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Todtstelzers Schicksal

Todtstelzers Schicksal

Titel: Todtstelzers Schicksal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon R. Green
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meine Feindin gewesen. Und ich muss sagen,
dass ich mich in deiner Gesellschaft lebendiger fühle als je bei
einer meiner Ehefrauen. Sogar bei meiner lieben Arabella, der
fünften. Und sie war ein Schlangenmensch. Woher diese plötz
liche Offenheit?«
Ruby zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich fühle einfach
meine Sterblichkeit, schätze ich. Ich denke nicht, dass wir dem
Tode je näher waren als heute.«
»Aber wir haben es überstanden. Das tun wir immer. Obwohl
Owen ausrasten wird, wenn er sieht, was aus seiner Burg geworden ist.«
»Ich bin froh, dass er und Hazel doch nicht tot sind. Hazel ist
die einzige echte Freundin, die ich je hatte. Und Owen … Ich
habe den Todtsteltzer schon immer bewundert. Der einzige
wirklich ehrenhafte Mann, dem ich je begegnet bin.«
»Darauf hebe ich mein Glas«, sagte Ohnesorg.
»Hier«, sagte Ruby. »Komm, ich schenke dir nach.«
Sie nahm das Glas und kippte die Flasche darüber.
Und als die dicke rote Flüssigkeit strömte und dabei wie geronnenes Blut wirkte, veranlasste etwas … etwas an der Art,
wie sie sich bewegte, wie sie sich gegeben hatte, wie sie mit
ihm gesprochen hatte, als wollte sie Abschied nehmen … bewegte etwas in ihrem Gesicht und ihren Augen Ohnesorg dazu,
plötzlich die Hand auszustrecken und ihre freie Hand zu ergreifen, die über dem Glas schwebte. Sie versuchte nicht, sie ihm
zu entziehen. Langsam drehte er ihre Hand um, und ein paar
letzte Körner feinen Pulvers rieselten aus dem in der Handflä
che verborgenen Päckchen. Ein verbreiteter Trick unter Giftmischern. Ohnesorg hatte ihn gelegentlich selbst benutzt. Aber
nie gegen jemanden, den er liebte.
Ihre Blicke begegneten sich für einen langen Augenblick, auf
beiden Seiten erfüllt von schmerzhafter Trauer, und dann entriss Ruby ihre Hand seinem Griff. Beide sprangen auf. Ohnesorg schleuderte den Tisch weg. Ruby hatte ein Messer in der
Hand. Ohnesorg zog das eigene. Sie stürzten sich frontal aufeinander, und beide Messer stießen in nachgiebiges Fleisch.
Beide ächzten bei der Verletzung. Sie standen voreinander, und
rauer Atem streifte das Gesicht des jeweils anderen. Keinen
Augenblick wandten sie den Blick voneinander. Und als dann
langsam die Kraft aus ihnen sickerte, sanken sie auf dem kalten
Steinboden in die Knie.
Rubys Hand löste sich langsam vom Griff des Messers, das
in Ohnesorgs Seite steckte. Sie kippte auf ihn zu. Ohnesorg
sank auf die Fersen zurück, um sie halten zu können. Ihr Gesicht war ganz bleich und schweißbedeckt. Als er den Blick
senkte, sah er den Griff seines Messers, das unter ihrem Brustbein steckte. Die Vorderseite ihrer Kleider war schon nass und
rot vom Blut. Sie zitterte jetzt, und Ohnesorg drückte sie fest
an sich, als wollte er sie vor Kälte schützen. Sie vergrub das
Gesicht an seiner Brust, und der Schmerz in seinen Rippen war
nichts, verglichen mit dem in seinem Herzen.
»Verdammt«, sagte Ruby. Ihr Stimme klang dick vom Blut
im Mund. »Du hast mich umgebracht, Jakob. Ich wusste schon
immer … dass du der bessere Kämpfer bist.« »O Gott, Ruby!
Warum? Warum hast du das getan?«
»Ich wollte dir einen einfachen Ausweg bieten. Ich habe einen Auftrag angenommen, weißt du noch? Und ich schreibe
nie einen Auftrag ab. Einmal Kopfgeldjägerin …«
»Du hast es für Geld getan?«
Ruby lächelte. Ihre Zähne waren von einem Blutfilm überzogen. »Vielleicht nicht nur für Geld. Wolltest du nie Gewissheit
haben … wer von uns beiden der Bessere ist? Und außerdem
… hast du meine Sicherheit bedroht. Das konnte ich nicht zulassen. O verdammt, Jakob! Ich weiß nicht, warum. Vielleicht
… weil jeder von uns die eigene Legende schon überlebt hat.
Wir gehören nicht in dieses schöne neue Imperium, das aufzubauen wir mitgeholfen haben. Vielleicht wollte ich sterben …
und hatte nur Angst, es selbst zu tun.«
»Hast du deshalb nicht hingenommen, dass mich die Grendels vor Drams Gruft umbrachten?«
»Das wäre … ein schlechter Tod gewesen. Keine Ehre für
dich, kein Geld für mich. Außerdem brauchte dich Diana. Und
mich. Um das Imperium ein weiteres Mal zu retten.«
»Ruby … stirb nicht! Wir können immer noch ein gemeinsames Leben haben. Heile dich selbst! Du kannst es. Wir sind
beide schon von Schlimmerem genesen.«
»Geht nicht. Unsere Kräfte löschen sich gegenseitig aus,
wenn wir einander bekämpfen. Dafür hat das Labyrinth gesorgt.«
»Der Kampf ist vorbei. Ich kämpfe nicht mehr gegen dich.«
»Aber ich würde weitermachen … falls ich mich

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