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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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Ich komme zurecht. Geh dich etwas
ausruhen. War da … noch irgendwas, Jakob? Du siehst bekümmert aus.«
»Nein«, sagte er. »Du scheinst alles im Griff zu haben. Du
hast Recht. Ich brauche etwas Ruhe. Lebwohl, Diana.«
Er verließ die große Halle und kehrte auf die Steinflure zurück. Diana hatte seine Hilfe letztlich doch nicht gebraucht.
Hatte die verdammte Bombe mit nur einem Gedanken entschärft und auch die Verräter ausgeschaltet. Wahrscheinlich
hatte sie nicht mal Ohnesorgs Warnung wirklich nötig gehabt.
Er gewann zunehmend den Eindruck, dass der legendäre Berufsrebell Jakob Ohnesorg überflüssig geworden war. Seine
Art, an die Dinge heranzugehen, wurde nicht mehr gebraucht.
Letzten Endes waren die abtrünnigen KIs von Shub besiegt
worden, ohne dass man auf seine kriegerischen Fähigkeiten
hätte zurückgreifen müssen. Diana Vertue hatte den Sieg davongetragen. Er war nur als Fahrgast dabei gewesen.
Ruby hatte Recht gehabt. Er hatte die eigene Legende überlebt.
Und erst in diesem Augenblick wurde ihm klar, warum die
Wunde an seiner Seite nicht heilte: Er hatte sich entschieden zu
sterben. Seine Last abzulegen und endlich Ruhe zu finden. Ruby war tot, und niemand brauchte ihn mehr, also warum hätte
er weitermachen sollen? Das Imperium hatte sich so stark verändert, dass er dem nicht mehr zu folgen oder dabei mitzuwirken vermochte. Er hatte versucht, auf alte Methoden zurückzugreifen, den Dingen mit Schwert und Disruptor gewaltsam einen Sinn zu geben, aber auch das hatte nicht funktioniert. Man
konnte nicht einfach alle Menschen umbringen, die anderer
Meinung waren. Er wusste jetzt, dass er sich nur bemüht hatte,
die Schlichtheit der Absichten seiner frühen Tage neu zu beleben, als ihm das Leben selbst noch einfacher erschienen war.
Gut oder böse, kämpfen oder sterben. Letztlich lief es einfach
darauf hinaus, dass das Imperium keinen Berufsrebellen mehr
benötigte.
Noch war die Frage der Neugeschaffenen ungelöst, aber Ohnesorg konnte sich nicht überwinden, darauf auch nur einen
Dreck zu geben. Diana würde die Neugeschaffenen wahrscheinlich ebenfalls in eine telepathische Umarmung nehmen,
und das war es dann. Er hatte so lange gekämpft und sich stets
bemüht, das Richtige zu tun, aber jetzt war er sehr müde und
hatte sich das Recht verdient, sich auszuruhen. Es wurde Zeit
zu ruhen. Zu sterben.
Er suchte sich langsam den Weg durch die Korridore in den
Weinkeller zurück, um ein letztes Mal mit Ruby zusammen zu
sein. Sollten doch die Supermenschen das Universum übernehmen! Owen und Hazel, Diana und die Mater Mundi . Er
hatte sowieso nie den Wunsch gehabt, ein Supermensch zu
werden. Er hatte sein Leben dem Sturz des Eisernen Throns
verschrieben, hatte eine zweite Chance erhalten, ohne sie verdient zu haben, und lange genug gelebt, um den Erfolg zu sehen. Das reichte. Er ging jetzt ganz langsam, denn die Kraft
rann mit dem Blut aus seiner Flanke heraus. Er lächelte und
nickte den Menschen zu, an denen er vorüberkam. Sie durften
es nicht erfahren. Es bestand immer die Chance, dass Dianas
Leute ihm zu helfen und ihn zu retten versuchten, und das
wollte er nicht. Es war Zeit loszulassen.
O Gott, Ruby, ich habe dich so sehr geliebt!
Er hörte inzwischen den eigenen Herzschlag, der ihm laut in
den Ohren dröhnte wie der langsame Trommelschlag einer
Bestattungsfeier. Die Beine spürte er kaum noch, aber mit
schierer Willenskraft hielt er sich aufrecht und schleppte sich
weiter. Er hatte sich für den Tod und den richtigen Ort dafür
entschieden, und er war nicht bereit, sich diese letzte Würde
von der Schwäche des eigenen Körpers nehmen zu lassen. Er
ging weiter, und der Kopf sank mit jedem Schritt tiefer. Das
Blut war jetzt dickflüssiger, wie der letzte Wein vom Grund
des Fasses. Ihm schien jedoch, dass er nicht mehr allein unterwegs war. Gespenster bewegten sich durch den Korridor und
zeigten alte, vertraute Gesichter. Alexander Sturm begleitete
ihn eine Zeit lang, und der alte Freund war wieder jung und
gutaussehend, und sie verziehen sich gegenseitig alles. Dann
war Sturm verschwunden, und Jung Jakob Ohnesorg trat mit
blitzendem Lächeln an seine Stelle. Ich war immer der bessere
Jakob Ohnesorg, verglichen mit dir, sagte die Furie. Ohnesorg
knurrte ihn an und ließ ihn zurück. Seine diversen Gattinnen
nickten ihm von Türen aus zu, an denen er vorbeikam. Er hätte
sich mehr Zeit für sie nehmen sollen, aber andererseits war ihm
stets klar gewesen, dass sie nur die Legende geheiratet

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