohnesorg schniefte und machte sich auf, dem Metallflur zu
folgen . Hinter der Verzweigung herrschte nur eine Andeutung
von Licht, und Schatten bewegten sich drohend in seiner Umgebung und tarnten möglicherweise alle Arten von Geheimnissen. Die Luft war reglos und still, und das einzige Geräusch
war das weiche Tappen von Ohnesorgs Schuhen auf dem Metallboden. Er trat leise auf, ging nicht zu schnell und nicht zu
langsam und hielt sich bereit, innerhalb eines Augenblicks davonzuspringen, wenn es gefährlich wurde. All seine Instinkte
schrien ihm zu, dass er in eine Falle tappte, aber das war ihm
von Anfang an klar gewesen. Er setzte seine Instinkte und Fertigkeiten gegen alles, was Löwensteins perverse Findigkeit
gegen ihn ins Feld führen konnte. Die Wände wirkten massiv,
Fußboden und Decke ebenfalls. Das hatte jedoch nichts zu bedeuten. Löwensteins kleine Überraschungen würden so raffiniert und bösartig sein, wie ihre Erfinderin gewesen war. Damals, als sie noch Mensch war. Ohnesorg spürte, wie der Boden ein klein wenig unter dem Fuß nachgab, den er gerade aufsetzen wollte, warf sich augenblicklich nach vorn und führte
dabei einen Purzelbaum aus, nach dem er wieder auf den Beinen stand. Hinter ihm waren lange Metallspieße aus beiden
Wänden geschossen, Speere mit Widerhaken, die ihn durchbohrt hätten, hätte er nur einen Augenblick später reagiert. Er
lächelte, schüttelte den Kopf und tappte weiter. Kinderkram.
In rascher Folge stieß er auf etliche solcher Spielsachen: Falltüren mit spießbestückten Gruben darunter; Schusswaffen und
Gasbehälter hinter getarnten Wandöffnungen; sogar ein paar
altmodische Bärenfallen mit bösen Metallklammern. Löwenstein warnte ihn vor einigen Fallen, vor anderen dagegen nicht.
Wahrscheinlich nur, um zu verfolgen, wie er sich aus der Affäre zog. Um sicherzugehen, dass er nicht verweichlicht war.
Zumindest wärmten ihn die Übungen etwas auf. Als nächstes
kamen die Ultraschall- und Unterschallfallen sowie diverse
scheußliche Lichtershows, die einen normalen Einbrecher desorientiert, hirngewaschen oder hirnversengt hätten, bis er nur
noch ein sabbernder Idiot war. Ohnesorg spazierte einfach mitten hindurch. Als er endlich das Stasisfeld erreichte, langweilte
er sich doch tatsächlich ein wenig, aber der Anblick des undurchsichtigen grauen Energiefeldes, das den Korridor blokkierte, riss ihn schnell wieder aus dieser Stimmung. Stasisfelder bedeuteten Ärger.
Innerhalb eines Stasisfelds steht die Zeit still. Was immer
darin verborgen liegt, bleibt erhalten, solange das Feld besteht
– wie ein Insekt in Bernstein. Mit physischen Mitteln konnte
man keine Wirkung auf ein Stasisfeld ausüben, weil es streng
genommen nicht vorhanden war. Es markierte einfach nur die

Weitere Kostenlose Bücher