Todtstelzers Schicksal
Trotzdem kein Grund zur Sorge.
Ihr könnt Shub ebenfalls dienen, auf Eure eigene Art. Meine
guten Freunde, die abtrünnigen KIs, haben mich gebeten, Euch
zu ihnen zu bringen. Ihr seid ein Quell der Faszination für sie.
Die erstaunlichen Dinge, die nur Ihr und Eure Gefährten aus
dem Labyrinth vollbringt. Die KIs möchten diese Kräfte ebenfalls haben, und sie sind entschlossen, sie Euch auf die eine
oder andere Art zu entreißen. Falls ich ganz brav bin, darf ich
auch zusehen. So, besteht irgendeine Möglichkeit, dass Ihr
vernünftig genug seid, in aller Stille mitzukommen und unnöti
ge Gewalt zu vermeiden?«
»Überleg mal«, sagte Ruby und schoss ihm direkt durchs
Herz.
Der Energiestrahl fuhr glatt durch die Brust des Wolfs und
trat am Rücken wieder aus. Valentin schnappte einmal nach
Luft, fiel auf die Knie und ließ den Kopf hängen. Im letzten
Augenblick stoppte er seinen Sturz mit den Händen auf dem
harten Betonfußboden. Langsam hob er den Kopf und sah Ruby an, und er lächelte. Sein Mund war ein großer scharlachroter
Spalt und ähnelte einer offenen Wunde, aber kein Tropfen Blut
war zu sehen. Ohne Eile stand Valentin wieder auf, und das
Loch in seiner Brust hatte sich schon geschlossen. Hinter dem
ins schwarze Hemd gebrannten Loch zeigte sich nur bleiche,
unversehrte Haut. Ruby blinzelte ein paarmal.
»Beeindruckend«, sagte sie schließlich. »Du hast einen neuen
Trick gelernt, Wolf. Verdammt, bleibt eigentlich niemand mehr
tot, nachdem man ihn erschossen hat?«
»Manchmal hat es glatt den Anschein, nicht wahr?«, fragte
Valentin gelassen. »Finlay Feldglöck hat ebenfalls geglaubt, er
könnte mich auf diese Art umbringen. Er wird so überrascht
sein, wenn ich wieder auftauche, um ihm das Herz aus der
Brust zu reißen!«
»Finlay Feldglöck ist tot.«
»Nein. Er ruht sich nur aus. An manchen Tagen scheint das
Imperium eindeutig von Menschen zu wimmeln, die eigentlich
tot sein müssten. Supermenschen und Helden und Monster der
einen oder anderen Art. Eine schlechte Zeit, um nur ein
Mensch zu sein wie andere auch. Meine eigene Unverwundbarkeit beruht auf Nanotech. Shub hat diese fleißigen kleinen
Dinger in mein System eingebaut, und nichts kann mich jetzt
mehr für längere Zeit verletzen. Weder wird das Alter mich
beugen noch die Zeit mich vernichten. Ich werde für Zeitalter
leben und schreckliche Dinge tun, um mich zu amüsieren. Falls
der Teufel vorher noch nicht existiert hat, tut er es jetzt.«
»Du warst schon immer sehr von dir eingenommen«, sagte
Ruby Reise ungerührt. »Shub hat dir vielleicht all das versprochen, aber man kann Shub nicht trauen. Eher kann man schon
an die Gerechtigkeit im Leben oder das Mitleid eines Tigers
glauben. Oder meines.«
»Es hätte wirklich keinen Sinn zu kämpfen«, sagte Valentin.
»Ihr könnt mich nicht verletzen, wohl aber ich Euch. Die KIs
würden eine lebende Gefangene vorziehen, um Experimente an
ihr durchzuführen, aber notfalls geben sie sich auch mit einer
Leiche zufrieden, die sie sezieren können. Es liegt wirklich an
Euch. Eure Entscheidung.«
»Ich entscheide mich weder für das eine noch das andere«,
erklärte Ruby. Sie steckte den Disruptor weg und zog das
Schwert. »Sehen wir mal, wie unsterblich du bist, nachdem ich
dich in ein Dutzend Stücke zerschnitten habe.«
Sie sprang vor und schwang das Schwert mit beiden Händen.
Die Klinge des Wolfs tauchte sofort an der richtigen Stelle auf,
um ihren Angriff zu parieren. Ruby löste sich gleich wieder
und griff erneut an, und sie steigerte ihre Kraft und Schnelligkeit bis an die Grenze. Das Duell führte die beiden Kämpfer
auf dem Betonboden hin und her, während sie im beengten
Raum der Garage zustießen und parierten und ausholten. Funken flogen, als die Schwerter immer wieder aneinander knallten. Valentin war stark und schnell, aber Ruby war die bessere
Kämpferin. Sie schnitt ihn ein ums andere Mal, und zweimal
rammte sie ihm sogar das Schwert durch den Leib, aber weder
floss Blut noch verging Valentin zu irgendeinem Zeitpunkt das
Scharlachlächeln. Sie konnte ihn nicht verletzen, und sie beide
wussten es. Er wartete einfach ab, während sie sich verausgabte. Und wenn ihre Kraft und Ausdauer schließlich erschöpft
wären, würde er sie gerade ausreichend verletzen, um sie zu
schwächen, und dann sicher fesseln. Ein gut verpacktes Ge
schenk für seine neuen Herren.
Ruby spürte schon, wie sie ansatzweise langsamer wurde,
während sie hin und her stampften und dabei Kisten und Vorrä
te
Weitere Kostenlose Bücher