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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Schnittstelle zwischen den beiden Zeitperioden im Innern und
außerhalb davon. Ohnesorg hatte einmal einen berühmten Physiker gebeten, ihm das zu erklären, und den größeren Teil einer
Stunde und erhebliche Kopfschmerzen später war er keine Spur
klüger geworden. Was wirklich schade war, denn es bedeutete,
dass er nicht den Schimmer einer Idee hatte, wie er das Feld
vor ihm durchdringen konnte. Besonders falls es, wie er vermutete, das Produkt einer Technik aus dem alten Imperium
war. Ohnesorg starrte es einige Zeit stirnrunzelnd an.
Haben wir ein Problem?, erkundigte sich Löwenstein
schließlich.
»Möglicherweise«, antwortete Ohnesorg. »Wie seid Ihr hineingelangt, als Ihr es nötig fandet?«
Per Handabdruck und Kontrolle von Retina und Stimme,
über das Sicherheitspaneel rechts von Euch. Dram hat es für
mich eingerichtet. Der ursprüngliche Dram. Da ich jedoch
keinen Zugriff mehr auf meinen Körper habe … Muss ich noch
erwähnen, dass das System so eingerichtet wurde, dass es abstürzt, sobald jemand daran herumpfuscht?
»Handabdruck. Retinaabtastung. Stimmkode.« Ohnesorg
funkelte das Sicherheitspaneel an. Er hatte eine Menge Fähigkeiten, aber Gestaltwandel gehörte nicht dazu. Und Löwensteins verstorbener Körper war vor langer Zeit vernichtet worden – nur für den Fall, dass jemand neunmalkluge Ideen wie
Klonen hatte. War buchstäblich kremiert worden, während sich
die Zuschauermenge vor Begeisterung heiser brüllte. Das Sicherheitspaneel erweckte den Eindruck, technisch auf der Höhe
der Zeit und noch ein Stück weiter zu sein. Ohnesorg war
ziemlich sicher, dass selbst Hazel damit echte Schwierigkeiten
gehabt hätte. Er dachte angestrengt nach und runzelte dabei so
heftig die Stirn, dass sie schmerzte. Etwas regte sich im Hintergrund seiner Gedanken; etwas, das jemand früher gesagt
hatte … am Meer der Träume.
Hazel hatte gesagt, dass alle Punkte der Zeitlinie durch den
Untergeist erreichbar waren. Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft. Falls Ohnesorg also sein Bewusstsein zurück ins
Meer der Träume schickte und sich dann für einen Zeitpunkt
entschied, an dem er wieder daraus hervorkam … Plötzlich
schauderte ihn, und es lag nicht an der Kälte. Falls er das falsch
machte und die Kontrolle verlor, konnte er jeden Halt in der
Zeit verlieren und für alle Ewigkeit in ihr hilflos hin und her
treiben … Er war früher auch Risiken eingegangen, wenn es
nötig wurde, aber keines, das mit dieser Aufgabe jetzt vergleichbar gewesen wäre. Aber andererseits blieb ihm keine
Wahl. Also holte er tief Luft, straffte die Schultern und tauchte
ins eigene Bewusstsein hinab, durch das Unterhirn in den Untergeist.
Er blieb gerade lange genug, um sich zu orientieren (das endlose Meer, die brütende Präsenz Shubs , die riesige schwarze
Sonne der Neugeschaffenen), und konzentrierte sich dann darauf, seine Position in der Zeit neu zu definieren. Schon oft hatte er gespürt, wie sich seine Gedanken in seltsame Richtungen
bewegten, wenn er seine Labyrinthkräfte einsetzte, aber die
jetzige Erfahrung war etwas Neues und ganz und gar erschrekkend. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft heulten zugleich
auf, zuckten an ihm vorbei, stotterten und wiederholten sich,
verzweigten sich endlos in die verschiedensten Möglichkeiten.
Er erblickte alte, schon lange tote Freunde und vertraute Gesichter, Kriege auf Nebelwelt und Golgatha , sah sich selbst auf
von Menschen wimmelnden Straßen kämpfen und bluten und
immer wieder aufs Neue siegen und sterben. Owen Todtsteltzer
trat zu ihm und versuchte, ihm etwas Wichtiges zu sagen, und
war schon wieder verschwunden, mitgerissen vom unerbittlichen Strom der Zeit.
Ohnesorg schrie auf. Er spürte, wie er sich auflöste, wie er in
eine unendliche Zahl verschiedener Richtungen zugleich gezerrt wurde. Er zwang sich dazu, sich auf die Gruft zu konzentrieren, diese von uralten Kräften in der Zeit gebannte Blase,
wandte seine ganze Willenskraft und Not zu einem einzelnen
unerbittlichen Stoß auf. Die Zeit brüllte und warf ihn hinaus,
und er stürzte ins Endlose, innerhalb eines Augenblicks, der
ewig zu dauern schien, ehe er schließlich in genau dem Augenblick auftauchte, der vom Stasisfeld aufrechterhalten wurde.
Auf einem dicken Florteppich fiel er hin und zitterte heftig.
Eine Zeit lang konnte er nichts anderes tun, als dort zu liegen,
während sich seine Gedanken langsam wieder ordneten. Endlich setzte er sich auf und sah sich um. Das

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